Tomatensalat mit Pfirsich-Miso-Dressing
23. Juli 2019
Da saß ich also am Samstagmorgen auf meiner Terrasse und studierte die Wochenendausgabe der Süddeutschen. Und las das mit dem Weltkusstag. So schön formuliert war der Einstieg in den Artikel, dass ich ihn an dieser Stelle zum Besten geben muss.
Auf die verschiedenen Arten von Küssen wird eingegangen. Neben dem Kuss zweier Liebender gibt es den sozialistischen Bruderkuss, den „Bussi-Bussi-Begrüßungskuss“, den hingehauchten Luft(i)kuss, aber auch den verräterischen Judaskuss. Am Sonntag im Biergarten zog mich eine weitere Kussart zunächst in ihren Bann, später machte sie mich nervös: der im Sekundentakt gedrückte Kuss aufs Baby-Köpfchen eines kleinen Würmchens, das am Tisch herumgereicht wurde. Einmal quer durch die versammelte Verwandtschaft, jeder hat mehrfach Schmatzer gegeben. Brachte die sommerliche Hitze das Baby schließlich zum Knergeln oder kann das mit dem Küssen eventuell auch zu viel des Guten sein?
Tomaten – zum Küssen schön
Das Erste, was mir zum Weltkusstag einfiel – nachdem der Liebste bedacht worden war – war die Feststellung: Ein Sommer ohne Tomaten ist wie ein Liebesfilm ohne Kuss.
Ich ging also zum Markt und kaufte mir gelbe, grüne, braune, rote, große und kleine, fleischige und saftige Paradiesäpfel. Und weil sie mich so herzig angelacht haben, bekam jede einzelne von mir spontan einen Kuss. Die sonnig-leuchtende „Persimmon“, die strahlend-schöne „Philona“, die süß-schmelzige „Miss Kennedy“ und auch das fetzig-ausgeflippte „Elberta Girl“ 😍 Auf diese Weise würdigte ich die grandiosen Geschöpfe und dachte, dass die Liebe sich wiederum sich aufs Essen und somit auf die glücklichen Esser überträgt! Ich fand das als einen guten Plan und habe ihn so und nicht anders in die Tat umgesetzt. So kam es also, dass ich minutenlang Tomaten küsste und schließlich selbst mit geröteten Wangen und tief beglückt in meiner Küche stand. Küssen macht glücklich, das steht fest! Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Vielküsser bis zu 5 Jahre länger leben als abstinente Menschen. Das sagen die Philematologen. Und die müssen es wissen, erforschen sie doch das Küssen. Warum wir küssen, wo auf der Welt geküsst wird – es tun nur etwa 50 Prozent der Menschen -, was das Küssen mit uns macht! All das können sie erklären. Wobei ich denke, dass es den meisten Küssern nicht so sehr um die Entstehungsgeschichte des Kusses geht. Sie tun es einfach und sind glücklich! Und sie essen Tomaten. Die strotzen vor Serotonin und bescheren Gelassenheit und noch mehr Glück!
Rote Liebesäpfel
Eine kleine Warenkunde darf schon sein, schließlich ist die Tomate unser absoluter Sommer-Favorit! Schon Maya und Azteken bauten Tomaten an, das weiß man aufgrund Samenfunden bei Ausgrabungen. Diese waren jedoch kleiner, ähnlich der heutigen Kirschtomaten. Weil sie den schwarzen Tollkirschen nicht unähnlich waren, hielt man sie jahrhundertelang für giftig. Sie dienten als Zierpflanzen und wurden mit Attributen wie prall, schön, intensiv und gefährlich besetzt. Und tatsächlich gab es Todesfälle nach dem Verkosten von Tomaten. Denn die Säure der Tomaten in Verbindung mit bleihaltigem Zinngeschirr ergibt einen tödlichen Cocktail. In Europa galt die Tomate als die Sinne verwirrendes Aphrodisiakum. „Paradeiser“, „Pomodoro, oder „Pomme d’amour“ sind in der Tat dazu geeignet, einen an eine gewisse Wollust denken zu lassen. Der französische Name schließlich klingt schon ein kleines wenig verrucht! Der unprätentiöse Name Tomate ist aus der Sprache der Azteken entlehnt und bedeutet so viel wie „anschwellen“, was wiederum auf die pralle Form abzielt, da haben wir es wieder mit der Wollust. Die Italiener haben sich als erste an die Früchte gewagt – möglicherweise sind sie der Verführungskunst des Liebesapfels erlegen - und haben daraus eine Vielzahl von Rezepturen entwickelt, die ihren Siegeszug durch ganz Europa angetreten haben. Inzwischen gibt es weltweit rund 35.000 Tomatensorten!
Betörend bunte Sommerküsse
Der heutige Tomatensalat kann in der Tomatensalat-Oberliga mitspielen. Auf einer Kuss-Skala von eins bis zehn, landet er unvermittelt auf der „10“ plus noch ein oder zwei Genuss-Sternchen obendrein. Weil die moderne Tomate auf Haltbarkeit gezüchtet, und leider zum Dickhäuter mutiert ist, habe ich mich entschlossen, sie zu überbrühen und ihnen anschließend das Fell über die Ohren zu ziehen. Eine gute Entscheidung, denn das hat sie regelrecht besänftigt! Das Dressing war vom Feinsten: Weinberg-Pfirsich und winzigste Knusperwürfelchen vom Stangensellerie wurden cremig gerührt mit Miso und Sherryessig, veredelt mit frischem Estragon. Es umschmeichelte die Tomaten, die ihrer Haut entledigt, die perfekte Liaison mit ihm eingingen. Karamellisierte Zitronen ernüchterten im ersten Moment, ließen dann jedoch die Zunge vor Sommerglück taumeln! Die knusprigen goldenen Plätzchen aus Bulgur und Kartoffeln waren raffinierte Begleiter. Gut gekühlter Salat, so cremig, zart, fruchtig und spritzig trifft auf krosse Puffer, direkt aus der Pfanne! Äußerst beglückend: Sommerliche Küsse aus der Tomatenküche!
Der Tomatensalat
- Zitronen von Schale und weißer Haut befreien und quer in feine Scheiben schneiden.
- Auf einen Teller legen, kräftig zuckern, leicht salzen, mit Klarsichtfolie abdecken, beiseitestellen.
- Tomaten kurz überbrühen. Sofort kalt abschrecken. Haut abziehen und durchkühlen lassen, in Scheiben schneiden.
- Pfirsiche ebenfalls überbrühen und häuten.
- Einen Pfirsich in mundgerechte Stücke zerteilen, den anderen fein würfeln.
- Selleriestangen entfädeln und in feinste Würfelchen schneiden.
- Zwiebel längs halbieren, quer in feine Streifen schneiden, auf ein Sieb geben und überbrühen.
- Estragonblättchen abzupfen und grob schneiden.
- Vinaigrette rühren. Pfirsich- und Selleriewürfelchen sowie Estragon unterheben. Ziehen lassen.
- Tomaten in Scheiben und Segmente schneiden und auf Tellern verteilen.
- Zitronenscheiben mit dem Bunsenbrenner abflämmen, bis sie leicht karamellisiert sind.
- Auf die Tomaten setzen. Dressing über die Tomaten verteilen. Mit Kräuterblättchen dekorieren.
Die Bulgur-Rösti
- Bulgur in Brühe mit Lorbeerblättern aufkochen. Köcheln, dan quellen lassen.
- Kartoffeln schälen und grob raspeln, Zwiebel schälen und fein reiben.
- Kartoffeln und Zwiebel auswringen. Mit Bulgur, Ei, Mehl und Stärkemehl vermengen. Mit Chilisalz, Pfeffer und Muskat würzen.
- In Öl und Butterschmalz Küchlein backen. Auf Küchenkrepp entfetten und warm halten. So rasch wie möglich servieren.
Der Tomatensalat
Die Zitronen von Schale und weißer Haut befreien und quer in ca. 6 bis 7 mm feine Scheiben schneiden. Nebeneinander auf einen flachen Teller legen, kräftig zuckern, leicht salzen, mit Klarsichtfolie abdecken und beiseitestellen.
Die Tomaten 10 bis 15 Sekunden mit kochendem Wasser überbrühen. Sofort kalt abschrecken. Die Haut abziehen und die Tomaten gut durchkühlen lassen, so lassen sie sich besser in Scheiben schneiden. Die Pfirsiche ebenfalls mit kochendem Wasser überbrühen und häuten. Einen Pfirsich in mundgerechte Stücke zerteilen, den anderen fein würfeln. Die Selleriestangen entfädeln und in feinste Würfelchen schneiden. Die Zwiebel längs halbieren, quer in feine Streifen schneiden, auf ein Sieb geben und mit heißem Wasser überbrühen. So werden sie milder. Estragonblättchen abzupfen und grob schneiden. Aus Essig, Öl, Miso, Senf, Salz, Pfeffer und Zucker eine Vinaigrette rühren. Pfirsich- und Selleriewürfelchen sowie Estragon unterheben. 20 Minuten ziehen lassen.
Die Tomaten in Scheiben und Segmente schneiden und auf zwei flachen Tellern verteilen. Die Zitronenscheiben auf ein Backblech legen und mit dem Bunsenbrenner abflämmen, bis sie leicht karamellisiert sind. Auf die Tomaten setzen, das ergibt einen schönen Kontrast und Frischekick beim Essen. Das Dressing über die Tomaten verteilen. Mit ein paar Kräuterblättchen dekorieren.
Die Bulgur-Rösti
Den Bulgur in der Brühe mit den Lorbeerblättern aufkochen. Einige Minuten leise köcheln lassen. Auf der ausgeschalteten Platte zugedeckt quellen lassen. Nach 10 Minuten probieren, eventuell noch weitere 5 Minuten ziehen lassen. Sollte nicht alle Flüssigkeit aufgesaugt worden sein, den Bulgur auf einem Sieb gut abtropfen und abkühlen lassen. Die Kartoffeln schälen und grob raspeln, die Zwiebel schälen und fein reiben. Kartoffeln und Zwiebel in ein Küchentuch geben und gut auswringen. Mit Bulgur, Ei, Mehl und Stärkemehl vermengen. Rasch arbeiten und nicht zu fest verkneten. Mit Chilisalz, Pfeffer und Muskat würzen und in Öl und Butterschmalz knusprige Küchlein backen. Wenn man zum Portionieren einen Servierring benutzt, werden die Puffer schön gleichmäßig. Auf einem Küchenkrepp entfetten und im Backofen bei 100 °C warm halten. So rasch wie möglich servieren. Tipp: Mit zwei Pfannen arbeiten, damit die Puffer so knusprig wie möglich auf den Tisch kommen!
(Zutaten für 2 Personen)
Der Tomatensalat
Menge | Zutat |
---|---|
Ca. 400 bis 500 g |
bunt gemischte Tomaten |
2 |
Weinbergpfirsiche |
2 Stangen |
Sellerie |
1 |
rote Zwiebel |
Mehrere Stiele |
frischer Estragon |
2 |
Bio-Zitronen |
2 TL |
helle Misopaste |
2 bis 3 EL |
Sherryessig |
6 bis 8 EL |
mildes Olivenöl |
1 TL |
Dijon-Senf |
|
Salz, Pfeffer, Zucker |
Die Bulgur-Rösti
Menge | Zutat |
---|---|
75 g |
grobkörniger Bulgur |
3 bis 4 |
frische Lorbeerblätter |
180 ml |
Gemüsebrühe |
200 g |
Kartoffeln (mehlig kochend) |
1 mittelgroße |
weiße Zwiebel |
1 |
Ei |
1 EL |
Mehl |
1 EL |
Stärkemehl |
2 EL |
Olivenöl |
2 EL |
Butterschmalz |
|
Chilisalz, Pfeffer, Muskat |