Kürbis-Wirsing-Curry mit Udon-Nudeln
31. Januar 2020
Man könnte sich wohl darüber streiten, ob die regelmäßige Sichtung des Kühlschranks eine Art ökologische Übersprunghandlung oder eine echte Marotte ist. Ich sage, das kann beides sein. Unterjährig würde ich diese Maßnahme der Vernunft zuordnen, damit nur ja nichts verkommt. Vor dem Urlaub jedoch bekommt das Kühlschrankputzen eine ganz eigene Note, weil es einer gewissen Aufbruchstimmung entspringt und weil die Vorfreude auf den Urlaub mitschwingt. Und weil es einfach dazu gehört. Ein lieb gewordenes Ritual, eine Macke, wenn man es so nennen möchte. Das Wischen und Putzen als kontemplative Vorbereitung auf eine schöne Zeit! Das Zuhause gut versorgt wissend zurücklassen. Also könnte man das Ausmisten des Kühlers durchaus als Marotte bezeichnen.
Culina rasa
Am letzten Tag vor dem Urlaub wird nicht mehr gekocht, denn nicht nur der Kühlschrank ist dann gereinigt und entkeimt, sondern auch der Herd ist gewienert. Außerdem verbringe ich den letzten Tag meist mit glühenden Wangen in der Ankleide. Ich mache mir viel Gedanken darüber, was ich einpacke, und ob es auch ja das Richtige ist.
Eine leicht unentspannte Macke: Ich will den perfekten Koffer packen, an nichts soll es vor Ort mangeln. Der Liebste sagt dann immer, dass man doch alles kaufen könne, wir führen ja doch nicht außerhalb der Zivilisation. Ich bringe es nicht raus aus mir! Stets bemühe ich mich dabei ohne großen Erfolg um Vernunft und eine angemessene Menge an Kleidungsstücken. Zum Schluss ist der Koffer voll und der Liebste fragt obligatorisch, ob ich denn Backsteine geladen hätte. Schüttelt belustigt mit dem Kopf und wuchtet das Gepäck klaglos in den Kofferraum. Nach dem Urlaub stelle ich fest, dass wir noch nicht einmal ein Drittel der Sachen gebraucht haben, und denke, dass mir das irgendwie bekannt vorkommt. Das Wesen der Marotte ist es nun einmal, dass sie sich listig widersetzt, wenn man sich vornimmt, sie zu ändern. Prompt gehe ich beim nächsten Mal dem geliebten Spleen wieder auf den Leim.
Farewell Kleidergestell
Vielleicht kaufe ich mir demnächst eines der Bücher von Marie Kondo. Die agile japanische Organisationsberaterin, die Millionen verzweifelter Menschen in aller Welt beim Ausmisten und Aufräumen hilft. Sie ist noch populärer, seit Netflix sich mit „Aufräumen mit Marie Kondo“ beschäftigt hat. Man lernt nicht nur, systematisch vorzugehen, sondern auch, sich von seinen Sachen zu verabschieden, indem man sich bei Ihnen bedankt. Nach dem Motto „Gehe hin in Frieden“. Durchaus interessant einerseits, andererseits finde ich es schrill, wenn Menschen ihren Kleiderschrank nicht allein ausmisten können oder das Chaos in der Küchenschublade nicht in den Griff bekommen. Da scheinen mir die paar Klamotten zu viel im Koffer eher als lässliche Bagatelle.
Kochen zum Abruf
Weil nun, wie erwähnt, am Tag vor der Abreise die blank geputzte Küche geschont werden muss, koche ich am vorletzten Tag einen Eintopf, einen Auflauf oder eben ein Curry. Genau gesagt, mindestens sechs Portionen davon. Die eine oder andere Marotte leiste ich mir also, aber, dass ich unsystematisch vorgehe, habe ich mir nicht vorzuwerfen. Die ersten beiden Portionen werden am selben Tag, die beiden weiteren am Vorabend der Abreise verspeist. Der Rest wandert in den Froster und leistet uns Freundschaftsdienste am Tag der Heimkehr. Meist bringe ich uns eine leckere Einlage aus dem Urlaub mit, von unseren häufigen Aufenthalten am Bodensee natürlich frischen oder auch geräucherten Fisch. Die kleine mobile Kühlbox reist sowieso immer mit und schnurrt erwartungsfroh auf dem Rücksitz. Es ist schön, wenn sich der Kreis auch kulinarisch schließt, und wir dann in Ruhe bei einem Glas Wein – einige Kisten aus Hagnau und Meersburg sind immer dabei – das Erlebte nochmal Revue passieren lassen. Marotten können so schön sein!
Ein Kühlschrank-Wichtel-Curry
Dass ich nun die Eintöpfe völlig unprätentiös serviere, kann vorkommen, ist aber selten der Fall. Auch eine einfache Rezeptur mit Resten aus dem Kühlschrank richte ich gerne hübsch an. Die Einlage schön mit einem Servierring in die Tellermitte gesetzt, obendrauf noch ein Kräutchen von der Fensterbank und die Brühe schön darum herum gegossen. Oder ich mixe mir ein Crèmesüppchen, nehme vorher eine Kelle Einlage heraus, die ich dann ebenfalls schön drapiere, vielleicht noch mit einem Klecks Crème fraîche, auch hier ein paar Kräuterblättchen oder gerösteten Pinienkernen, oder dem eben, was zur Hand ist. Es kann dabei durchaus vorkommen, dass ich noch am Abend vor der Abreise den Zauberstab in die Hand nehme, um den Teller mit einem Schäumchen zu krönen. Um nicht im Vagen zu bleiben, gibt es trotz der beim Kühlschrank-Leerkochen geforderten Improvisationskünste an dieser Stelle beispielhaft nun doch eine konkrete Rezeptur. Im Kühler waren diesmal Pastinaken, Zwiebeln, ein halber Hokkaido, eine Stange Lauch und ein Viertel Wirsing. Außerdem noch ein paar Kleinigkeiten. Ein Curry funktioniert mit allen, wirklich allen Gemüsen. Das Kochen beruhigt die Nerven vor der Reise und zeigt uns nach der Reise, wie schön es ist, wieder daheim zu sein. Hochleben sollen sie, die Marotten!
- Petersilienwurzeln schälen und in Scheiben schneiden.
- Chilischote entkernen und in feine Streifen schneiden.
- Zwiebel in Würfel, Knoblauch und Ingwer in feine Würfelchen schneiden.
- Süßkartoffeln schälen und in größere Würfel schneiden.
- Kürbis in Spalten schneiden und dritteln.
- Lauch waschen und in Scheiben schneiden.
- Wirsing in Streifen schneiden.
- Zwiebeln und Knoblauch glasig schwitzen.
- Süßkartoffeln, Kürbis und Petersilienwurzel dazugeben und kurz mit schwitzen.
- Sternanis und Koriandersaat in einen Teefilterbeutel füllen. Zusammen mit Zitronengras und Limettenblättern hinzufügen.
- Mit Kokosmilch und Brühe ablöschen, leicht salzen.
- Leise köcheln lassen.
- Hälfte Lauchringe und Wirsing dazugeben.
- Restlichen Lauch und Wirsing in Butterschmalz anschwitzen und zum Curry geben.
- Korianderstiele fein hacken, hinzufügen. Chili hinzufügen.
- Mit Sojasauce, Teriyakisauce, Limettensaft und Currypaste würzen, ziehen lassen.
- Nudeln nach Packungsanweisung garen.
- Gewürzsäckchen, Zitronengras Limettenblätter herausfischen.
- Gehackte Korianderblättchen unterheben.
- Curry in tiefe Teller geben, Nudelnest aufsetzen, mit Bröseln bestreuen, mit Korianderblättchen garnieren.
Petersilienwurzeln schälen, die dickere Hälfte der Länge nach halbieren und die Wurzeln in Scheiben schneiden. Die Zwiebel in Würfel, Knoblauch und Ingwer in feine Würfel schneiden. Die Süßkartoffeln schälen und in ca. 2 mal 2 cm große Würfel schneiden. Den Kürbis in ca. 2 cm breite Spalten schneiden und schräg dritteln. Den Lauch in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden. Den Wirsing vom Strunk befreien und in ca. 1 cm breite Streifen schneiden. Die Chilischoten entkernen und in feine Streifen schneiden.
Zwiebeln und Knoblauch im Öl glasig anschwitzen. Süßkartoffeln, Kürbis und Petersilienwurzeln dazugeben und kurz mit schwitzen. Mit Kokosmilch und Brühe ablöschen. Sternanis und Koriander in einen Teefilterbeutel füllen, zubinden. Zusammen mit Limettenblättern und Zitronengras hinzufügen. Leicht salzen und mild köcheln lassen, bis die Gemüse al dente, jedoch keineswegs zerkocht sind. Dann die Hälfte Lauchringe und Wirsing hinzufügen, ca. 5 bis 10 Minuten mitschmurgeln lassen. Korianderstiele fein hacken und ebenfalls dazugeben. Korianderblätter grob hacken, beiseitestellen. Die andere Hälfte der Lauchringe und die zweite Hälfte Wirsing in geklärter Butter getrennt kräftig anrösten, sie sollen ruhig Bratspuren bekommen, denn das verleiht ihnen eine „zweite“ Geschmacksdimension. Zum Curry geben. Mit Sojasauce, Teriyakisauce, Limettensaft und Currypaste würzen, 5 Minuten ziehen lassen. Gewürzsäckchen, Zitronengras, und Limettenblätter herausfischen. Korianderblätter unterheben, nochmals abschmecken.
Pankobrösel in Butter bräunen, abkühlen lassen. Gerösteten Sesam, Schwarzkümmel und Limettenabrieb untermischen. Nudeln nach Anweisung garen und zum Curry servieren. Mit den Würzbröseln bestreuen. Mit Korianderblättchen garnieren.
(Für 6 bis 8 Portionen)
Menge | Zutat |
---|---|
3 |
Petersilienwurzeln |
½ |
Hokkaidokürbis |
2 |
Süßkartoffeln (ersatzweise Kartoffeln) |
3 |
rote Zwiebeln |
½ |
Wirsing |
2 Stangen |
Lauch |
2 Zehen |
Knoblauch |
3 bis 4 EL |
Rapsöl |
1 bis 2 TL |
Gelbe Currypaste |
2 |
Sternanis |
10 |
Kaffir-Limetten-Blätter (TK, Asialaden) |
2 Stangen |
Zitronengras |
1 Bund |
Koriander (vorzugsweise mit Wurzeln, Asialaden) |
1 TL |
Koriandersaat |
250 ml |
Kokosmilch |
250 ml |
Gemüsebrühe |
3 EL |
Sojasauce |
2 EL |
Teriyakisauce |
1 daumengroßes Stück |
Ingwer |
1 |
Bio-Limette (oder Zitrone) |
500 g |
Udon-Nudeln (ersatzweise andere Asia-Nudeln) |
4 EL |
Pankobrösel (ersatzweise grobe Semmelbrösel) |
1 TL |
Schwarzkümmel |
2 TL |
geröstete Sesamsaat |
|
Salz, Pfeffer |