Pasta „Daniela“

Clubsandwich

14. August 2020

Nachbarn zu haben, ist ist in den meisten Fällen eine Tatsache. Wenn die Nachbarn nett sind, ist das eine angenehme und wichtige Angelegenheit. Wenn nicht, hat man ein Problem. Die Nachbarn um uns herum waren schon da, als wir „zugezogen“ sind. Nett sind sie, freundlich und hilfsbereit, so wie man sich das aus dem Nachbarschaftslehrbuch vorstellt. 

Von einer Nachbarin werden wir seit Jahren jeden Sommer mit Bio-Gurken versorgt, wir danken mit Weihnachtsplätzchen. Eine andere Nachbarin von nebenan beglückt mich immer wieder mit ihrem Gemüse aus dem eigenen Garten. Wir bekamen vor der Abreise in den Urlaub von ihr eine bunte Wundertüte geschenkt, und es hat mir große Freude bereitet, daraus etwas Feines zu kochen! In der Tüte fanden sich kleine, wundervoll aromatische Tomaten, pfeffriges Basilikum, eine Hand voll rotbackiger Mirabellen, eine gute Hand voll Buschbohnen samt Bohnenkraut, und zuvor waren wir in den Genuss eines bildschönen Sommerkürbisses aus dem Gartenbeet gekommen. Ich suchte nach dem mir unbekannten Gebilde und stieß auf den Namen „Patisson“ oder, wegen seiner rundlich-abgeplatteten Form auch „Ufo-Kürbis“. Der Begriff „Kaisermütze“ ist ebenfalls nicht ungebräuchlich. Ein sehr mild schmeckender, zurückhaltender Kürbis, der sich bestens mit den Zutaten aus der Wundertüte kombinieren ließ.

Verschiedene Gemüse

Das Ehepaar „Knöpfe und Stifte“

Tausende Rezepte stehen in meinem Kochgehirn parat und eines davon klopfte spontan an. In Ligurien liebt man ein einfaches und schnell zubereitetes Nudelgericht „Pasta mit Bohnen, Kartoffeln und Pesto“. Für uns scheint es auf den ersten Blick recht ungewöhnlich, Nudeln und Kartoffeln zu kombinieren. Beim zweiten Hinsehen jedoch nicht. Zwar verbinden wir nicht unbedingt Nudeln, jedoch Mehlspeisen wie Spätzle oder Knöpfle mit dem Erdapfel. Wir Saarländer haben zum Beispiel „Geheirade“ im Angebot, gemeint ist ein altes, verheiratetes Ehepaar aus Kartoffelstiften und Mehlknöpfchen, das sich nebeneinander in einem deftigen Speck-Sahne-Sößchen einrichtet, und es sich mit fruchtigem Apfelkompott gut gehen lässt. Eine sehr feine Sache, vor allem, wenn die Mutter es zubereitet, denn bei ihr schmeckt es irgendwie immer besonders. Möglicherweise, weil sie die Zwiebelchen für die Sauce recht dunkel anröstet, so dass sie etwas leicht Bitter-Süßes bekommen.

Mirabellen und Tomaten heiraten ebenfalls

Also war schnell klar, dass Pasta auf den Teller kommen würde, und weil die nachbarliche Schenkerin der Wundertüte „Daniela“ heißt, war auch der Name der Pasta gewählt. Statt Kartoffeln würde ich den kurz angeschmorten Kürbis nehmen, auf das Pesto würde ich an dieser Stelle verzichten, denn ich hatte eine bessere Idee: Aus den Tomaten bereitete ich „geschmolzene“ Tomaten zu, denn es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, aus Tomaten geschmacklich ihr bestes herauszukitzeln. Man überbrüht die Früchtchen und zieht ihnen die störende Pelle ab. Lässt in einer Pfanne einen kräftigen Klacks Butter aus und dünstet Zwiebelchen an. Schneidet die Tomaten in Scheiben, die Stiele vom Basilikum nimmt man im Ganzen, die Blättchen stellt man beiseite. Nun gibt man Tomaten und Basilikum zur Butter, verpasst ihnen Knoblauch, Salz und Zucker und lässt sie wenige Minuten gemütlich schmurgeln und fügt – jetzt kommt es – nach der Hälfte der Garzeit die halbierten, entsteinten Mirabellen hinzu. Denn, die Süße und Säure von Obstigem und Tomaten „verheiratet“ sich – wie auch Pasta und Kartoffeln – wider Erwarten prima!

Ab da geht alles schnell, wenn die Vorbereitung gesessen hat: Nudel al dente gekocht, Böhnchen im Nudelwasser kurz blanchiert. Bohnen, Kürbis, Pasta, Sugo miteinander schwenken, einen großen Tropfen Olivenöl und einige geröstete Pinienkerne hinzufügen, mit Basilikumblättchen ausgarnieren. Prego! Was bin ich froh, dass wir unsere Nachbarn „in echt“ kennen. Die Plattform „Nachbarschaft.de“ hin oder her. Es ist zwar nützlich, wenn man über eine virtuelle Gemeinschaft Nachbarn aus dem Viertel kennenlernt, die Kontakte zur Umgebung suchen, etwas abzugeben haben oder etwas gebrauchen können.

Nachbarn kommen und gehen

Nachdem der Liebste, die Community in unserem Viertel vor nunmehr über drei Jahren aktiviert hat, standen diverse Male nette Menschen vor der Haustür. Sie bedankten sich beispielsweise mit einem Kasten Karlsberg „Urpils“ (beliebtes saarländisches Bier) für einen Rasenmäher und kleine Sessel oder einen Drucker, die sie für die erste Wohnung der Tochter abgeholt haben. Wiedergesehen haben wir sie allerdings nicht mehr. Auch die erkältete Nachbarin, der ich mit einem Hühnersuppen-Rezept dienen durfte, entschwand nach der Genesung vom Bildschirm. Es handelte sich hier also eher um eine zweckdienliche, nachbarschaftliche Beziehung.

Nachbar bleiben

Zugewandtheit funktioniert allerdings anders, denn da braucht es schon deutlich mehr an Aufmerksamkeit. Als eine solche verstehe ich die Bio-Gurken und die Wundertüte – eine Freude schenkende Geste, aus der im Falle der Wundertüte eine herrliche Pasta entstanden ist. Mille Grazie, liebe Nachbarin Daniela!

  1. Tomaten überbrühen, enthäuten, in Scheiben schneiden.
  2. Zwiebeln und Knoblauch anschwitzen, Tomaten hinzufügen, später Mirabellen zugeben.
  3. Kürbis in Segmente schneiden, kurz anschwenken.
  4. Nudeln al dente garen.
  5. Bohnen blanchieren.
  6. Alle Zutaten vermengen, mit Basilikum und Pinienkernen anrichten.
Die fruchtigen Komponenten von Tomaten und Mirabellen ergänzen sich auf das Feinste mit dem milden Kürbis und den frischen Bohnen. Die Pasta verbindet und macht geschmeidig. Basilikum und Pinienkerne verleihen Klasse. An heißen Sommertagen schmeckt die Kombi lauwarm!

Für „geschmolzene“ Tomaten die Tomaten überbrühen und enthäuten, in Scheiben schneiden. Zwiebeln und Knoblauch fein schneiden, in einer Pfanne die Butter zergehen lassen und beides ohne Farbe darin anschwitzen. Zuckern, salzen, pfeffern, Tomatenscheiben und die Stiele des Basilikums ca. 20 Minuten offen gemütlich bei kleiner Hitze schmurgeln lassen. Nach 10 Minuten die entsteinten, halbierten Mirabellen hinzufügen. Mit einem Schuss Balsamico abrunden, Thymianblättchen hinzufügen, Warmhalten.

Kürbis schälen, in Segmente schneiden und in Olivenöl wenige Minuten anschwenken (er soll nicht weich werden), salzen, pfeffern. Die Nudeln al dente kochen, Bohnen putzen und im Nudelwasser kurz blanchieren. Basilikumstiele aus dem Sugo entfernen, Blättchen grob hacken und unter den Sugo heben. Bohnen, Kürbis, Pasta, Sugo miteinander schwenken, mit einem großen Tropfen Olivenöl, Zitronenabrieb und Zitronensaft abschmecken und einige geröstete Pinienkerne hinzufügen, mit Basilikumblättchen ausgarnieren.

(Für 2 Portionen)

Menge Zutat

2 Hand voll

Kirschtomaten

1 guter EL

Butter

2 Zehen

Knoblauch

2

Schalotten

8 bis 10 Stiele

Genoveser Basilikum

1 TL

abgezupfte Thymianblättchen

1 gute Hand voll

Mirabellen

1 Schuss

Balsamico

200 g

Kürbis (hier: Patisson)

2 EL

Olivenöl

150 bis 200 g

Brechbohnen

1 TL

abgezupfte Bohnenkraut-Blättchen

150 bis 200 g

Pasta (z. B. kurze Makkaroni)

4 EL

geröstete Pinienkörner

1

Bio-Zitrone

 

Salz, Zucker, Pfeffer

 

Diese Seite wurde zuletzt am 14.08.2020 um 11:32 Uhr aktualisiert.

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