Schneidebohnen mit geschmolzenem Lachs und Pfifferlingen

Schneidebohnen mit geschmolzenem Lachs und Pfifferlingen

13. August 2023

Schneidebohnen werden auch Schnippelbohnen genannt, und das hat seinen Grund. Enden und Fäden der Bohnen müssen weg „geschnippelt“ werden, denn sonst verderben sie den Spaß am Essen, weil sie sich zwischen den Zähnen festhaken – ähnlich wie Fisch mit Gräten, nur dass dieser sich im Hals festpikst und im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führen kann. Das vermögen Bohnenfäden Gott sei Dank nicht!

Ich liebe Bohnen. Im Garten der Eltern gab es reichlich davon. Sie wuchsen an Bohnenstangen, die hoch in die Luft ragten und zu einem X zusammengebunden wurden. Wir haben im nahegelegenen Wald Nadelstämmchen eingesammelt, meist Fichten. Der Forstverwalter hat sie übrig gelassen und für Gärtner an den Wegesrand gelegt. Fürs Verfeuern im Kamin waren sie zu mickrig und für Kleingärtner hatte man allemal Herz und Verständnis. Ich höre bis heute das metallische Geräusch des kleinen Beils, mit denen Onkel oder Vater die Stangen sauber „geschält“ haben, damit man sich später beim Ernten nicht die Finger einreißen würde.

Ein X ohne U machen

Die Stangen werden in die Erde gerammt. Dazu ist es nötig, die Beete vorzubereiten. Mit kleinen Rundhölzern und einem kräftigen Hammer heißt es, Einlasslöcher für die langen Stangen in die Erde der Beete zu schlagen, damit sie dann sicher aufgestellt werden können. Niemand möchte sie in drei Metern Höhe auf einer Leiter mit einem Hammer in die Erde treiben. An der Kreuzstelle des X hat man die Stangen auf halber Höhe fixiert – das war zu bewältigen. Ihnen zu Füßen hat man die Bohnen gesät, damit sie keimen und wachsen konnten. Einige Gärtner hatten die Keimlinge bereits angehen lassen und brachten die bewurzelten Bohnen mit den zarten Wurzelballen aus. Gerne auch unterschiedliche Bohnensorten, die man dann auch nacheinander ernten konnte. Es war mir immer eine Freude, den grünen Pflänzchen beim Wachsen zuzusehen und im Verlauf des Jahres von ihnen genießen zu können.

Die gekreuzten Bohnenstangen für die Stangenbohnen waren im ganzen Dorf in den Bauerngärten zu sehen. In mir beflügelten sie Vorfreude auf kommende Genüsse. Bohnensalat, Schnippelbohnensuppe, das Karotten-Butter-Bohnengemüse der Mutter und vieles mehr. 

Bohnen schneiden

Ich bin Gartenmensch und Esser, so dass mir mein Kopf in gleichem Maße Bilder, Erinnerungen und Genuss anbietet! Man kann meine Leidenschaft hoffentlich beim Lesen spüren!

Grüne Schneidebohnen

Pikante Schwester mit süßem Bruder

Im Saarland kommt man an „Schnippelbohnen-Suppe“ nicht vorbei. Eine landestypische Umsetzung mit dem Namen „Bibbelsches-Bohne-Supp“ ist ein Kultgericht und eines meiner Lieblingsgerichte. Bohnen wurden schon früher in dünne Streifen geschnitten, um die fiesen Fäden und harten Enden auszutricksen. Bei uns werden sie traditionell in gleichmäßige Ringlein atomisiert und machen die Suppe edler und geschmeidiger zum Essen! Die Suppe tritt mit dem unvermeidlichen Zwilling „Quetschekuche“ auf: Saftig-süßer Zwetschgenkuchen passt hervorragend zur Schwester im Suppentopf! Eine eigenwillig anmutende Kombination, die jedoch im Land nicht wegzudenken ist. Denn beide sind mit Charakter und Überzeugungskraft ausgestattet. Fügen sich dann noch knusprige Kartoffelküchlein als deftige Komponente in das Gespann ein, bleibt kein kulinarischer Wunsch offen.

Miteinander flott gestampft

Ein weiteres traditionelles Gericht aus Schneidebohnen ist eine Art Stampfpott, der im Saarland „Bohnen und Kartoffeln-Miteinander“ heißt. Ich liebe ihn seit der Kindheit. Beide Gemüse werden – wenn man es passgenau liebt – getrennt voneinander gegart. Dann zusammen in einen Topf gegeben und mit ausreichend Kochflüssigkeit grob gestampft. Sahne oder Sauerrahm sowie frische Kräuter wie Dill oder Bohnenkraut schaden ebenfalls nicht. Es bleibt dem Gaumen überlassen, ob man im Eintopf schönes Rindfleisch oder eine Scheibe Dörrfleisch mit gart. Kräftig angebratene Scheiben von der Rindermettwurst passen ebenfalls. Auch wer es vegetarisch liebt, kann großen Spaß erleben, den Veganern würde ich nur bedingt zuraten, denn Sauerrahm oder Sahne sind dem Genuss unbedingt zuträglich. Mit pflanzlichen Alternativen bin ich momentan noch nicht auf „Du und Du“.

Saure Bohnen im Glas

Was ich unbedingt erwähnen möchte, sind die „Sauren Bohnen“. Bohnen wurden milchsauer in Steinzeug eingelegt und über den Winter „gepflegt“ (fermentiert), bis sie durch die Säure einen unvergleichlichen Geschmack erreicht hatten. Man kann sie dann auch portionsweise in Gläsern einwecken. Sodann hat man sie mit einer buttrigen Mehlschwitze zubereitet und mit diversen Zutaten serviert. Einfache Gerichte müssen nicht zwangsläufig „einfach“ auf den Tisch kommen. Kartoffelpüree gehörte immer dazu, außerdem legte man Kassler-Scheiben auf die Bohnen zum Wärmen, und ich liebte Fleischküchlein dazu. Sauer eingelegte Schneidebohnen gehören bis heute zu meinen Lieblingsgerichten. Was ich bis heute allerdings nicht mag, sind Bohnenfäden. Deswegen gehören Bohnen akribisch geputzt 👆!

Zum Wohlfühlen: Bohnen und TV

Wenn ich früher aus der Schule nachhause kam und mir im Erdgeschoss aus Omas Küche Bohnen-„Duft“ entgegenschlug, hätte ich am liebsten kehrtgemacht. Grüne Bohnen haben einen eigenen, „grasig“ anmutenden Geschmack und den dazugehörenden Geruch beim Kochen. Oma hat Bohnen in einer leicht glitschigen Mehlpampe mit reichlich Bohnenkraut serviert. Meine Mutter hingegen hat – ich denke, sie hat es erfunden – die Bohnen gemeinsam mit Karotten, Zwiebeln, Knobi und viel Petersilie in einer flachen Gusspfanne gemütlich auf der Seite des Herds in „guter Butter“ schmurgeln lassen. Gegen Ende waren die Bohnen runzlig und geschmort, dufteten herrlich, und dazu gab es Kartoffelstampf mit (ebenfalls) viel Butter. Dem Vater schmeckte dazu ein gebräuntes Kotelett. Dem Kotelett stand reichlich Paprika zu Gesicht. Ein Bierchen durfte es am Abend auch sein 😉 Dann Füße hoch, Fernseher eingeschaltet und der Samstagabend war perfekt. Rudi Carrell oder Hans-Joachim Kulenkampff trugen das Ihre dazu bei, dass mir diese Abende unvergesslich bleiben werden.

Pfifferlinge, unter Moos versteckt

Die Bild-Protagonisten sind heute andere und entspringen keineswegs der „Bildröhre“. Die hier vorgestellten geschmorten Bohnen mit ganz sanft geschmolzenem Lachs tragen jedoch das Meine dazu bei, die aufregenden Abende erneut zu beleben. Pfifferlinge im Wald zu finden, ist mit immer wieder ein Geschenk des Universums, und mein Herz klatscht Beifall! Ein formidables Gericht ist entstanden. Ganz einfach im Grunde, doch besser geht es nicht. Mir ist es gleichgültig, dass man behauptet: Fisch und Pilze passen nicht mit Käse zusammen, denn ich beweise das Gegenteil!

  1. Bohnen und Möhrchen in Butter sanft schmurgeln.
  2. Gemüse leicht bräunen lassen.
  3. Lachs mit vorbereiteter Paste belegen und im Ofen garen.
  4. Pfifferlinge in Butter braten.
  5. Lachs auf Gemüse setzen.
  6. Pfifferlinge darum herumgeben.
  7. Mit Parmesan bestreuen.
  8. Mit Garflüssigkeit umträufeln.
Das Gericht aus geschmorten Bohnen und Karotten kennt kaum jemand. Es stammt aus der Küche meiner Mutter, das Gemüse seinerzeit aus ihrem Garten. Butter und reichlich frische Petersilie heben es in einen Gourmethimmel des bescheidenen Kleingärtners. Pfifferlinge vom Waldesrand und Lachs (aus dem TK-Vorrat) tragen die Teller in noch „höhere“ Sphären! Auf einen guten Flug und eine zufriedene Landung!

Stangenbohnen, in feine Streifen geschnitten, ebenso Möhren und Zwiebelchen in Streifen, werden kurz in ca. 1 EL Butter angeschmort. Schinkenstreifen hinzufügen und gemeinsam in Ruhe Farbe nehmen lassen. Dann die Hitze herunterschalten. Mit wenig Salz, Pfeffer und Kümmel würzen. Einen Schluck Wasser zugeben und halb aufgedeckt leise ca. 30 Minuten (oder mehr) schmurgeln lassen. Es gibt an dieser Stelle kein „Zuviel“, sondern eher ein „Zuwenig“. Bohnen entfalten ihr großartiges Aroma ab dem Moment, wenn sie gar und buttergebräunt sind. Dennoch aufpassen, damit nichts ansetzt. Besser und präziser kann ich die Butterböhnchen der Mutter nicht beschreiben 💕.

Währenddessen Lachs in eine flache Auflaufform legen. Restliche 2 EL Butter mit Zitronenabrieb, Teriyaki-Sauce und Panko-Bröseln sowie Salz und Pfeffer vermengen. Lachs mit der Paste bestreichen. Backofen auf 220 °C vorheizen. Lachs ca. 8 bis 10 Minuten in den Ofen geben. Nicht zu lange garen, damit er saftig bleibt.

Tipp: Gehackte Nüsse, z. B. Cashewkerne unter die Paste mischen. Dann nur für 6 Minuten im Ofen garen und stattdessen Oberhitze zuschalten, damit eine Kruste entsteht. Zum Schluss noch etwas zerlassene Butter mit dem Pinsel darüber träufeln.

Pfifferlinge zunächst in der trockenen Pfanne anbraten, dann Butter hinzufügen. Wenn die Pilze gebräunt sind, mit Salz und Pfeffer würzen. Vor dem Servieren mit Kräutern bestreuen. Lachs mit Parmesan bestreuen, auf ein Bett von Bohnengemüse setzen und den Fisch mit Pfifferlingen umgeben. Fisch mit Parmesan bestreuen. Das Gericht mit dem Rest Garflüssigkeit aus der Auflaufform umträufeln.

Zutaten für 2 Personen

Menge Zutat

 

Das Bohnen-Möhren-Gemüse

500 g

Stangenbohnen (geputzt, in feine Streifen)

1 Hand voll

mitteldicke Möhren (in feine Streifen)

1 bis 2

Schalotte (fein gewürfelt)

6 bis 8

in Öl eingelegte Tomaten (feine Streifen)

Ca. 100 g

geräucherte Schinkenstreifen

½ Bund

Petersilie

 

Die Pfifferlinge

2 Hand voll

Pfifferlinge (geputzt)

1 Hand voll

weitere Pilze (Kräuter- oder Austernseitlinge)

1 Zehe

junger Knoblauch (fein geschnitten)

½ TL

Kümmel (fein gehackt)

 

Salz, Pfeffer

 

Der geschmolzene Lachs

2

Lachsfilets

Etwas

Mehl

 

Salz, Pfeffer

4 EL

Parmesan (frisch gerieben)

3 EL

weiche Butter

1

Bio-Zitrone (etwas Saft und Abrieb)

Diese Seite wurde zuletzt am 13.08.2023 um 10:40 Uhr aktualisiert.

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