Käsetarte mit marinierten Früchten
11. Juli 2018
In der Käserei „Hirztaler“, nahe dem saarländischen Städtchen Illingen, werden Käse produziert, deren Namen mit der Region verbunden sind: „Illsiter“, „Dorfwälder“ oder „Leiwieser“ heißen sie. Der „Hexenbergkäse“, ein kräftiger Hartkäse, ist nach dem Hausberg benannt. Mehr als fünfzehn Käsesorten bringt die Manufaktur hervor. Die Käserei ist in der ehemaligen Dorfschule untergebracht. In den Fluren laufen wir über Sechzigerjahre-Fliesen in Pastell und Braun mit Sprenkeln, genau die gleichen hatten wir auch in unserer Schule auf dem Boden. Ich fühlte mich sofort in meine Grundschulzeit zurückversetzt, die ich sehr mochte! In den ehemaligen Klassen- und Lehrerzimmern wird jetzt also gekäst, ich hielt es jedoch dennoch für möglich, dass demnächst die Schulglocke losschrillen würde. Aber es blieb still auf den Fluren.
Käse-Arithmetik
Da die Produktionsräume strengen Hygienevorschriften unterliegen, können Besucher natürlich nicht zwischen den Milchbottichen und Käselaiben herumlaufen. Durch riesige Glasfenster verfolgt man stattdessen die komplette Produktion. Aus tausend Litern Milch werden hundert Kilo Käse gemacht. Und ich erfahre, wie das geht! Die Milch wird zunächst erhitzt und steril gemacht. Dann kommen Käsekulturen und Lab dazu. Nun wird die Milch „dick gelegt“ und das Käseleben nimmt seinen Lauf. Nur drei Zutaten sind im Spiel: Milch, Lab, Kulturen. Sonst nichts, das ist kaum zu glauben.
So viele unterschiedliche Käse entstehen aus drei simplen Grundprodukten. Große, kräftige und zarte, milde Käse. Käse mit kleinen Löchern, großen Löchern, ohne Löcher. Hartkäse, Schnittkäse, Weichkäse. Käse von komplett unterschiedlichem Aussehen und Geschmack. Es kommt auf die Milch an, lerne ich. Von guter Milch kommt guter Käse, gute Milch geben die Kühe, wenn sie gutes Futter und ein gutes Leben haben. Kühe, die auf einer fetten Weide oder einer Almwiese stehen, geben gehaltvolle, süßlich schmeckende Milch. Kühe im Laufstall, die Silage bekommen, geben eine andere Milch, denn das Vergorene beeinflusst den Geschmack! Silagemilch kann dazu führen, dass Rohmilchkäse Blähungen bekommen und sauer werden 😉!
Rundum Käse-Wellness
Ich frage mich, wie das Salz in den Käse kommt, denn die Milch schmeckt ja von Natur aus, wie schon erwähnt, süß. Es ist so, dass in die Käsemasse selbst überhaupt kein Salz kommt. Es wird vielmehr von außen ins Spiel gebracht, denn bevor die Käse in die Reiferegale einziehen, dürfen sie noch ausgiebig in einer Salzlake baden. Und während sie heranreifen, werden sie regelmäßig mit Lake abgebürstet, so zieht das Salz nach und nach in die Laibe ein. Im Keller der ehemaligen Schule lagern sechs Tonnen Käse, und jeder Käse wird täglich in die Hand genommen. Ich glaube zu sehen, dass die Käsehandwerker unter ihren weißen Overalls recht kräftige Oberarme haben! Die Käse sind während ihrer Reifung äußerst sensibel. Sie möchten in ihrer Umgebung konstante Temperatur und hohe Luftfeuchtigkeit.
Einige der Käse sind schon nach sechs Wochen so weit, andere erst nach drei Monaten. Käse ist ein Naturprodukt mit einem Eigenleben, wenn man so will. Nichts ist komplett planbar, vielmehr zählen hier Erfahrung, Geduld und Fingerspitzengefühl. Außerdem Zuwendung: Die Käser lassen die Burschen nicht aus den Augen.
Abgeknickt, doch unvergessen
Und noch etwas treibt mich um: „Wieso hat die Kuh auf dem Firmen-Logo auf einer Seite ein abgeknicktes Horn?“. Die Kuh, „Gitte“, ist auf einer Auktion einfach übrig geblieben. Da sie darüber möglicherweise betrübt war – zumindest sah sie so aus – kam sie kurzerhand mit auf den Archehof im Illtal, den die Käserin und ihr Mann noch nebenbei betreuen. Wo all die anderen Bewohner satt wurden, da sollte auch sie ein Auskommen haben. Dann stellte sie sich ungeschickt an und hat sich ein Horn gebrochen. Das kranke Horn wurde eingegipst und ist wieder angewachsen, wie unsere gebrochenen Knochen auch wieder zusammenwachsen. Nur dass Gitte wohl nicht so stillgehalten hat, wie es hätte sein sollen. So zeigte das geheilte Horn dann eben zur Seite statt nach oben. Die Kuh starb im Gründungsjahr der Käserei. Weil sie besonders anhänglich und so gemocht worden war, wurde sie im Logo verewigt. Diese schöne Geschichte hat mich berührt!
Käse und seine fruchtigen Freunde
Ich fuhr beeindruckt nachhause, natürlich mit Käse im Gepäck und backte eine Käsetarte. Da mir Blätterteig als Boden zu mastig und Hefeteig zu trocken erschien, habe ich mich für einen feinen Mürbeteig entschieden. Nach meinem Rezept wird er sehr lecker, denn ich reibe die Butter auf einer Vierkantreibe grob und vermenge sie auch nicht vollständig mit Mehl und Eiern. Vereinzelt bleiben kleine Butterteilchen, die den Teig – wie ich finde – besonders buttrig und gleichzeitig sehr knusprig machen. Auf den Boden kamen körniger Senf, knusprig gebratener Bauernspeck, feine Käsewürfel, darauf ein Eierguss und zehn Minuten vor Ende der Backzeit habe ich Scheiben vom „Goldstück“, einem roten Schmierkäse, ausgelegt und sie schmelzen lassen. Als Topping gab es einen Salat aus Beeren, Gurke, Mango und Apfel. Und damit Käse und Früchtchen es recht lustig miteinander hätten, durften die Früchtchen über Nacht in einem Portwein-Sirup mit feinstem Birnenessig baden und sich beschwipsen!
Die Tarte
- Kalte Butter auf einer Vierkantreibe grob reiben, erneut kalt stellen.
- Alle Zutaten für den Teig zügig miteinander vermengen. Dabei nur so viel kneten, wie nötig.
- Einen Ziegel formen und in Klarsichtfolie in den Kühlschrank geben.
- Schinken in Streifchen schneiden und langsam auslassen, bis er bräunliche Spuren hat.
- Hart- und Schnittkäse in feine Würfel, den rotgeschmierten Käse in nicht zu feine Scheiben schneiden.
- Teig zügig ausrollen und auf eine Tarteform geben. Mehrmals mit einer Gabel einstechen.
- Boden mit Senf bestreichen, darauf Schinken und darauf die Käsewürfel schichten.
- Guss darüber geben und Tarte auf der untersten Schiene backen.
- Herausnehmen und roten Schmierkäse darauf verteilen.
- Gitter auf die oberste Schiene schieben und Tarte bräunen lassen.
- Tarte auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
Der Fruchtsalat
- Alle Zutaten für den Sirup in einen flachen Topf geben und einköcheln lassen.
- Beiseite ziehen etwas abkühlen lassen.
- Essig unterrühren und vollständig abkühlen lassen.
- Beeren verlesen und waschen.
- Aus Gurke, Apfel und Mango Kügelchen ausstechen.
- Obst unter den Sirup heben und über Nacht durchkühlen lassen.
Die Tarte
Die kalte Butter auf einer Vierkantreibe grob reiben, erneut für 30 Minuten kalt stellen. Alle Zutaten für den Teig zügig miteinander vermengen. Dabei nur so viel kneten, wie nötig. Es ist gewollt, dass die Butter nicht komplett eingearbeitet ist. Der Teig darf nicht zu fest sein. Einen Ziegel formen und in Klarsichtfolie für 60 Minuten in den Kühlschrank geben.
Den Schinken in Streifchen schneiden und in einer beschichteten Pfanne langsam auslassen, bis er bräunliche Spuren hat. Hart- und Schnittkäse in feine Würfel, den rotgeschmierten Käse in nicht zu feine Scheiben oder Segmente schneiden. Den Teig zügig ausrollen und auf eine gefettete Tarteform mit herausnehmbarem Boden geben. Mehrmals mit einer Gabel einstechen. Zunächst den Boden mit Senf bestreichen, darauf den Schinken und darauf die Käsewürfel schichten. Den Guss darüber geben und die Tarte auf der untersten Schiene bei 175 °C ca. 30 Minuten backen, bis sie gestockt aussieht und ganz leicht golden wird. Nun herausnehmen und den roten Schmierkäse darauf verteilen. Das Gitter auf die oberste Schiene schieben und die Tarte bräunen lassen. Zum Schluss dabei bleiben, damit die Oberfläche nicht zu dunkel wird. Der aufgelegte Käse soll seinen cremigen Charakter behalten. Die Tarte auf einem Kuchengitter auskühlen lassen. Lauwarm oder zimmerwarm schmeckt sie am besten.
Der Fruchtsalat
Alle Zutaten für den Sirup in einen flachen Topf geben und einköcheln lassen, bis er langsam zäh wird und die gewünschte Konsistenz hat. Beiseite ziehen, etwas abkühlen lassen. Den Essig unterrühren und vollständig abkühlen lassen.
Die Beeren verlesen und waschen. Aus Gurke und Apfel (mit Schale!) und Mango mit einem kleinen Kugelausstecher jeweils 50 g Kügelchen ausstechen. Wem das zu viel Aufwand ist, der kann auch kleine Würfel schneiden, aber so ist alles rund, und das sieht viel schöner aus! Das Obst unter den Sirup heben und über Nacht durchkühlen lassen. Zu der Tarte servieren. Alles mit einigen Minzeblättchen garnieren.
Die Tarte
(für 6 bis 8 Stücke)
Menge | Zutat |
---|---|
|
Der Teig |
250 g |
Dinkelmehl |
120 g |
Butter (sehr kalt) |
2 |
Eier |
1 bis 2 EL |
kaltes Wasser |
Je eine Prise |
Kreuzkümmel, Bockshornklee, Curcuma |
|
Salz |
|
Der Belag |
120 g |
Hartkäse (z. B. Bergkäse, hier „Hexenbergkäse“) |
120 g |
Schnittkäse ( z. B. Tilsiter, hier „Illsiter“) |
160 g |
Rotschmierkäse (z. B. Chaumes, hier „Goldstück“) |
100 g |
milder Räucherschinken (oder Pancetta) |
2 EL |
körniger Senf (z. B. „L’Ancienne“ von Maille) |
|
Der Guss |
200 ml |
Sahne |
50 ml |
Milch |
3 |
Eier |
Mehrere Stiele |
frisches Oregano |
|
Muskat, Chilisalz |
Der Fruchtsalat
Menge | Zutat |
---|---|
|
Der Sirup |
120 ml |
feinherber Apfelwein (z. B. Cidre oder Viez) |
8 cl |
heller Portwein |
10 ml |
helle Sojasauce |
1 EL |
Apfeldicksaft (ersatzweise Agavendicksaft oder Honig) |
1 bis 2 EL |
Zucker |
1 |
Bio-Limette (2 bis 3 Streifen Schale) |
2 bis 3 EL |
heller, milder Obstessig (z. B. Birnenessig) |
|
Das Obst |
80 bis 100 g |
weiße Johannisbeeren |
80 bis 100 g |
rote Johannisbeeren |
120 g |
blaue Trauben (sehr klein, kernlos) |
½ |
Bio-Salatgurke |
1 |
Grüner Apfel (z. B. „Granny Smith“) |
1 |
Mango (nicht zu reif) |
Einige |
Minzeblättchen |