Tapas improvisiert

Tapas improvisiert

24. Januar 2016

Kürzlich klingelte sonntags morgens das Telefon und Freunde kündigten sich für den Nachmittag an. Sie waren auf der Rückreise aus dem Urlaub und konnten nicht genau sagen, wann sie da sein würden. Da ich sie unbedingt bewirten wollte, musste also etwas auf den Tisch, was ich gut vorbereiten und das auch eine Weile auf die Gäste warten konnte.

Als erstens habe ich den Kühlschrank inspiziert. Der war – wie meistens – prall bestückt und ich musste keine Angst haben, dass wir hungern müssten. Nun stöberte ich eine Weile durch meine Kochbücher und nahm spontan „Jamie unterwegs…“ zur Hand. Unter anderem bewegte sich Jamie O. in diesem Buch durch Spanien und hat einige einfache aber geniale Tapas-Rezepte verewigt. Nun war die Idee geboren, und ich musste mir einen Plan machen. Aus Jamies Buch habe ich unter anderem die Anregung für einen köstlichen Tomaten-Schafskäse-Salat und für „Patatas bravas“, Kartoffeln mit Tomaten entnommen. Auch die Hackbällchen in Tomatensauce, „Albondigas“ hätten mir gefallen. Allerdings war kein Hackfleisch im Haus. Kurzerhand wurden aus den Fleischbällchen Bulgurbällchen, gewürzt mit Cranberries und Sumach (ich weiß, das ist nicht unbedingt typisch spanisch aber lecker). Sie standen übrigens der Fleischversion in nichts nach.

Es waren noch Spitzkohl und Wirsing im Haus. Außerdem schöne rote Spitzpaprika, die dazu einluden, etwas in sie einzufüllen. Schafskäse und Chorizo sind sowieso immer im Vorrat. Da ließe sich doch etwas daraus machen! Am Vortag hatten wir zwei Hähnchenkeulen vom Knochen befreit und sie mit einer schönen Marinade in einen Gefrierbeutel gebettet. Dass sie heute mit verwendet werden würden, war schnell klar. Ich würde sie im Backofen zubereiten, so dass die Haut schön gebräunt und kross werden könnte.

Letzten Endes standen nachmittags folgende Köstlichkeiten parat: Spitzkohlsalat mit krossen Cabanossiwürfelchen sowie mit Sauerrahm und Chorizo verfeinerter Wirsing, beide in der Paprika serviert. Dazu das knusprige Hähnchen. Das allerdings die einzige Speise war, die unbedingt zeitnah zubereitet werden musste und direkt aus dem Ofen auf die Servierplatte kam. Wunderbar saftige Bulgurbällchen auf Tomaten-Schafskäse-Salat. Leckere Bratkartoffeln in Tomatensauce. Diese Vorspeise ist in Spanien sehr beliebt und darf in keinem Tapas-Angebot fehlen. Der Clou an der Sauce sind geröstete Fenchelsamen, Rosmarin und geräucherter Paprika. So einfach und so beeindruckend!

Eigentlich gehören auch unabdingbar Tortilla-Häppchen mit auf den Tisch. In diesem Falle waren mir die Eier ausgegangen und die Nachbarin nicht zuhause. Die Tanke schied aus, denn sie hat leider keine Eier von glücklichen Hühnern. Da ich Tortilla jedoch liebe und schon oft zubereitet habe, dazu nur der Link. Ich darf mit Stolz behaupten, dass alles köstlich geschmeckt hat, und wir einen sehr lustigen Abend hatten. Hier kommen nun ein paar Rezepte, wobei ich mir die beiden Kohlsalate spare, die kann man doch!

Der Chorizo-Tomatensalat mit Schafskäse

  1. Schalotten fein würfeln.
  2. Große Tomaten in Scheiben schneiden. Kleine Tomaten halbieren.
  3. Chorizo in Scheiben schneiden und brutzeln.
  4. Fett, bis auf einen kleinen Rest, aus der Pfanne geben. Knoblauch im restlichen Fett anbraten.Auf Küchenkrepp geben.
  5. Kräuter verlesen und zerzupfen.
  6. Schafskäse in Würfel schneiden oder zerzupfen.
  7. Mit dem Dressing aus Olivenöl, Sherryessig, Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker vermischen und durchziehen lassen.

Die Bulgurbällchen

  1. Bulgur nach Packungsanweisung garen und ausdampfen lassen.
  2. Cranberries in lauwarmem Wasser einweichen. Auf Küchenkrepp abtupfen.
  3. Zwiebeln, Knoblauch und Petersilie fein hacken. Zwiebeln und Knoblauch in Olivenöl anschwitzen bis sie glasig werden. Dann die Petersilie hineingeben und kurz mit schwitzen. Abkühlen lassen.
  4. Cranberries fein hacken, Kürbiskerne mittelfein hacken.
  5. Alle Zutaten vermengen.
  6. Etwa walnussgroße Kügelchen formen. In Fett ausbacken.

Die „Patatas bravas“ (Wilde Kartoffeln)

  1. Kartoffeln schälen, halbieren und in Salzwasser mit Kümmel, denLorbeerblättern und Ingwer so bissfest garen. Abkühlen lassen und in mundgerechte Stücke zerteilen.
  2. Feingehackte Zwiebeln und Knoblauch in zwei Esslöffeln Olivenöl anschwitzen. Fein gewürfelte Möhre und Paprikaschote mit in den Topf geben.
  3. Tomaten, Essig und de Thymian mit azugeben und  köcheln lassen.
  4. Gegen Ende der Garzeit nochmals etwas frischen Thymian nachlegen.
  5. Im restlichen Öl die Kartoffelwürfel knusprig braten.
  6. Zum Schluss blättrig geschnittenen Knoblauch sowie abgezupften und gehackten Rosmarin in die Bratpfanne geben.
  7. Kartoffeln auf Küchenkrepp entfetten. Dann mit den Paprikasorten, Fenchel und Salz vermengen. Die Kartoffeln sollen von den Gewürzen gleichmäßig überzogen sein.
  8. Kartoffeln mit Sugo vermengen.

Das knusprige Hühnchen

  1. Hähnchenkeulen vollständig vom Knochen entfernen, dabei am Stück lassen.
  2. Honig, Olivenöl, Sojasauce, Teriyakisauce und den Knoblauch in einen Gefrierbeutel geben. Zitrone auspressen und Saft sowie die dünn abgeschälte Schale in den Beutel geben.
  3. Einige Stunden oder über Nacht marinieren lassen.
  4. Hähnchen abtupfen und mit der Hautseite nach oben auf den Gitterrost geben.
  5. Haut mit Salzbutter bepinseln. Spätestens alle 10 Minuten wiederholen.
  6. Beim letzten Bepinseln Curry und Paprika mit in die Butter rühren.

Der Chorizo-Tomatensalat mit Schafskäse

Die Schalotten fein würfeln. Sie kommen roh in den Salat. Die großen Tomaten in Scheiben schneiden und je nach Geschmack einmal halbieren. Die kleinen Tomaten, schön wenn es rote und gelbe sind, ebenfalls halbieren. Die Chorizo in Scheiben schneiden und in einer Pfanne gemütlich brutzeln. Wenn ein großer Teil des Fettes ausgebraten ist und die Scheiben recht knusprig sind, die Wurst auf ein Küchenkrepp legen. Das Fett, bis auf einen kleinen Rest, aus der Pfanne geben. Den in Scheiben geschnittenen Knoblauch im restlichen Fett anbraten, bis er zu duften beginnt. Dann ebenfalls auf ein Küchenkrepp geben. Die Kräuter verlesen und zerzupfen. Je nach Konsistenz des Schafskäses diesen in Würfel schneiden oder ebenfalls zerzupfen. Alles schön mit dem Dressing aus Olivenöl und Sherryessig, Salz, Pfeffer und einer Prise Zucker vermischen und ruhig etwas durchziehen lassen.

Die Bulgurbällchen

Den Bulgur nach Packungsanweisung garen und auf der ausgeschalteten Herdplatte ausgiebig Ausdampfen lassen. Dabei mehrmals auflockern. Abkühlen lassen. Die Cranberries in lauwarmem Wasser einweichen. Danach auf Küchenkrepp abtupfen. Zwiebeln, Knoblauch und Petersilie fein hacken. Zwiebeln und Knoblauch in Olivenöl anschwitzen bis sie glasig werden und alles köstlich duftet. Dann die Petersilie hineingeben und kurz mit schwitzen. Abkühlen lassen. Die Cranberries fein hacken, die Kürbiskerne mittelfein hacken. Nun alle Zutaten in einer Schüssel vermengen. Dabei lange und ausgiebig mischen, damit eine schöne homogene Masse entsteht. Abschmecken und gegebenenfalls nochmal nachwürzen, denn die Bällchen können was vertragen! Etwa walnussgroße Kügelchen formen. Nun kann man diese in Fett ausbacken. Wozu ich immer den Wok nehme, weil ich hier mit relativ wenig Fett auskomme. Diesmal mache ich es jedoch anders: Ich buttere mein Mini-Muffins-Blech aus und backe die Bällchen bei 180 Grad Ober-und Unterhitze im Ofen. Da sie nicht weiter aufgehen, soll oben auf den Mulden eine schöne Halbkugel sitzen, damit es dann schön prall aussieht. Die Oberfläche mit etwas flüssiger Butter bepinseln. Die Bällchen sind fertig, wenn sie leicht gebräunt sind und knusprig aussehen. Herrlich!

Kürzlich las ich in einem Rezept, dass man der Bulgurmasse noch etwas Backpulver zugegeben hatte. Laut Rezept bewirke dies, dass die Bällchen etwas mehr aufgehen und lockerer werden. Das habe ich jedoch noch nicht ausprobiert.

Die „Patatas bravas“ (Wilde Kartoffeln)

Die Kartoffeln schälen, halbieren und in Salzwasser mit dem Kümmel, den Lorbeerblättern und dem Ingwer gerade so bissfest garen. Abkühlen lassen und in mundgerechte Stücke zerteilen. Derweil die Sauce zubereiten. Die feingehackten Zwiebeln und den Knoblauch in zwei Esslöffeln Olivenöl anschwitzen. Die fein gewürfelte Möhre und die Paprikaschote mit in den Topf geben. Die Tomaten, den Essig und den Thymian mit dazugeben und eine Weile köcheln lassen. Gegen Ende der Garzeit nochmals etwas frischen Thymian nachlegen, damit das Aroma perfekt ist. Die Gemüse sollen weich sein und die Sauce auf die gewünschte Konsistenz eingekocht sein. Die Paprika kommt im Originalrezept nicht dazu, ich finde jedoch, sie gibt der Sauce eine fruchtige Süße. Ich habe die Sauce auch nicht püriert, weil ich eine etwas gröbere Struktur bevorzuge. In dem restlichen Öl werden die Kartoffelwürfel schön knusprig angebraten. Ganz zum Schluss kommen der blättrig geschnittene Knoblauch sowie der abgezupfte und gehackte Rosmarin mit in die Bratpfanne. Aufpassen, dass nun nichts verbrennt und bitter wird.

Die gebratenen Kartoffeln auf einem Küchenkrepp entfetten. Dann mit den beiden Paprikasorten, dem Fenchel und kräftig Salz vermengen. Die Kartoffeln sollen von den Gewürzen gleichmäßig überzogen sein. Die Kartoffeln mit dem Sugo vermengen und servieren. Wenn man gerne viel Sugo mag, oder er etwas flüssiger ist, gibt man nur einen Teil an die Kartoffeln und serviert den Rest getrennt dazu.

Das knusprige Hühnchen

Die Hähnchenkeulen vollständig vom Knochen entfernen, dabei am Stück lassen. Früher habe ich eher zu Hähnchenbrust mit Haut gegriffen. Jedoch nehme ich inzwischen bevorzugt die Keulen, weil das Fleisch aromatischer schmeckt. Nun Honig, Olivenöl, Sojasauce, Teriyakisauce und den Knoblauch in einen Gefrierbeutel geben. Die Zitrone auspressen und den Saft sowie die dünn abgeschälte Schale ebenfalls in den Beutel geben. Alles schön massieren und einige Stunden oder noch besser über Nacht marinieren lassen. Nun das Hähnchen abtupfen und mit der Hautseite nach oben auf den Gitterrost geben. Der Ofen ist auf 180 Grad vorgeheizt und zwar mit Ober- und Unterhitze. Der Rost kommt auf die obere Schiene. Nun die Haut mit der Salzbutter bepinseln. Spätestens alle 10 Minuten wiederholen. Nach ca. 40 Minuten müssten die Schenkel schön durch und die Haut appetitlich braun sein. Beim letzten Bepinseln Curry und Paprika mit in die Butter rühren. Nun können die Gewürze ihr Aroma abgeben ohne dabei zu verbrennen.

Nun kann die Tapas-Darbietung mit vielen weiteren Dingen angereichert werden, die man nicht selbst herzustellen, sondern nur zu kaufen braucht. Allen voran seien Oliven erwähnt oder die milden grünen Pimientos de Padron, der köstliche Manchegokäse, der etwas kürzer oder auch länger gereift angeboten wird und immer genial schmeckt. Man kann auch über Datteln im Speckmantel, gegrillte Gemüse oder Gambas nachdenken. Und nicht zuletzt über den hervorragenden spanischen Schinken. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt! Und natürlich darf ein guter Schluck nicht fehlen. Vielleicht auch zwei oder drei Schlucke. Denn eigentlich ist der Sinn von Tapas, dass sie das Getränk unterstützen sollen und nicht im Vordergrund stehen und der Wein die Begleitung ist.

(Für 4 Personen)

Der Chorizo-Tomatensalat mit Schafskäse

Menge Zutat
1 Stück Chorizo (ca. 200 g)
3 große Tomaten
300 g Kirschtomaten
2 Schalotten

2 bis 3

Knoblauchzehen

4 bis 6 EL

fruchtiges Olivenöl
3 EL Sherryessig
Einige Stiele glatte Petersilie
Einige Stiele Minze
Einige Stiele Basilikum
  Zucker
  Salz
  Pfeffer

Die Bulgurbällchen

Menge Zutat
1 Tasse Bulgur
2 EL getrocknete Cranberries
4 Stiele Blattpetersilie
2 Schalotten
2 Knoblauchzehen
2 EL Olivenöl
1 Ei
1 EL Speisestärke
2 EL Mehl
1 Prise Kreuzkümmel
1 TL mildes Curry
½ TL Sumach
2 EL geröstete Kürbiskerne
2 EL geschmolzene Butter

Die „Patatas bravas“ (Wilde Kartoffeln)

Menge Zutat
4 mittelgroße Kartoffeln (ca. 800 g)
2 frische Lorbeerblätter
2 Scheiben Ingwer
2 Knoblauchzehen
2 TL Kümmel
2 Zweige Rosmarin
1 EL Paprika edelsüß
½ TL geräucherter Paprika
2 TL Fenchelsamen (leicht geröstet und gemörsert)
  Salz
8 EL Olivenöl
2 kleine Zwiebeln
4 Knoblauchzehen
1 Chilischote
  Thymian (frisch gezupft)
1 mittelgroße Möhre
½ rote Paprika
1 Dose stückige Tomaten (ca. 400 g)
1 EL Sherryessig
  Zucker
  Salz
  Pfeffer

Das knusprige Hühnchen

Menge Zutat
2 kräftige Hähnchenkeulen (beste Qualität)
1 EL Honig
2 EL Olivenöl
2 EL Sojasauce
2 EL Teriyakisauce
1 Bio Zitrone
2 angedrückte Knoblauchzehen
4 EL flüssige Salzbutter
2 TL Currypulver
2 TL Paprika edelsüß

Tipp

Das heruntertropfende Hühnerfett zusammen mit der Salzbutter hat einen herrlichen Geschmack. Ich übertreibe es nicht mit Fett, aber dieses hier wegzugeben wäre eine Sünde. Bitte unbedingt aufbewahren und zum Beispiel Bratkartoffel damit machen. Köstlich!

Diese Seite wurde zuletzt am 17.03.2018 um 14:45 Uhr aktualisiert.

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