Rosenkohlgratin mit Rotkohl-Orangensalat
15. Januar 2023
Als Kind habe ich nach den ersten Frostnächten die erntereifen Rosenköhlchen abgeschnitten und mich auf das sonntägliche Mittagessen gefreut! Erst durch den Frost wandelte sich, was zunächst bitter war, in sanfte Süße um. Stolz und kräftig ragten – selbst nach heftigen Minusgraden – die dicht an dicht besiedelten Stämmchen mit bis zu einem Meter Höhe gen Himmel und waren mit mir auf Augenhöhe. Wie viel frischer kamen diese Röschen daher als diejenigen, die heute ins Plastiknetz gefüllt oft mit verblichen-traurigem Charakter auf die Kunden warten. Ich denke mir, frischen Rosenkohl kaufen heutzutage nur noch Wenige. Bei dem Putzaufwand, den man betreiben muss, bis man zum frischen Grün im Inneren vordringt, wundert das nicht. Ich lasse mich jedoch nicht verdrießen, sondern klaube mit Elan die unbrauchbaren Blättchen von den Röschen ab. Das Schüsselchen mit den entfernten Blättchen muss allerdings zwischendurch einmal in die Komposttonne entleert werden, sonst läuft es über!
Nicht schrumpeln, bitte
Mich macht es traurig, dass mit Lebensmitteln nicht so umgegangen wird, wie sie es verdient haben. Und damit beschleicht mich ein nicht von der Hand zu weisender Gedanke: Je länger das Gemüse lagert, desto mehr Vitamine gehen flöten. Kaufe ich mir hingegen tiefgefrorenen Rosenkohl, kann ich sicher sein, dass er erntefrisch schockgefroren wurde. Von einigen Anbietern gibt es die Röschen „extra klein“ und es macht vom Preis her keinen Unterschied, ob ich frischen oder TK-Ware kaufe. Rund zwei Euro pro Kilo werden angesetzt. Spare ich mir den Putzaufwand, rechne mir den Abfall noch raus und vermute den beim „Schrumpelkohl“ aus dem Netz entstandenen Vitaminverlust, muss ich nicht lange nachdenken, zu welchem Produkt ich greife 🙄! Doch so einfach mache ich es mir nicht. Vitamine sind mir natürlich wichtig, überprüfen kann ich die hoffnungsfrohen Angaben nicht. Zudem muss ich sagen – und ernte nun bei einigen Lesenden möglicherweise Stirnrunzeln – bei mir stehen Frische und Geschmack des Produktes im Vordergrund.
Super – so ein Ball
Ernährungswissenschaftler beschreiben den Rosenkohl als Superfood. Ich möchte nicht mit heruntergeleierten Fakten angeben oder langweilen, doch ist es interessant zu wissen, welch Bollwerke die kleinen grünen Bälle sind. Vor allen Dingen auch der lila Rosenkohl soll ein Schatzkistchen der Inhaltsstoffe bieten!
Hundert Gramm Rosenkohl decken den täglichen Bedarf an Vitamin C. Darüber hinaus liefert er reichlich B-Vitamine, Beta-Carotin, Vitamin K und Mineralstoffe wie Kalium, Zink, Eisen, Kalzium und Magnesium. Seine Ballaststoffe machen satt und regen die Verdauung an. Mit etwa 40 Kilokalorien pro hundert Gramm punktet er unschlagbar für eine akkurate Silhouette. Eiersahne und Käse, die ich heute wollüstig in das Förmchen gieße, vergessen wir an dieser Stelle einmal, denn ein bisschen Spaß muss sein!😉
Tatsächlich TK
Zurück zu meiner möglicherweise leger eingeworfenen Überlegung bezüglich tiefgefrorenen Rosenkohls. Ich habe mehrere Produkte ausprobiert. Auswahl und Präsentation der Köhlchen haben mich rundum zufrieden gestellt. Nun kommt der Aspekt des persönlichen Geschmacksempfindens. Ich konnte mich für die Konsistenz nicht ganz begeistern, denn ich empfand die TK-Bällchen in gewisser Weise zu weich, damit meine ich nicht, dass ich sie übergart hätte. Das Weiche schien mir in der Struktur der Zellen zu liegen. Wissenschaftlich betrachtet sind meine Einlassungen zu vernachlässigen. Doch habe ich einen geübten Gaumen und einen wachen Verstand. Um an dieser Stelle einen Punkt zu setzen: Wenn ich in der Herbst- und Winterzeit auf dem Bauernmarkt frischen Rosenkohl bekomme, greife ich beglückt zu! Das Putzen hält sich bei guter Qualität sehr in Grenzen!
Lauter lila Lümmel
Nun las ich über neue Sorten. Nicht mehr stark riechend beim Kochen. Nussiger im Geschmack. Super aussehend in Violett. Ich denke, wo ich die wohl bekommen werde, denn wir sind nicht mit einer Großmarkthalle gesegnet. Heute Morgen nun traf ich auf die lila Röschen im Supermarkt. Ganz frisch, knackig und schön anzusehen. Ich greife zu! Sie sind bestimmt frisch angeliefert worden und die Leute scheuen vielleicht wegen der Farbe zunächst davor zurück. Was Friedrich der II. schon bei Kartoffeln erkannt hat, bestätigt sich bis heute! Mögen die Kunden schon keine appetitlich grünen Bällchen, was sollen sie dann erst mit den lila Lümmelchen? Was sagt die Familie, was sagen die Gäste?
Auf der Hand
Rosenkohl als Gratin halte ich für eine perfekte Option, wenn ich ihn, zum Beispiel im Rahmen eines Brunchs, für mehrere Gäste vorbereite. Man kann die Gratins auch in „mini“ vorbereiten und kühlen, in diesen Fall genügen kleine Muffins-Formen, in die vier Röschen passen. Damit sie sich aus der Hand verspeisen lassen, sollte man die Förmchen mit Mürbeteig auskleiden. Dann kann man ungewöhnlichen Fingerfood vom Feinsten reichen! Die Förmchen lassen sich vorbereiten und wandern bedarfsweise in den Ofen.
Das Gratin
- Rosenkohl putzen. In Salzwasser blanchieren.
- Kartoffeln in der Schale garen und ausdämpfen lassen.
- Béchamel aus allen Zutaten bereiten.
- Kartoffeln pellen und durchpressen. Geschmeidig rühren. Warmhalten.
- Gratinförmchen buttern und mit Püree auslegen.
- Rosenkohl darauf betten.
- Ausgelassenes Kassler und Käse darüber streuen.
- Gratin backen.
Der Rotkohl
- Rotkohl mit Salz kräftig verkneten. Gewürze hinzufügen.
- Abgedeckt ziehen lassen.
- Gewürze entfernen.
- Marinade anrühren.
- Rotkohl nochmals durchziehen lassen.
Das Gratin
Rosenkohl putzen. In Salzwasser blanchieren, bis er schon leicht weich, jedoch nicht zu weich ist. Abgießen und abtropfen lassen. Kartoffeln in der Schale garen und im Topf auf abgeschalteter Herdplatte ausdämpfen lassen. In einem Topf Milch, Crème fraîche, Sauerrahm, Zitronensaft und Zitronenabrieb (reichlich), Butter und Senf verrühren. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Kartoffeln pellen und noch warm durch Presse in den Topf drücken. Alles mit einem Schneebesen geschmeidig rühren. Warmhalten.
Je nach Bedarf kleine oder große Gratinförmchen buttern und zunächst mit (dem saftigen) Püree auslegen (ca. 4 cm hoch). Rosenkohl gleichmäßig darauf betten. Das zart in Butter ausgelassene Kassler darüber streuen, geriebenen Käse (bis auf ca. 20 g) darauf verteilen. Gratin bei 180 °C bei mittlerer Schiene ungefähr eine halbe Stunde backen. Es soll an der Oberfläche goldbraun sein. Gegen Ende der Backzeit Ofen auf Grillfunktion schalten. Restlichen Käse locker über die Förmchen streuen, damit er nicht zusammensackt, sondern wie ein goldbraun übergestülptes Netz schmückt. Ist der Grill eingeschaltet, darf man das Gratin nicht mehr aus den Augen lassen, denn der Grill leistet ganze Arbeit!
Der Rotkohl
Den Rotkohl mit dem Salz kräftig verkneten. Gewürze hinzufügen. Abgedeckt bis zu 12 Stunden ziehen lassen. Ab und zu mischen. Zimt und Sternanis entfernen. Mit Orangensaft, reichlich Abrieb von der Schale, Essig, Öl und Honig sowie Pfeffer eine Marinade anrühren. Rotkohl nochmal für ca. 30 Minuten durchziehen lassen. Zum Servieren in kleine Schälchen füllen und mit Orangenfilets und der Kresse garnieren.
Zutaten für 2 Portionen
Das Gratin
Menge | Zutat |
---|---|
400 bis 500 g |
Rosenkohl |
4 |
Kartoffeln (mittelgroß, mehlig kochend) |
2 EL |
Sauerrahm |
2 EL |
Crème fraîche |
2 EL |
Butter |
½ Tasse |
Milch |
Gegebenenfalls |
etwas Gemüsebrühe |
1 |
Bio-Zitrone |
1 EL |
Dijon-Senf |
½ Bund |
Schnittlauch |
|
Salz, Pfeffer, Muskat |
1 Scheibe |
Kassler, fein gewürfelt |
2 EL |
Butter (um das Kassler darin auszulassen) |
120 g |
Gruyère (fein gerieben) |
2 bis 3 EL |
Butterflocken (kalt) |
Der Rotkohl
Menge | Zutat |
---|---|
2 Hand voll |
Rotkohl (in sehr feine Streifen gehobelt) |
1 TL |
Salz |
½ |
Sternanis |
2 cm |
Zimtstange |
1 EL |
milder heller Balsamessig |
1 EL |
Himbeeressig |
2 EL |
Rapsöl |
Etwas |
Honig (zum Süßen) |
|
Pfeffer |
|
Außerdem: |
|
Shiso-Kresse (zur Garnitur) |
1 |
Bio-Orange (Filets, Saft und Abrieb) |