Putenspieße „Tandoori“ mit zwei Salaten
19. Oktober 2015
Tandoori“ bedeutet „im Ofen gebraten“. Ein „Tandoor“ oder auch „Tandur“ ist ein bauchig geformter, oben offener Tonofen, den in Indien praktisch jeder Haushalt hat. So ein Ofen ist, wenn man ihn gut behandelt, fürs Leben. Auf dem Boden der tonnenförmigen Öfen wird Holz langsam heruntergebrannt, bis es schließlich Holzkohle ist. Währenddessen heizen sich die Wände gehörig auf, und halten die Hitze sehr lange. Die Fladenbrote, „Naan“ klatscht man von innen direkt an die Wände und nimmt sie mit einer Zange herunter, wenn sie – was im Nu passiert – Röstspuren haben und aufgegangen sind. Das Fleisch wird aufgespießt und aufrecht in die Öfen gestellt. Es bekommt aufgrund der großen Hitze schnell recht dunkle Bratspuren, fast schon Kokelspuren, bleibt jedoch im Inneren extrem zart. Ich habe die köstlichen Spieße zum ersten Mal bei einem Inder in Manhattan verspeist.
Man kann diese Art zu garen, keinesfalls mit unserem Grillen über der Flamme vergleichen. Wer draußen einen geschützten Platz und Sinn fürs Ursprüngliche hat, sollte darüber nachdenken, sich einen solchen Tandoor zu beschaffen. Es gibt die Öfen in allen möglichen Größen und Ausführungen, von einfach und günstig bis hin zu kunstvoll und teuer. Die Kosten eines Hightech-Grills werden sie bei weitem nicht verursachen. Und die Art der Darbietung würde nach der Übersättigung an mächtigen Edelstahl-Kochstationen, raffinierten Kugelgrills oder Smokern für ein wohltuendes „Simplify Your Life“-Gefühl sorgen.
Das Fleisch für ein „Chicken Tandoori“ wird in Jogurt und „Tandoori Masala“ mariniert. Diese Gewürzmischung kann man entweder selber herstellen, ober man kauft sie als Paste oder Gewürzmischung. Meine Masala-Gewürzmischung habe ich, wie beinahe alle Gewürze, von Ingo Holland. Der einstige Sternekoch vollbringt in seinem „Altes Gewürzamt“ im fränkischen Klingenberg wahre Gewürzwunder. Diese spezielle Mischung selbst herzustellen wäre denkbar. Denkbar wäre allerdings nicht, es besser hinzubekommen als die Profis im Gewürzamt. Damit man sich alleine den Aufwand der Herstellung einmal vor Augen führen kann, hier die Zutaten, deren Beschaffung an sich schon ein Kraftakt wäre. In das „Tandoori Masala“ vom Gewürzamt kommen folgende Zutaten: Annattosaat (stark gelb färbende Samen), Tomatenflocken, Ingwer, Bergkernsalz, Knoblauch, Pfeffer schwarz, Amchoor (grünes Mangopulver), indisches Holz, Kurkuma, Kardamom, Chili, Senf, Cumin, Gewürznelken, Koriander, Piment, Pfeffer lang, Bockshornklee, Macis, Sellerie, Kalmuswurzel, Zimt und Lorbeer. Wer den Kalauer liebt, könnte jetzt sagen: „Amtliches aus dem Gewürzamt“.
Nehmen wir einmal Folgendes an: Das Hähnchen, oder in diesem Falle die Pute, ruht in ihrer Marinade im Kühler. Die Blattsalate sind geputzt und gewaschen, die Dressings stehen parat. Dann würde sich die Zubereitung, bei mir am Abend, übersichtlich gestalten. Ich komme hungrig vom Workout nachhause, ziehe die Schuhe aus, wasche die Hände, hätschele die Katze und verabreiche ihr ein paar „Leckerli“. Als Nächstes nehme ich die Spieße aus dem Kühler und heize den Backofen auf. Rasch springe ich unter die Dusche und danach in die Feierabendklamotten, eile dann zurück in die Küche. Die Spieße wandern in den Ofen, zwei Salatschüsseln stehen bereit, die für den Baby-Blattsalat bekommt eine Ladung Vinaigrette aus dem Vorrat ab, die für den Chicorée ebenfalls. Diese wird jedoch verfeinert mit Orangenfilets, Kapern und Mayo. In der Zeit bis zum Essen bleibt ausreichend Zeit, um den Liebsten gebührend zu begrüßen, den Tisch zu decken, eine Flasche Weißen zu entkorken und in Kerzlein anzuzünden.
Dann werden das butterzarte, hoch aromatische Fleisch und die knackigen Salate genüsslich verspeist. Dazu wird gemütlich geplaudert „Was war dein Nervigstes heute?“, „Was war dein Schönstes heute?“ Dann wird noch ein Gläschen nachgeschenkt, und ab geht es nach nebenan, wo man es sich pünktlich zur Tagesschau in den bequemen Sesseln gemütlich macht. Nach dem schönen Tag kann nun der schöne Abend seinen Lauf nehmen. Zufrieden und müde bettet man sich dann zur Ruhe. Während ich eindöse, denke ich über ein geeignetes Plätzchen für einen kleinen bis mittelgroßen „Tandoor“ nach. Der Liebste sagt am nächsten Morgen, ich sei mit einem Lächeln auf den Lippen und einem leichten Seufzer eingeschlafen.
- Fleisch in mundgerechte Happen zerteilen und auf Spieße ziehen. Leicht vorher plattieren.
- Masala und Jogurt verrühren.
- Spieße in eine flache Schale legen, mit der Marinade übergießen, abdecken und kaltstellen. Einmal wenden.
- Backofen vorheizen. Rost auf die mittlere Schiene schieben, Backblech darunter stellen.
- Überschüssige Marinade vom Fleisch abstreifen. Spieße auf den Rost legen. Garen.
- Herd ausschalten und Spieße bei geöffneter Ofentür nachziehen lassen.
- Vinaigrette auf zwei Schüsseln verteilen.
- Chicorée in Streifen schneiden, Orange filetieren.
- Aus Vinaigrette, Saft, Kapern, Mayonnaise, Salz ein Dressing rühren.
- Mit Salat, Orange und Schnittlauch vermischen und ziehen lassen.
- Blattsalat verlesen, waschen, trocken schleudern. Kurz vor dem Servieren in der Vinaigrette wenden.
Grundrezept Vinaigrette
- Schalotte fein würfeln und im Essig ziehen lassen.
- Mit Zitronensaft, Senf, Honig, Salz und Pfeffer verrühren.
- Zum Ende das Öl einarbeiten, damit die Vinaigrette cremig emulgiert.
Das Fleisch in mundgerechte Happen zerteilen und auf Spieße ziehen. Leicht plattieren, damit die Auflagefläche gleichmäßig ist. Masala und Jogurt verrühren. Die Spieße in eine flache Schale legen, mit der Marinade übergießen, abdecken und kaltstellen. Mindestens für zwei Stunden, besser noch über Nacht. Wenn möglich, einmal wenden.
Den Backofen auf 200 °C vorheizen. Den Rost auf die mittlere Schiene schieben, ein Backblech darunter stellen. Überschüssige Marinade, jedoch nicht alles, vom Fleisch abstreifen. Die verbleibende Marinade verhindert, dass das Fleisch austrocknet. Die Spieße auf den Rost legen. Sie sind, je nach Dicke, nach ca. 20 Minuten gar. Dann den Herd ausschalten und die Spieße bei geöffneter Ofentür noch etwas nachziehen lassen.
Die Vinaigrette auf zwei Schüsseln verteilen. Den Chicorée in Streifen schneiden, die Orange filetieren. Aus der Vinaigrette in einem Schälchen mit ausgetretenem Saft der Orange, Kapern, Mayonnaise, evtl. noch einer Prise Salz ein Dressing rühren. Mit dem Chicorée, Orangenfilets und Schnittlauch vermischen und ca. 15 Minuten ziehen lassen. Den Baby-Blattsalat verlesen, waschen, trocken schleudern. Kurz vor dem Servieren in der Vinaigrette im anderen Schälchen wenden.
Grundrezept Vinaigrette
Die Schalotte fein würfeln und eine Viertelstunde im Essig ziehen lassen. Durch dieses „Mazerieren“ werden sie milder und bekommen einen feineren Geschmack. Dann mit einigen Spritzern Zitronensaft, Senf, Honig, Salz und Pfeffer verrühren. Zum Ende das Öl einarbeiten, damit die Vinaigrette cremig emulgiert.
(Für 2 Personen)
Menge | Zutat |
---|---|
400 bis 500 g |
Putenbrust |
1 Becher |
Sahnejogurt |
2 TL |
Tandoori-Masala (nach Bedarf auch mehr) |
8 EL |
Vinaigrette (siehe unten) |
1 EL |
Mayonnaise (beste Qualität) |
1 EL |
Kapern |
1 |
Orange |
Einige Halme |
Schnittlauch (fein geschnitten) |
2 Hand voll |
Babyblattsalat (oder Kopfsalat) |
2 Stauden |
Chicorée |
Grundrezept Vinaigrette
Menge | Zutat |
---|---|
2 EL |
fruchtiger Weinessig |
4 EL |
mildes Olivenöl |
1 |
Schalotte |
1 |
Bio-Zitrone |
1 TL |
Dijon-Senf |
|
Honig, Salz, Pfeffer |