Waffelburger mit Pulled Pork und gegrilltem Spargel
21. März 2021
Kartoffelwaffeln sind von ihrem Charakter her knusprig, tröstlich, und sie sorgen für eine schlanke Taille. Hinzu kommt, dass Waffeln zu backen, meine Seele streichelt. Es beruhigt mich, besänftigt meine aktuelle Corona-Aversion und beschert mir Wohlgefühle. Aufgrund des Duftes und wegen der Vorfreude aufs Essen! Und nicht zuletzt aufgrund der Erinnerungen an die Kindheit. Vor Corona, letzten Januar, waren meine Nichte und meine Neffen über das Wochenende zu Gast. Ein wunderschönes Wochenende, mit viel Lachen und Kreativität. Damals wussten wir noch nicht genau, was uns bevorstand, ahnten jedoch nichts Gutes. So wollte ich ihnen einen Teil meiner in Geborgenheit verbrachten Kindheit vorstellen. Zu meiner Kindheit gehörten Waffeln aller Art. Zum Beispiel Apfelwaffeln zur Kartoffelsuppe. Klingt abgefahren? Ist es auch! Natürlich durften die kleinen Gäste beim Backen kräftig mitwirken, was ihnen sehr gefallen hat. Für das Kochen mit Kindern gilt – diese Erfahrung habe ich stets gemacht – wenn sie bei der Herstellung beteiligt sind, schmeckt es ihnen nachher gleich nochmal so gut!
Leise Vorahnungen
Es ist eine Eigenschaft des Lebens, dass man heute nicht weiß, was es einem morgen servieren wird. An jenem Wochenende waren wir auf eine nicht gekannte Art beunruhigt, befanden uns in einer gewissen Alarmbereitschaft. Des Morgens hörte man seit Tagen im Radio stets vom Virus, die Zeitungen titelten damit, die Abendnachrichten sorgten dafür, dass man mit krausen Gedanken schlafen ging. Doch noch trösteten wir uns damit, dass China und seine gruseligen Tiermärkte weit weg seien. Was stets weiterhilft, ist, es sich gemütlich zu machen. Also backten wir uns am Nachmittag Waffeln und belegten sie mit selbstgemachtem Apfelkompott, Zimt und Zucker. Zimt ist übrigens Trost pur! Die Kleinen tranken im Wechsel Apfelsaft und Kakao dazu, was mein Magen nicht ohne Komplikationen überstanden hätte, zudem wir mittags bereits Nudeln mit reichlich Bolo verkostet hatten ...
Nein, es handelt sich nicht um unkontrollierte Mästung. Wenn sie bei uns sind, dürfen wir sie verwöhnen, das ist von den Eltern genehmigt. Außerdem sind alle drei Sportskanonen, drahtig und gertenschlank. Von Fußball und Tennis bis Kampfsport über Ballett und Schwimmen ist einfach beinahe alles im Programm. Fahrrad fahren, Laufen, Wandern und in Vergessenheit geratene Performances wie Gärtnern oder Pilze sammeln gehören ebenfalls dazu. Das Musizieren mag nicht unbedingt ein Ausdauersport sein, Kalorien verbraucht es jedoch auch. Da ist noch so vieles mehr, wofür die unter zahlreichen Entbehrungen leidenden Heranwachsenden Kraft benötigen. Und gelegentlich auch Trost, denn einfach sind die Zeiten nicht für sie! Fest steht, wer sich bewegt, der darf zwischendurch auch einmal schlemmen.
Schokoladenvariationen – politisch korrekt
Es gab zwischendurch auch noch Muffins, die mit Schokoglasur überzogen wurden, wie Mohrenköpfe aussahen und noch lauwarm in die Gäste wanderten. „Ein bisschen Spaß muss sein, dann ist die Welt voll Sonnenschein!“ Weiß noch einer, wer diesen Gassenhauer geschmettert hat? Ich schon, doch weiß ich inzwischen nicht mehr, wie ich einen – aus meiner Sicht wunderschönen – schokoladenbraunen Menschen bezeichnen darf, ohne ihn zu diskriminieren. Die Umschreibung „People of Colour“ greift sich Raum. Während Märchenbücher um den „Neger“ bereinigt werden und „Schaumküsse“ die „Negerküsse“ eliminiert haben. Und der „Negerkuss“ ist im Duden mit dem Hinweis „diskriminierend“ versehen. Ich bin aus tiefster Seele nicht rassistisch eingestellt. Doch in dieser Hinsicht kann ich einiges nicht nachvollziehen. Ein Teil des Älterwerdens mag es wohl sein, dass man die eine oder andere Denkweise um sich herum nicht mehr als logisch nachvollziehen kann. Dazu habe ich bereits einen eigenen Blog-Beitrag im Kopf. An dieser Stelle konzentriere ich mich auf tröstliches Waffelbacken. Wenn wenig noch hilft, koche ich uns etwas. Derzeit allerdings auch weniger regelmäßig als sonst. Das eine oder andere Mal bestellen wir uns was. Das Leben ist trotz aller Bemühungen ein wenig aus dem Gleichmaß geraten, aber wir tragen es mit Fassung. Insofern nenne ich das luftige Backwerk mit der Schokoladenhaube gesellschaftlich und politisch korrekt „Schokoladenballen“.
Waffelnwaffe
Was immer konfliktlos klappt, ist das Backen von Waffeln. Waffeln haben ein tröstliches und vielversprechendes Rettungspotenzial. Ich habe mir ein Waffeleisen beschafft, denn lange Zeit hatte ich keines mehr und habe auch keines vermisst. Meine Tanten und die Großmutter hantierten noch mit einem aus Gusseisen, das in lodernde Flammen gelegt wurde. Und man musste verdammt aufpassen, sich nicht die Finger zu verbrennen. Als die vor sich hin klickenden elektrischen Helfer mit den roten Lichtchen die Küchen erobert hatten, wurden die unwägbaren Trumme ausgesondert. Jahrelang lag das dekorative Eisen, das der Vater geschwärzt und leicht mit Silberfarbe aufgehübscht hatte, auf der Kommode und einmal habe ich eine Riesenmotte damit erschlagen, die eine unserer Katzen nachts hereinschleppte und dann losflattern ließ 😕.
Wohlfühlwaffeln
Wer in diesen Tagen einen leichten oder weniger leichten Durchhänger erlebt, dem rate ich zu Waffeln. Ich kann mich daran glücklich futtern. Sei es mit deftigen Kartoffelwaffeln und gegrilltem Gemüse, gerne mit einem feurigen Dipp oder mit süßen Waffeln mit dem erwähnten Apfelkompott oder „göttlicher“ Vanillesauce. Je nach Belieben die eine Variante morgens oder nachmittags. Eine wundervolle Abwandlung der süßen Waffel gelingt übrigens mit Hagelzucker, der nur kurz untergemengt wird. Zuckerkörner, die beim Backen nicht zerschmelzen und im Mund wundervoll knuspern. Auch ein Mittel der Wahl, das glücklich macht!
Rosinenbrot und Ölsardinen
Selbstverständlich kommen für die Waffelburger neben extra zubereitetem Zupffleisch Bratenreste in jedweder Form in Frage. Und nach Festtagsorgien sind Ente, Gans oder Pute ganz groß zwischen jedweden Hüllen der Renner! „Pulled“ Meat ist allerdings sehr viel saftiger als normale Bratenreste, und wenn noch ein Löffelchen übrig gebliebene Bratensauce und Fleischsaft ins Spiel kommen, schadet es garantiert nicht! In Flandern erlebte ich einst, dass man Deftiges, gepaart sogar mit Gouda zwischen mit Mayonnaise bestrichenes Rosinenbrot packte. Wenn ich hinzufüge, dass selbst Ölsardinen passen, muss wohl manch einer würgen. Aber: Es hat geschmeckt und ich werde das nie vergessen. Möglicherweise auch deswegen, weil ich schwer verliebt war 😍.
Ich rate dazu, die Waffeln unmittelbar nach dem Backen zu verspeisen, aber nicht ganz heiß, sondern lauwarm, denn dann sind sie optimal knusprig, einfach unwiderstehlich. Zwischen den Waffeln die Crème der gewünschten Art und Fleisch oder andere Füllung großzügig verteilen und mit gegrilltem oder einfach nur knackigem Gemüse oder Salat bestücken. Mein Favorit in diesem Falle ist Spargel, auch weil Ostern vor der Tür steht. Das Knackige kann passend zur Jahreszeit aus gepickelten Radieschen bestehen. In das „Crèmige“ kann selbstverständlich, zum Fest des Hasen ein wachsweiches Ei einfließen. Das der Hase nicht etwa gelegt, sondern pochiert hat 😉.
- Teig anrühren (je nach Variation mit oder ohne Süße).
- Waffeln knusprig ausbacken.
- Entweder mit süßer oder deftiger Füllung bestücken.
- Wenn die Waffeln als Buns genutzt werden, Mitte reichlich befüllen.
- Darauf achten, dass die erwähnten Komponenten verwendet werden.
- Der „Burger“ braucht Substanz, Knusprigkeit, Fruchtigkeit und eine Crème.
Je nach Variante die Zutaten (mit oder ohne Zucker) für die Waffeln in eine Rührschüssel geben und kurz durchmengen. In dem elektrischen Waffeleisen ausbacken. Nach einem Probedurchlauf hat man Menge und Gargrad einigermaßen im Griff. Nach der Herstellung einer Komplettladung ist man schließlich perfekt.
Nun geht es mit meinem Vorschlag für die „Füllung“ weiter, wobei ich zum freien Variieren anregen möchte. Wichtig ist, wie eingangs erwähnt, die Kombination der Füllung. Saftiges Fleisch, Fisch oder Tofu sind möglich. Etwas Cremiges muss aus meiner Sicht dazu, etwas Gemüse und ein knackiger Salat. In der Rezepttabelle habe ich ein Beispiel zusammengestellt.
(Zutaten für 4 Portionen)
Der Waffelgrundteig
Menge | Zutat |
---|---|
80 g |
Butter (zerlassen) |
1 Prise |
Salz |
3 mittelgroße |
Eier |
250 bis 300 g |
Dinkelmehl |
1 TL |
Backpulver |
1 Tasse (ca. 150 ml) |
Milch |
1 |
Bio-Orange (etwas Abrieb) |
1 |
Bio-Zitrone (etwas Abrieb) |
|
Süße Variante |
½ Packung |
Vanillezucker |
80 g |
Zucker |
|
Deftige Variante |
1 Prise |
Chilisalz |
Die pikante Füllung
Menge | Zutat |
---|---|
2 Hand voll |
Pulled Pork, selbst geschmort oder Kühlregal (als Substanz) |
4 EL |
Dip, z. B. aus Avocado und saurer Sahne oder Frischkäse (für den Zungenschmelz) |
2 Hand voll |
gegrilltes Gemüse, z. B. Spargel (Stellvertreter für die Saison) |
2 Hand voll |
knackiger Salat, z. B. Chicorée, Rucola oder Löwenzahn (für Frische und Knusper) |
Einige |
Tomatenscheiben (für Säure, Süße und Fruchtigkeit) |
1 Hand voll |
Kräuter (für den Gaumenkitzel) |
1 |
Ei |
|
Salz, Chili, Pfeffer, Zucker |