Schneebällchen mit Limburger auf Zitronenbéchamel

Schneebällchen mit Limburger auf Zitronenbéchamel

20. November 2022

Lieblingsgerichte werden zu persönlichen Favoriten, wenn der Mensch sich beim Verspeisen rundum wohlfühlt. Auch in Situationen, wenn es im richtigen Leben einmal klemmt, helfen oftmals diese Gerichte. Zurzeit klemmt es vielerorts, nicht nur verursacht von Kugeln und Despoten. Mir hilft dann oftmals eins meiner Lieblingsgerichte über den Kummer hinweg. Und dafür bin ich dankbar.

Wellness für Magen und Seele können nie schaden. Leibgerichte bescheren uns „Rüstzeug“ und dies im besten Sinne. Es gibt auch eine Art von Abwehr, die uns selbst schützt, ohne andere zu beschädigen.

Küchenökonomie

Ein „Soziales Optimum“ entsteht, wenn möglichst viele – am besten alle – zufrieden sind, weiß der Ökonom, denn wer gut aufgelegt ist, wird nicht aus dem Stand aggressiv. Dies besagen Studien und das sagt auch das eigene Bauchgefühl, das mir – jenseits aller wissenschaftlicher Erkenntnisse – auch sehr wichtig ist. Ich möchte nicht behaupten, dass Essen die Welt befriedet, doch spendet es eine solide Grundruhe. Sind wir satt, fühlen wir uns genährt, beschützt und behütet. Endlich wurden Kornvorräte freigegeben, um zumindest ein wenig den Hunger bei vielen Menschen zu stillen!

Klöße als Kriegslist

Warum müssen wir uns in Schützengräben wälzen und uns gegenseitig über den Haufen schießen? Lieber satt sein und ein Schläfchen machen! Zu kurz gegriffen? Ich bin gewiss nicht die dümmste Kerze auf der Torte. Was jedoch von dem russischen Aggressor ausgeht und von großen Teilen der Weltgemeinschaft verurteilt wird (außer von angeblich etwa 80 Prozent seines eigenen Volkes …) finde ich ungeheuerlich und barbarisch. Ich kann nicht erkennen, wer oder was ihn zur Besinnung, respektive zum Innehalten bringen kann. Vielleicht könnte man ja Putin mit Essen, wie zum Beispiel mit Klößen, stopfen wie eine Gans und seinen danach beginnenden Tiefschlaf nutzen und ihn so vorübergehend von Entnazifizierungsgedanken und Allmachtsfantasien befreien! Banal? Nein, denn jede Sendepause wäre in diesem Falle eine gute Pause!

Salbeizweig

Schnee, der nicht im Sommer schmilzt

Derweil koche ich mir etwas Gutes zur mentalen Beruhigung. Es sind kleine Klöße, genannt „Schneebällchen“, eines meiner Lieblingsgerichte. Es handelt sich um eine Art von Kartoffelklößchen mit nur regionaler Verbreitung. Im Saarland stehen sie auf der Favoritenliste weit vorne. Die kleinen Klößchen lösen bei mir ein Gefühl der Heimeligkeit aus, weil sie mich an den Mittagstisch meiner Kindheit erinnern. Durch die Zubereitung mit der Presse werden sie leicht und fluffig. Wenn man mit der Gabel durch sie hindurchfährt, bieten sie keinen elastischen Widerstand, so wie Klöße, die aus rohen Kartoffeln oder aus den „Kartoffeln halb und halb“ hergestellt wurden. Schneebällchen werden aus gekochten Kartoffeln gemacht. Wobei wir mit dieser Festlegung noch längst nicht am Ende der erfolgreich vermengten Kartoffelmasse angelangt sind.

Kartoffeln in Konkurrenz

Den Umgang mit Kartoffeln muss man beherrschen. Zum einen kommt es auf die Kartoffel an. Für die Schneebällchen nimmt man mehlig kochende Kartoffeln, denn sie bleiben trockener und haben mehr Stärke. Das bedeutet, dass die daraus hergestellten Produkte, wie zum Beispiel auch Kartoffelpüree, luftiger werden. Allerdings muss man sich im Supermarkt schon einmal durch die Tüten wühlen, um mehlig kochende Kartoffeln zu finden. Man mag sie nicht mehr zuhause haben, sie werden zu selten eingesetzt. Der Allrounder „Vorwiegend festkochend“ hat ihnen längst den Rang in der Alltagsküche abgelaufen, denn mit ihnen gelingt fast alles. Mittlerweile nimmt man sie gerne auch für Gnocchi her. Jedoch sind unterschiedliche Kartoffelsorten weiterhin der Garant für optimale Ergebnisse. Hier habe ich eine feste Meinung und lasse nicht mit mir handeln!

Pommes aus Bintjes

Pommes fritesIch sage, dass Gnocchi mit der mehligen Kartoffel fluffiger werden. Ich möchte an dieser Stelle keinen Glaubenskrieg entfachen (Krieg haben wir gerade genug im benachbarten Europa – siehe oben!).

Ich lasse meiner Erfahrung den Lauf und bediene mich zum Beispiel gerne der „Bintje“, einer sehr alten Kartoffelsorte, die man beinahe ganzjährig kaufen und sehr gut lagern kann. Die Bintje ist eine mehlige Kartoffel, die man auch sehr gut für Pommes benutzen kann. Die belgischen Kartoffel-Pommes-Spezialisten schwören übrigens auf mehlige Kartoffeln. Auch, wenn man in diesem Zusammenhang eher an feste Kartoffeln denkt. Nein, die mehligen, vorher gewässert, trockengelegt und zweimal in Rinderfett frittiert schlagen alles! Meinen ersten Urlaub überhaupt habe ich übrigens in Flandern verbracht und seitdem liebe ich belgische Fritten (und so manch eine Erinnerung 😊) über alles!

Käseherstellung

Limburger – gut verpackt

Heute aber bewegen wir uns jenseits von Fett, denn die Schneebällchen sieden gemütlich in Salzwasser. Ganz ohne Fett möchte ich jedoch nicht hantieren und fülle meine Schneebällchen mit „Limburger“, der auch in unserer Region überaus beliebt ist. Der Limburger ist ein Rotschmierkäse, der sehr stark „duftet“ und bei uns zuhause stets in einem Einmachglas luftdicht verschlossen im Sommer im Kühler, im Winter auf der Fensterbank aufbewahrt wurde. Das Glas zu öffnen, kostete einige Überwindung, doch war die rote Schmiere entfernt, offenbarte sich der Käse als cremig und schmeichelnd wohlschmeckend. Manchmal führt der Weg zur Vollkommenheit durch dornige Hecken 😉.

Bitte Platz nehmen

Zurück aus den Hecken zu meinen göttlichen, samtenen Bällchen. Sie werden auf ebenfalls samtene, zitronige Béchamel platziert. Die sahnige Zitrone der Béchamel nimmt die Bällchen perfekt auf. Wäre das nicht schon genug, beträufele ich die kleinen Kugeln noch mit reichlich leicht gerösteten Pinienkernen und Salbeibutter. Der Salbei mit seiner bitteren Herbheit gibt einen wunderschönen Kontrapunkt und pimpt die sanfte Angelegenheit, weil er in Nussbutter schmurgeln durfte.

Eine Rezeptur bettet sich auf den Teller, die mich und die meisten meiner Gäste begeistert. Zartheit, Schmelz und sich ergänzende Aromen beglücken sich gegenseitig. Vegetarisch kommt das Gericht daher und wir können uns glücklich schätzen, bis hierhin alles richtig gemacht zu haben! Ganz nebenbei haben wir wieder einmal bewiesen, dass man aus recht einfachen Zutaten Köstliches zaubern kann!

  1. Kartoffeln kochen, warm durch die Presse drücken.
  2. Über Nacht auskühlen lassen.
  3. Kartoffeln mit übrigen Zutaten vermengen. Nicht lange kneten.
  4. Bällchen formen und mit Käse füllen.
  5. In Salzwasser garziehen lassen. Später in Salbeibutter erwärmen.
  6. Béchamel herstellen. Zuletzt mit Zitronensaft und -abrieb würzen.
  7. Salbeiblätter in der Nussbutter anfrittieren.
  8. Schneebällchen mit gerösteten Pinienkörnern, Salbeibutter und Parmesan anrichten.
Die fluffigen Klößchen auf der Zitronen-Béchamel sind allein schon eine Offenbarung. Salbeibutter und Pinienkerne adeln das an sich einfache Gericht und machen es unwiderstehlich! Ein Hauch Parmesan führt den Geist in Richtung Mittelmeer!

Für die Klößchen die durchgepressten Kartoffeln mit den Eigelben, dem Voll-Ei, der Petersilie, Zitronenabrieb, Grieß, Stärke und Semmelbröseln (nach Bedarf) sowie Salz, Pfeffer und Muskat vermengen. Dabei nicht zu lange mischen und die Masse nicht quetschen, sondern einen Teigspatel verwenden, damit die Masse nicht zu matschig und somit zu fest wird. Ziel ist es, fluffige, federleichte Klößchen herzustellen. In jedes Klößchen ein daumengroßes Stück Limburger einpacken. Es kann sein, dass man etwas Übung benötigt, doch gelingt es schnell sehr schön! Die Klößchen in Salzwasser sieden (aber nicht kochen!), bis sie von allein an die Oberfläche kommen. Dann nach ca. 3 bis 4 Minuten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech geben und beiseitestellen. Vor dem Servieren in der Salbeibutter schwenken, damit sie nochmal Temperatur nehmen können.

Für die Béchamel die Butter aufschäumen. Das Mehl hineinstäuben, ganz leicht Farbe nehmen lassen. Beiseiteziehen und mit Milch und Brühe aufgießen und so lange rühren, bis keine Klümpchen mehr vorhanden sind. Leicht köcheln lassen, bis die Béchamel cremig wird. Sahne und saure Sahne hinzufügen. Dann vor dem Servieren reichlich Zitronensaft und Abrieb von der Schale (nach Gusto) hinzufügen.

Die Nussbutter auslassen, die Salbeiblätter darin kurz anrösten. Darauf achten, dass sie durch zu langes Rösten leicht bitter werden! Auf einem Küchenkrepp abtropfen. Die Pinienkerne in der Nussbutter nochmals aufschäumen, dann zusammen mit den Klößchen anrichten. Alles knapp vor dem Servieren mit geriebenem Parmesan überschneien.

Zutaten für 2 Personen

Menge Zutat

 

Die Schneebällchen

3 große (ca. 600 bis 700 g)

mehlige Kartoffeln (am Vortag gegart und durch die Presse gedrückt)

1 Würfel

Limburger Käse

2

Eigelb

1

Ei

2 bis 3 EL

fein gehackte Petersilie

1

Bio-Zitrone (Abrieb)

2 EL

feiner Grieß

1 bis 2 EL

Kartoffelstärke

1 bis 2 EL

Semmelbrösel

 

Salz, Pfeffer, Muskat

 

Die Béchamel

2 EL

Butter

2 EL

Mehl

½ Tasse

Milch

½ Tasse

Brühe (Geflügel- oder Gemüse)

2 EL

saure Sahne

½ Becher

süße Sahne

2

Bio-Zitronen (viel Saft und Abrieb)

 

Salz, Pfeffer, Muskat

 

Vor dem Servieren

4 EL

Pinienkerne (angeröstet)

2 EL

Nussbutter

Einige Blättchen

Salbei

Eine Hand voll

Parmesan (fein gerieben)

Diese Seite wurde zuletzt am 19.11.2022 um 16:19 Uhr aktualisiert.

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