Tomaten-Spargelsalat auf Bruschetta
13. Mai 2017
Also am Samstag dicke Jacken und festes Schuhwerk angelegt. Eine Thermoskanne mit heißem Tee, ein Stullenpaket, eine Banane und zwei Müsli-Riegel mussten ebenfalls mit. Ich dachte mir, wer weiß, was wir da vorgesetzt bekommen und ob mir das wohl schmeckt. Der beste aller Ehemänner beäugte das Ganze und meinte trocken, wir würden aber ja nicht in ein Survival-Camp reisen, sondern uns vielmehr in der zivilisierten Welt aufhalten, wenn auch in antikem Rahmen. Aber was soll ich sagen: So bin ich. Die Stullen kamen komplett wieder mit nachhause und warteten im Kühler auf den nächsten Hungerschub ;-)
Wir haben viel Interessantes gelernt. Haben uns mit netten Menschen blendend unterhalten. Wir haben gemeinsam geschnibbelt, gekocht, gelacht und anschließend ein köstliches Mahl miteinander verzehrt. Man muss im Grunde schon von einem Buffet sprechen, so reichlich war das Angebot. Von Vorspeisen über Hauptgänge, frische kleine Fladenbrote, bis hin zu zwei Desserts war alles vorhanden. Und einen Apéritif gab es vorneweg. Ich hatte mich natürlich vorher im Internet schlau darüber gemacht, was in etwa auf uns zukommen würde. Wie gesagt: Spontan ist grundsätzlich möglich, aber zumindest geht eine ausgiebige Informationsphase voraus.
Ich werde keine Nacherzählung der einzelnen Speisen vornehmen und meine Recherchen im Internet auch nicht langatmig herunterbeten, jedoch gibt es einige Punkte, die mir erwähnenswert erscheinen. Als Apéritif gab es klassisch „Mulsum“. Einen mit Honig gesüßten Wein. Damals griff man zu diesem Hilfsmittel wegen der Genießbarkeit der Weine, denn sie waren recht sauer. In unserem Falle basierte das köstliche Getränk auf einem leichten Elbling, Honig, etwas Fenchel und kräftig Anis. Aus dem Pulk der Kursteilnehmer erschallten nach dem ersten Schluck unterschiedliche Beschreibungen von „Ah, wie Ouzo“, „Schmeckt wie Pastis“ bis hin zu „Erinnert mich an Hustensaft“. Wie skurril es doch ist, in welcher Geschwindigkeit unser Kopfkino losläuft. Mehr oder weniger unkontrolliert und fest verwurzelt in Erlebtem.
Alsdann musste jeder eine Tunika überziehen. Hier fremdelte ich zunächst etwas, denn das Kostümieren ist nicht mein Ding. Nachdem man mich davon überzeugt hatte, dass dieses Gewand ja doch auch einen gewissen Schutz für meine Kleidung darstelle, habe ich mich drein gefügt. Man reichte mir eine etwas längere „Damentunika“ in Fliederfarbe. Dazu einen blässlichen Bindegürtel. Der Liebste hat alles im Foto festgehalten und mir versichert, ich sehe wirklich blendend aus. Nun konnte es also losgehen.
Wir schnibbelten unter Anleitung der Kursleiterin sowie einer versierten Köchin des Museums munter darauf los. Begleitet von einer netten Heilpraktikerin, die allerlei Wissenswertem von und über Kräuter vermittelte. Viele Gemüsesorten, darunter Fenchel, Champignons, Rote Bete und Möhren wurden zerkleinert. Mit winzigen Messern von einer Sorte, die es bei mir zuhause nicht gibt. Eine Teilnehmerin nannte sie liebevoll „Kneipchen“. Für mich war das Arbeiten mit einem solchen Kneipchen sehr ungewohnt. Zumal es auch als Schälinstrument für die Möhren hergenommen werden musste. Kommentar von gegenüber: "Tja, Sparschäler kannten die damals wohl noch nicht!" Vor allen Dingen die Zerkleinerung einer riesigen Menge an unterschiedlichen Kräutern war eine Herausforderung. Niemals hätte ich den alten Römern Koriandergrün, Bohnenkraut oder Liebstöckel zugeordnet. Was ich überhaupt nicht kannte, war die „Weinraute“, ein sehr stark ätherisch und leicht bitter schmeckendes Kraut. Die Römer verwendeten Kräuter und Gewürze in verschwenderischer Vielfalt und Menge. Wohl wissend, dass diese über den Geschmack hinaus, medizinische oder heilende Wirkung hatten. Als gut gewürzt galt eine Speise, wenn man die Grundzutaten nicht mehr herausschmecken konnte!
Eine weitere Besonderheit der Küche des römischen Reichs war die Verwendung einer Fischsauce namens „Liquamen“. Ähnlich der Fischsaucen, die wir zum Beispiel aus der Thaiküche oder der vietnamesischen Küche kennen. Diese fermentierte Sauce kam praktisch an alles. Man verwendete sie als Salzersatz. Sie wurde wegen der starken Geruchsbildung während der Gärung unter der Sonne nur außerhalb von Stadtmauern hergestellt. Und in Amphoren im ganzen römischen Reich verteilt. Daher war es wohl so, dass über Rom und den Provinzen stets ein starker Fischgeruch hing. Dem Liebsten habe ich davon nichts erzählt, denn er mag nichts, was nur ansatzweise „fischelt“. Und nun sollte ein komplettes Buffet unter Fischsauce ertränkt werden. Gut, dass wir die Stullen mithatten!
Nein, kleiner Scherz am Rande. Die hier verwendete Fischsauce, von der alle sofort eine Kostprobe nehmen wollten, schmeckte – wenn überhaupt - nur sehr schwach nach Fisch und erinnerte mich eher an eine Mischung aus Soja- und Worcester-Sauce. Mit etwas Phantasie konnte man eventuell noch ein kleines Schlückchen Maggi herausschmecken. Vielleicht war diese Sauce mit Rücksicht auf moderne Gaumen entschärft und saarländisch adaptiert. Möglich wäre es!
Gekocht wurde auf offenem Feuer. So wurde uns unter der überdachten „Außenküche“ nicht klamm, und es duftete nach Holzkohle und köstlichen Speisen. Die kleinen Fladenbrote, die in Öl ausgebacken wurden, taten das ihre dazu. Und so verging die Zeit wie im Fluge, es wurde viel gelacht, und pünktlich zu Mittag wurde ein stattliches Büffet aufgebaut. Es hat wirklich alles köstlich geschmeckt. Mein absoluter Favorit war eine Vorspeise namens „Moretum“. Eine Mischung aus Schafskäse, Quark, Knoblauch und allerlei gemörserten Kräutern. Der Clou darin: winzig (mit dem „Kneipchen“) fein gewürfelter Stangensellerie, der einen frischen Knusperkick brachte. Und in Olivenöl, Honig und eben der erwähnten Fischsauce mit ganz vielen Kräutern geschmorten Pilze. Die Kursleiterin erzählte, dass diese Pilze auf jedem Buffet der Renner seien. Und das waren sie!
Brot spielte in der römischen Küche eine große Rolle. Zunächst stellte man einfache Fladen ohne Triebmittel her, später, nachdem Weizen angebaut wurde, entwickelte man das Brotbacken weiter, und es entstanden sogar zahlreiche Bäckereien. Wie in allen Kulturen, die Brot schätzen, wurde auch damals älteres Brot eingeweicht, um es besser verzehren zu können. Zum Beispiel in Milch. Gerne auch unter Hinzugabe von frischem Obst. Aber auch in deftigen Brühen oder in Fischsud. Wahrscheinlich auch in Wein. Vermute ich jetzt mal. Denn ohne diesen ging es wohl nicht. Wein, mehr oder weniger mit Wasser verdünnt, war das Hauptgetränk. Was mich zu dem Gedanken beflügelt hat, dass die alten Römer zumindest einen unerschütterlichen Schlaf gehabt haben müssen und darüber hinaus immer blendender Stimmung waren!
Nach dem köstlichen Mahl kamen wir zur Übereinstimmung, dass man heute nun definitiv nichts mehr zu essen brauche. Wenn schon die Mahlzeit nicht wie üblich liegender Weise eingenommen wurde, so würde sie am Nachmittag doch aber in liegender Position verdaut werden. Wurde sie auch, aber schneller als wir vermutet hatten. Am Abend knurrten wieder die Mägen und so beseelt von den vielen Eindrücken, zog es mich in die Küche.
Viel war nicht mehr da, was als unaufwändiges Abendbrot dienen könnte. Doch: Eben Brot. Unser selbstgebackenes Sauerteigbrot, das sich sehr lange frisch hält, und bis zum Schluss lecker schmeckt. Allerletzte Reste essen wir gerne geröstet als Crostini, Bruschetta oder in Tomatenbrotsalat. Tomaten waren reichlich da. Dazu schöner Spargel. Rote Zwiebeln. Viel frische Kräuter, da ich dabei bin, die Kräutertreppe zu bestücken. Einen Tomaten-Brotsalat konnte ich nicht zaubern, weil mir Mozzarella fehlte, der hierfür ein Muss ist. Also kam mir die Idee, saftigen Belag als Salat mit viel Dressing auf Röstbrot zu geben. Dies kurz durchziehen lassen und man hätte eine Mischung als Brotsalat und Bruschetta. Oliven und eben reichlich Grünzeug dazu, und man konnte den Bogen zu dem schönen Vormittag schlagen. Eine runde Sache. Ganz nach meinem Geschmack!
- Brot in einer Pfanne ohne Fett rösten. Gegen Ende Olivenöl auf den Pfannenboden geben.
- Oberflächen mit Knoblauchzehen einreiben.
- Tomaten in Scheiben schneiden.
- Rote Zwiebeln in Segmente schneiden.
- Unteres Drittel des Spargels abbrechen. Stangen halbieren.
- Zwiebeln und Spargel getrennt voneinander in Olivenöl anbraten und mit Zucker karamellisieren lassen.
- Artischockenböden in Streifen oder Segmente schneiden und in Butter und Olivenöl anbraten.
- Dressing aus den beiden Essigsorten, Olivenöl, Knoblauch, Senf, Salz, Pfeffer und Zucker rühren.
- Leicht abgekühltes Gemüse hineingeben und durchziehen lassen.
- Kräuter waschen und verlesen. Oliven bereitstellen.
- Kräuter kurz unter das Gemüse heben.
- Alles auf Brotscheiben anrichten und eine Weile ziehen lassen.
Das Brot in einer Pfanne ohne Fett langsam rösten. Erst gegen Ende etwas Olivenöl auf den Pfannenboden geben. Die Oberfläche der Scheiben nicht mit Öl bestreichen, damit später die Feuchtigkeit aus dem Salat besser eindringen kann. Die Oberflächen jeweils mit Hälften von einer Knoblauchzehe einreiben.
Die Tomaten in Scheiben schneiden. Es darf ruhig eine saftige Sorte sein. Die roten Zwiebeln in Segmente schneiden. Das untere Drittel des Spargels abbrechen. Die Stangen halbieren. Zwiebeln und Spargel getrennt voneinander in Olivenöl knusprig anbraten und mit etwas Zucker karamellisieren lassen. Die Artischockenböden in Streifen oder Segmente und in etwas Butter und Olivenöl ebenfalls schön braun anbraten.
Aus den beiden Essigsorten und Olivenöl, dem restlichen Knoblauch und Senf, Salz, Pfeffer und Zucker ein Dressing rühren. Das leicht abgekühlte Gemüse hineingeben und durchziehen lassen.
Die Kräuter waschen und verlesen. Die Oliven bereitstellen. Die Kräuter kurz unter das Gemüse heben, dabei aufpassen, dass sie nicht zerdrückt werden. Alles auf den Brotscheiben dekorativ anrichten und eine Weile ziehen lassen. Das Brot soll sich mit den köstlichen Gemüsearomen vollsaugen.
(Für 2 Personen)
Menge | Zutat |
---|---|
8 bis 10 dünne Scheiben |
Baguette oder Ciabatta |
2 Zehen | Knoblauch |
6 EL | fruchtiges Olivenöl |
1 EL | Butter |
3 EL | Orangenbalsam |
3 EL | weißer Balsamessig |
2 TL | Dijonsenf |
4 bis 6 | reife Tomaten |
2 mittelgroße | rote Zwiebeln |
1 Bund | grüner Spargel |
4 | Artischockenböden |
2 Hand voll | schwarze Oliven |
1 gute Hand voll | frische Kräuter (z.B. Blutampfer, Basilikum und Olivenkraut) |
2 EL | geröstete Pinienkerne |
Zucker | |
Salz | |
Pfeffer |
Tipp
Wer sich beim Anrichten besonders viel Mühe gibt, spart sich den Tischschmuck. Essbarer Tischschmuck. Wäre das eine Geschäftsidee? Späßlein gemacht! 😂