Syrischer Hackbraten mit Walnuss-Paprika-Crème
18. November 2019
Oh, mein Gott. Ein Slash zu viel!“ Zerstörung unmittelbar von allerhöchster Stelle aus. Und das in zweifacher Hinsicht. Der Backup-Server stand bis dato in den USA. Nicht nur weil er den derzeitigen Präsidenten für nicht voll zurechnungsfähig hält, war das dem Liebsten zu unberechenbar geworden. Man weiß ja nicht, was dem wirren Mann im Weißen Haus als Nächstes einfällt, und schwupp hätten wir keinen Zugriff mehr auf unsere Dateien. Also alles auf einen sichereren Server umgefrickelt. Nachdem alle Transaktionen erledigt und mit einem grünen Häkchen versehen waren, hatte sich der Liebste entschlossen, den alten Bettel zu löschen. Und dann kam die unfassbare Erkenntnis, dass die neuen Daten trotz Häkchen unvollständig waren, riesige Lücken taten sich auf wie Abgründe! Die alten waren gelöscht und definitiv nicht zu retten. Ich hatte das Gefühl, als wäre jemand Liebgewordenes gestorben. Wie viel Zeit und Arbeit von uns beiden steckten in dem Projekt! Mir liefen die Tränen, ich war völlig entgeistert. Aber der Liebste versprach – nicht wissend, wie lange es dauern würde – mein „Baby“ zu retten.
Als ich ihn so bestürzt sah, hat mir das Herz geblutet. „Wie konnte mir das nur passieren?“ Diesen Satz hörte ich noch oft an diesem Abend. Als ich lange schon schlief, hat die treue Seele gerettet, was noch zu retten war. An den darauffolgenden Tagen hat er dann Vollgas gegeben und den Schaden Stück für Stück behoben. Regelmäßig hatte er, der ja professionell vom Fach ist, Backups gemacht. Und nun mit einem dummen, dummen Slash an einer Key-Funktion „ganz oben“ eben diese Backups gelöscht. Kein Papierkorb, keine „Undo“-Taste. Kennt Linux nicht. Linux geht davon aus, dass der Administrator weiß, was er tut.
Weiß er ja normalerweise auch. Aber selbst der weltbeste Administrator kann einen Fehler machen. Ich erlebe mit, wie das Kopfkino volle Fahrt aufnimmt, und nicht mehr zu stoppen ist. Tausend Fragen möchte ich stellen, lasse es aber lieber, um die bereits wie unter Starkstrom vibrierenden Nerven des Reparators nicht unnötigerweise zu strapazieren. Wichtig ist, dass alle Texte und Fotogalerien save sind. Der Inhalt also ist noch vorhanden, lediglich die Präsentation und der Background sind zerstört. Jedoch ist der Schaden noch nicht begrenzt: Alle Rezepte, die ich je geschrieben habe, schickte ich meinem Admin per Mail. Nun trifft mich beinahe der Schlag, als ich sehe, dass auch der Mailserver gecrasht ist. Alle Mails weg, alle Kontakte, alle Termine. Oh, my God! Hört das denn überhaupt nicht mehr auf! Gott sei Dank sind die Dateien noch auf meinem Notebook vorhanden. Ab jetzt werde ich zum Sicherheitsfetischisten und ziehe mir alles noch auf Sticks, die ich im Tresor verstaue. Nicht, dass die Festplatte einmal abrauscht und die Cloud sich gleichzeitig in Luft auflöst! Der Liebste kündigt an, nun die ultimative Backupstrategie zu planen. Unzerstörbar sozusagen. Nicht nur die verrückten Chinesen, die uns andauernd mit Hochdruck zu hacken versuchen wird das Bollwerk, „Fort Knox“ nicht unähnlich, abschmettern. Auch den Admin wird es künftig vor Schusseligkeiten schützen. Er wird mir diese kleine flapsige Einlassung verzeihen, wenn er sieht, dass zwischenzeitlich mein Humor zurückgekehrt ist! 😅
Erst, als ich die Seite aufgerufen hatte, obwohl ich theoretisch wusste, dass es sie nicht mehr gab, habe ich realisiert, dass sie tatsächlich gelöscht war. „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Behebung des Problems. Bald ist die FoodLady wieder online - Versprochen!“ An dem „Versprochen“ habe ich mich aufgerichtet, denn dass dieses Versprechen eingelöst werden würde, stand außer Frage für mich. Überrascht hat mich an dieser Stelle, wie riesig die Lücke war, die das Verschwinden der Site auftat. Ich war regelrecht angeschlagen, fühlte mich so elend, als sei mindestens die Hongkong-Grippe im Anzug. Weil ich jedoch nicht unter Selbstmitleid leide, habe ich mich am Schopf gezogen, aufgerichtet und gleichzeitig dem Liebsten immer wieder gut zugesprochen. Ich habe ihm ein weiteres Versprechen entlockt, nämlich dasjenige, sich keine Vorwürfe zu machen. „Nur wer nichts macht, macht auch nichts verkehrt.“, „Shit happens!“ So lauteten meine Parolen zum Bewältigen moralischer Tiefpunkte. Ich habe an diesem Schwarzen Freitag eh nicht für die Arbeit getaugt. Also bin ich früher gegangen, um mich beim Shoppen abzulenken. Nicht Klamotten brachte ich heim, sondern eine Edelstahlschüssel von stattlichem Format, einen Saucenausgießer mit Schnute und ein niedliches, schwarzes Porzellan-Schüsselchen. Für die FoodLady!
Phoenix aus der Asche
Was mich immer ablenkt und aufrichtet, egal welches Problem mich heimsucht, ist das Kochen. Und das Essen. Während sich die FoodLady aus ihrer üblen Indisposition herauskämpfte, hatte ich niedergeschlagen die Septemberausgabe 2019 der „essen & trinken“ durchgeblättert und bin auf Rezepte aus der Levante gestoßen. Der goldbraune Auflauf mit vielen beruhigend gut duftenden Kräutern und Gewürzen hätte das Zeug dazu, Leib und Seele vortrefflich zu nähren. Ich habe nicht gezögert! Wie immer, habe ich die Zutatenliste noch um einiges ergänzt und dann einen herrlich saftigen, mit einer Art Zwiebel-Korinthen-Chutney gefüllten Auflauf gezaubert. Die pikante Crème aus gerösteten Walnüssen und Paprika war der Kracher. Diese „Muhamarra“ stammt aus Syrien, und der Gedanke an das geschundene Land lässt mein vergleichsweise kleines Elend weiter schrumpfen. Jetzt, da wir die schwierigsten Schritte der Rekonvaleszenz bewältigt haben, entspannen sich die Nerven so langsam. Zurück bleibt momentan noch eine Art Alarmbereitschaft. Ein Nachhall des Ungemachs. Es wird noch viel Arbeit sein, aber es wird wieder! Es lebe die FoodLady!
Der Hackfleisch-Bulgur-Auflauf
- Bulgur mit Wasser begießen, quellen lassen.
- Korinthen in Wasser eine Stunde einweichen.
- Kreuzkümmel, Macis, Pfeffer, Zimt, Kardamom, Nelken und Koriandersaat ohne Fett anrösten, abkühlen lassen und mit grobem Salz fein mörsern.
- Zwiebeln fein würfeln und in Olivenöl goldgelb dünsten. Mit Wermut ablöschen, kurz einköcheln lassen.
- Paprikawürfel hinzugeben und kurz mitdünsten.
- Korinthen samt Einweichwasser dazugeben und sämig einköcheln lassen.
- Geröstete Pinienkerne und Pistazien unterheben, mit Salz, Pfeffer, Balsamico-Crème und getrockneter Minze würzen und abkühlen lassen.
- Hackfleisch, Bulgur, Brötchen, Quark, Eier, Butter, Korianderstiele und Gewürzmischung gut verkneten. Mit Salz und Zucker würzen. In zwei Hälften teilen.
- Eine Hälfte der Hackmasse in eine Springform verteilen, leicht andrücken.
- Zwiebel-Korinthen-Mischung darauf verteilen, zweite Hälfte der Hackmasse darüber geben, leicht andrücken.
- Teriyakisauce, Sojasauce, Olivenöl und Honig mischen. Hackmasse damit einpinseln. Mandeln darauf verteilen.
- Auflauf goldbraun backen.
Die Walnuss-Paprika-Crème
- Paprika in flache Segmente schneiden. Mit der Hautseite nach oben auf ein Backblech legen und rösten. Die Segmente müssen schwarze Blasen werfen. Abkühlen lassen, dann häuten.
- Knoblauch und Zwiebel grob hacken. Nüsse hacken und für die Deko zurückbehalten.
- Restliche Nüsse mit Knoblauch, Zwiebel, Paprika und den weiteren Zutaten pürieren. Kaltstellen.
- Vor dem Servieren mit Nüssen und Petersilie bestreuen.
Der Kräutersalat
- Kräuter verlesen. Von der Bio-Zitrone Schale abreiben.
- Rote Zwiebeln in sehr feine Ringe hobeln.
- Aus Zucker und Sumach mit Öl ein Dressing rühren. Zwiebeln darin marinieren. Ganz zum Schluss Kräuter und Zitronenzesten unterheben.
Der Hackfleisch-Bulgur-Auflauf
Bulgur mit 150 ml Wasser begießen, 15 Minuten quellen lassen. Korinthen in 100 ml Wasser eine Stunde einweichen. Wenn man statt des feinen einen gröberen Bulgur verwendet, sollte der vorher halb weich gekocht sein, damit der Hackbraten fluffig wird.
Kreuzkümmel, Macis, Pfeffer, Zimt, Kardamom (ohne Kapselhülle), Nelken und Koriandersaat in einer Pfanne ohne Fett anrösten, abkühlen lassen und mit 1 Prise grobem Salz fein mörsern.
Zwiebeln fein würfeln und in 3 EL Olivenöl goldgelb dünsten. Mit Wermut ablöschen kurz einköcheln lassen. Dann Paprikawürfel hinzugeben und kurz mitdünsten. Korinthen samt Einweichwasser dazugeben und sämig einköcheln lassen. Dann die gerösteten Pinienkerne und die Pistazien unterheben, mit Salz, Pfeffer, Balsamico-Crème und getrockneter Minze würzen und abkühlen lassen.
Hackfleisch, gequollener Bulgur, ausgedrücktes Brötchen, Quark, Eier, 2 EL Butter, Korianderstiele und Gewürzmischung gut verkneten. Kräftig mit Salz und einer Prise Zucker würzen. In zwei Hälften teilen. Eine Springform oder Auflaufform mit der restlichen Butter ausstreichen. Die eine Hälfte der Hackmasse in der Form verteilen, leicht andrücken. Zwiebel-Korinthen-Mischung darauf verteilen, zweite Hälfte der Hackmasse darüber geben, leicht andrücken. Teriyakisauce, Sojasauce, Olivenöl und Honig mischen. Die Hackmasse damit einpinseln. Die Mandeln dekorativ darauf verteilen. Im vorgeheizten Backofen bei 180 °C auf der mittleren Schiene 40 bis 45 Minuten goldbraun backen. Vor dem Servieren lauwarm auskühlen lassen. Dazu den Rand der Springform entfernen.
Die Walnuss-Paprika-Crème
Den Backofen auf Anschlag heizen, dann stärkste Grillfunktion wählen. Paprika am oberen und unteren Ende abschneiden, so dass man jeweils vier gleichmäßige (flache) Segmente daraus schneiden kann. Mit der Hautseite nach oben auf ein Backblech legen und auf der oberen Schiene direkt unter den Grill geben und ca. 20 Minuten rösten. Die Segmente müssen schwarze Blasen werfen, keine Angst, das schmeckt später nicht verbrannt. Nimmt man die Paprika zu früh aus dem Ofen, lässt sich die Haut nicht vollständig abziehen. Die gerösteten Paprika mit einem nassen Geschirrhandtuch abdecken, ca. 10 Minuten abkühlen lassen, dann häuten.
Knoblauch und Zwiebel grob hacken. Zwei Esslöffel Nüsse hacken und für die Deko zurückbehalten. Restliche Nüsse mit Knoblauch, Zwiebel, Paprika und den weiteren Zutaten zu einer Crème pürieren. Kaltstellen. Vor dem Servieren mit Nüssen und Petersilie bestreuen und eventuell noch etwas Granatapfelsirup und Öl darüber träufeln.
Der Kräutersalat
Die Kräuter verlesen. Von der Bio-Zitrone reichlich Schale abreiben. Rote Zwiebeln in sehr feine Ringe hobeln. Aus Zucker und Sumach mit etwas Öl ein Dressing rühren. Zwiebeln darin marinieren. Ganz zum Schluss Kräuter, Salatblättchen und Zitronenzesten unterheben. Eventuell mit etwas Zitronensaft abrunden. Aus dem etwas abgekühlten Hackbraten Tortenstücke schneiden. Auf Teller umsetzen, mit etwas von dem Kräutersalat belegen, Rest getrennt dazu servieren. Einen Klecks von der Paprika-Crème mit auf Teller verteilen, Rest getrennt dazu reichen.
Der Hackfleisch-Bulgur-Auflauf
Menge | Zutat |
---|---|
130 g |
feiner Bulgur (Türkischer Lebensmittelladen) |
50 g |
Korinthen |
1 TL |
Kreuzkümmelsaat |
1 |
Muskatblüte (Macis) |
1 TL |
schwarze Pfefferkörner |
1 |
Zimtstange (ca. 3 cm davon) |
3 |
Kardamomkapseln |
3 |
Nelken |
1 TL |
Koriandersaat |
500 g |
Zwiebeln |
6 cl |
Noilly Prat |
1 |
rote Spitzpaprika (fein gewürfelt) |
6 EL |
Olivenöl |
50 g |
Pinienkerne (geröstet) |
50 g |
Pistazien (grob gehackt) |
1 bis 2 EL |
dunkle Balsamico-Crème |
1 TL |
getrockneter Minze (Teebeutel) |
700 g |
Rinderhackfleisch |
1 |
Brötchen (vom Vortag, eingeweicht) |
3 bis 4 EL |
Quark |
2 |
Eier |
3 EL |
Butter (weich) |
3 bis 4 EL |
Korianderstiele (fein gehackt) |
2 EL |
Teriyakisauce |
2 EL |
Sojasauce |
1 EL |
Honig |
60 g |
Mandelkerne (geschält) |
|
Salz, Zucker |
Die Walnuss-Paprika-Crème
Menge | Zutat |
---|---|
600 g |
rote Paprika |
150 g |
Walnusskerne (im Backofen geröstet) |
1 |
Knoblauchzehe |
1 |
Zwiebel |
1 EL |
Semmelbrösel |
1 TL |
Kreuzkümmelsaat |
1 TL |
Paprika (edelsüß) |
1 EL |
Tomatenmark |
1 bis 2 TL |
Harissapaste |
5 EL |
Olivenöl |
3 EL |
Granatapfelsirup (keinen stark zuckerhaltigen Grenadinesirup) |
Einige Stiele |
glatte Petersilie |
3 bis 4 EL |
Granatapfelkerne |
|
Salz, Pfeffer |
Der Kräutersalat
Menge | Zutat |
---|---|
½ Bund |
glatte Petersilie |
½ Bund |
Koriandergrün |
4 bis 6 Stiele |
Minze |
Einige Blättchen |
Friséesalat |
1 |
Bio-Zitrone |
2 |
Rote Zwiebeln |
|
Pfeffer, Salz, Zucker |
1 bis 2 EL |
Sumach (säuernde Gewürzmischung; ersatzweise Zitronensaft) |