Rettich-Kartoffelrösti mit gepickelten Radieschen

Leipziger „Allerlei“ mit krossem Hühnchen

30. Juli 2023

Die Idee, Rohkost als Rösti zu verarbeiten und in Öl knusprig zu backen, existiert auf der ganzen Welt. Meine in Indien abgeschauten „Pakoras“ zum Beispiel sind Rösti mit geraffeltem Spitzkohl. Herrlich! Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, woraus man Rösti herstellen kann. Ich präsentiere heute ein Rezept, in dem ich Rettich verwende.

Ich koche und koche und denke mir oft: Was hast du noch nicht gekocht? Ich möchte mein Umfeld und schon überhaupt nicht meine Leserschaft langweilen. So viel steht fest! Was ich an Kochsendungen anschauen kann, das nehme ich mir mit. Ich freue mich stets darauf, neue Impulse zu bekommen. Wenn es nötig ist, filtert mir der Liebste endlose Werbeflächen aus den Sendungen heraus. Darf man das? Mir egal, denn, wenn ich genervt bin, helfe ich mir! Über Verstopfung, geblähte Gedärme und schmerzende Gelenke, gar Inkontinenz von älteren Damen oder Herren möchte ich mich nicht informieren, wenn ich mir ein Foodvideo reinziehe und über meine nächsten leckeren Rezepturen nachdenke. Die Herren sind Gott sei Dank noch nicht so oft mit Produkten der Trockenlegung in der Apotheken-Werbung. Möglicherweise sind sie ja nicht betroffen. Oder die Malaise konzentriert sich auf die Befeuerung und Stabilisierung des „Steh-Auf-Männchens“ 😉🙄.

Ruchloser Rettich

Ich möchte keine schwächlich-kümmerlichen Vergleiche bemühen. So viel jedoch steht fest: Mit Rettich kann man sich auf jeden Fall stärken und aufstehen, wenn man darniederliegt. Rettich vertreibt Keime und ist seit jeher zur Bekämpfung von Erkältungen im bewährten Einsatz. Als Kind mochte ich Rettich nicht, denn er „roch“ mir zu stark. Auf dem sonntäglichen Salatbüffet meiner Mutter, das stets vielfältig und üppig war, fehlte er selten. Fein geraspelt wurde er zunächst eingesalzen und kam in ein Sieb zum Ziehen. Reichlich Flüssigkeit tropfte ab, und sodann wurde der entwässerte Rettich in Sahne gebettet. Später wurde er mit Säure gewürzt und wanderte in den Kühlschrank bis zum Verzehr. Das dämpfte den Geruch und geschmeckt hat der Salat letzten Endes immer!

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Handy statt Rohkost

Die Beilagensalate in Gasthäusern enthielten stets Rettich neben Gurkensalat, Möhren- oder Kohlrohkost. Ein Gasthaus in unserer Nähe bietet einen solchen Rohkostteller bis heute vorneweg an. Das Dressing schmeckt köstlich und die Teller, die genau genommen „Tellerchen“ sind, scheinen mir zu klein! Am letzten Sonntag konnte ich beobachten, dass Teenager heutzutage keinen Rohkostsalat mehr mögen. Die Tellerchen wurden der Reihe nach den Erwachsenen zu- und dann weitergeschoben. Während man sie sich aus den Augen befördert hatte, daddelte man eifrig auf den Handys! Dinge ändern sich eben!

Eine öffentlich-rechtliche Anregung

In der Sendung „ARD-Buffet“ vom 16. Mai 2023 bereitete Sternekoch Christian Henze knusprige Küchlein aus frisch geriebenem Rettich zu, die er mit Honig-Schmand und karamellisierten Oliven servierte. Das hat mich angesprochen, weil ich gerne Rösti mag und kürzlich von meinen indischen „Pakoras“ schwer begeistert war. Die heutigen Rösti aus Rettich haben mich nicht minder beeindruckt!

Teilweise ist im globalen Rösti ein bestimmter Anteil von Kartoffeln oder Gemüse vorgegart, oftmals auch schon angegart, am Vortag hergestellt und dann grob gerieben. So steht der Kleber mit ganzer Kraft zur Verfügung, ohne den Rösti-Teig zu verwässern. Stärkemehl oder, wie in Indien, Kichererbsen-Mehl führt zu einem stärkeren Zusammenhalt. Die Knusprigkeit des ausgebackenen Teigs ist Trumpf!

Die karamellisierten Oliven – eine mir bislang nicht bekannte Art der Zubereitung – sind in diesem Fall aus ganz besonderen Oliven entstanden: den famosen Taggiasca-Oliven aus Ligurien. Wer diese noch nicht kennt, dem möchte ich sie dringend ans Herz legen. Sie sind außergewöhnlich mild und nussig im Geschmack, dabei nur ganz leicht bitter. Das Öl, das aus ihnen gepresst wird, ist von allerfeinster Qualität. Zugegeben nicht ganz günstig, jedoch sollte man es unbedingt einmal probieren. Ich war spontan in das Öl verliebt und verwende es zum Dippen mit Baguette oder für den berühmten Filo d’oro auf feinster Pasta.

Rettich und Radieschen

Geschwisterglück: Rettich und Radieschen

Um die Rettich-Rösti mit noch etwas Knackigkeit und Frische auszustatten, habe ich einige von meinen gepickelten Radieschen hinzugefügt, die ich im Sommer stets im Kühler aufbewahre. Sie sind leicht herzustellen und veredeln einfach alles: Käsebrot, Schinkenbrot oder Kräuterquark. Die Möglichkeiten, sie einzusetzen sind erstaunlich vielfältig! In Kombination mit Spitzen von grünem Spargel und einigen Kopfsalatblättern sind sie mit den leuchtenden Farben zudem eine herzerfrischende Augenweide.

Die Rettich-Rösti

  1. Oliven mit Puderzucker bestreuen und im Backofen karamellisieren.
  2. Rettich schälen, raspeln, salzen, ziehen lassen.
  3. Kräftig auspressen.
  4. Mit Petersilie, Parmesan, Mandeln und Ei vermengen.
  5. In Öl oder Butterschmalz goldbraun ausbacken.
  6. Mit Schmand und karamellisierten Oliven servieren.

Die gepickelten Radieschen mit Spargelspitzen

  1. Radieschen in Segmente schneiden.
  2. Sud zubereiten und kurz köcheln lassen.
  3. Sud über Radieschen gießen und über Nacht ziehen lassen.
  4. Spargelspitzen blanchieren.
  5. Radieschen und Spargel mit dem Dressing vermengen.
  6. Mit Kopfsalat und Kresse anrichten.
Die Rettich-Rösti sind überraschend aromatisch und knusprig. Sie überzeugen mit einer leichten Schärfe und lassen nicht sofort erkennen, um welche Hauptzutat es sich handelt! Karamellisierte Oliven, Schmand und gepickelte Radieschen ergeben ein raffiniertes und zumeist noch nicht gekanntes Gericht. Perfektes Zusammenspiel verblüfft!

Die Rettich-Rösti

Den Backofen auf 220 °C Oberhitze vorheizen. Die Oliven auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech mit Puderzucker bestreuten, wenden und verteilen. Sie sollen getrennt voneinander liegen. Für mindestens 5 bis 6 Minuten auf der oberen Schiene knusprig werden lassen, einmal wenden. Dann probieren und in den letzten Minuten aufpassen, dass der Zucker nicht verbrennt und bitter wird. Oliven auskühlen lassen.

Den Rettich schälen und grob raspeln. Mit Salz vermengen und ca. 15 Minuten durchziehen lassen. Mithilfe eines Küchentuchs möglichst trocken auswringen 💪. Petersilie fein schneiden, dabei feinere Stiele mit verwenden, denn sie haben Kraft und Geschmack. Eier in einer Schüssel verquirlen. Petersilie, Parmesan und Mandeln untermischen. Den gut ausgepressten Rettich pfeffern und mit den anderen Zutaten vermengen. Olivenöl, gegebenenfalls vermischt mit Butterschmalz in einer Pfanne nicht zu heiß erhitzen, Paprikapulver und Curry in die Pfanne streuen. Masse mithilfe von zwei Esslöffeln, besser noch mit einem Eisportionierer, zu kleinen Rösti formen und goldbraun ausbacken. Auf einem Küchenkrepp abtropfen lassen, im auf 80 °C warmen Backofen, jedoch nur für kurze Zeit, aufbewahren.

Schmand und Honig glatt rühren, mit einem Spritzer Zitronensaft, etwas Zitronenabrieb, Salz und Pfeffer würzen. Mit den karamellisierten Oliven zu den Rösti servieren.

Tipp: Wer es nicht zu süß mag, der ersetzt den Honig-Schmand durch Meerrettich-Schmand!

Die gepickelten Radieschen mit Spargelspitzen

Radieschen achteln, wenn möglich die lustig geschwungene Wurzel an einem der Teilstücke dranlassen. Sud aus den angegebenen Zutaten aufkochen und ca. 10 Minuten ziehen lassen. Radieschen damit übergießen. Abkühlen lassen und über Nacht im Kühler ziehen lassen. Aus einigen Esslöffeln Sud, sowie etwas Senf, Öl und fein geschnittenem Schnittlauch ein Dressing rühren. Mit Spargelspitzen vermengen und auf knackigen Salatblättern servieren. Als Garnitur passt hervorragend Kresse.

Tipp: Radieschen, die aufbewahrt werden sollen, ohne die finalen Zutaten in einem Schraubglas mit dem Sud bedecken und kühl lagern. Sie werden täglich besser und halten bis zu einer Woche.

Zutaten für 4 Personen

Die Rettich-Rösti

Menge Zutat

500 g

weißer Rettich

1 TL

Salz

100 bis 120 g

dunkle Oliven (z. B. „Taggiasca”)

1 EL

Puderzucker

70 g

Parmesan (gerieben)

½ Bund

glatte Petersilie

4

Bio-Eier

8 EL

Mandeln (gerieben)

6 bis 8 EL

Olivenöl

6 EL

Schmand

2 EL

Honig

1

Bio-Zitrone

1 TL

Curry

1 TL

geräuchertes Paprikapulver

Die gepickelten Radieschen mit Spargelspitzen

Menge Zutat

2 Bund

Radieschen

2 Bund

grüner Spargel (blanchiert)

1 Tasse

Weißweinessig

1 Tasse

Wasser

4 EL

Zucker

1 gute Prise

Salz

2 EL

Senfkörner (leicht angeröstet)

2

frische Lorbeerblätter

Einige

Wacholderbeeren (leicht angedrückt)

Einige

Pimentbeeren (leicht angedrückt)

1

Sternanis

2 bis 3 EL

neutrales Öl

½ Bund

Schnittlauch

Einige Blätter

Kopfsalat

1 Beet

Kresse

Diese Seite wurde zuletzt am 29.07.2023 um 23:07 Uhr aktualisiert.

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