Jägerschnitzel mit Erbsen und Möhren

Jägerschnitzel mit Erbsen und Möhren

12. Februar 2023

Das „Jägerschnitzel“ ist aus der Mode gekommen. Erfahrungsgemäß ist es jedoch so, dass Klassiker, die gehen, auch wieder kommen. Oftmals in aufgepepptem Gewand. Ich habe fantastische Erinnerungen an das Jägerschnitzel und möchte es daher auf meine Art wiederbeleben. In modernisierter Form mit hocharomatischen Koriandermöhren und was würde besser zu Möhren passen als Erbsen. Die Erbsen haben ihren Auftritt in Form eines rahmigen Pürees.

Ein Jägerschnitzel kann vieles sein. Nicht allein ein hervorragendes Gericht, darüber hinaus weckt es in mir nostalgische Gefühle. Für mich geht mehr Kindheitserinnerung kaum. Mehr Genuss auch nicht! Das Schnitzel kann in unterschiedlichen Varianten punkten. Mal ist es natur gebraten, andere schätzen es paniert.

Fürs Schnitzel einen Zottelpilz

Zum Jägerschnitzel gehören Pilze. Im idealen Fall sind es gemischte Waldpilze, an den Steinpilz als alleinigen Protagonisten mag ich gar nicht denken, den verspachtele ich dann im schönsten Falle pur 🥰. Heutzutage greift man gerne auf edle Zuchtpilze zurück, gerade ich, die ich einen Pilz-Züchter um die Ecke habe, der in einem alten Stollen wunderschöne Bio-Edelpilze züchtet, bis hin zum „Pom-Pom blanc“, einem unfassbar leckeren, putzigen Zottelbären. Zurück jedoch zum eigentlichen Schnitzel.

Oben drauf weicht nur auf

Ebenso wie das Schnitzel können die Pilze „pur“ dazu serviert werden. Zum Beispiel mit einem guten Stück Butter und reichlich Zitronensaft und -abrieb vermischt. Andere wiederum lieben die Pilze in einer Rahmsauce. Ich liebe jedweden Auftritt der Pilze zum Schnitzel, vorausgesetzt, sie sind gut zubereitet. Eine Regel ist aus meiner Sicht zu beachten: Wenn die Schnitzel paniert und in reichlich Butterschmalz – hoffentlich – fluffig und knusprig souffliert sind, gehört nichts, aber auch gar nichts über die krosse Kruste! Sonst ist sie binnen kürzester Zeit aufgeweicht und der Zauber ist dahin! Pilze also im Falle der Panierung neben das Schnitzel, Pilze in Rahmsauce in einem Kännchen extra dazu!

Das Gasthaus „Fath“ in St. Ingbert, Sengscheid

Ein kurzer Blick zurück

An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit machen, der dem einen oder anderen Leser, gerade mit Blick auf den derzeitigen Zustand der Welt, eher unbedeutend scheinen mag. Der Anlass ist ein Erlebnis in diesem Jahr, das mir (ehrlich!) tiefen Schmerz zugefügt hat.

Es gab bei uns seit hundert (!) Jahren ein Gasthaus. Ein gemütliches Gasthaus mit einem ehrwürdigen Biergarten und vielen alten Kastanien. Bereits meine Großeltern verkehrten dort, man war mit dem Besitzer per Du. Opa und er waren einst in einer Schulklasse. Meine Eltern verweilten mit den Großeltern dort als Kinder. Später, als man sich auf Partnersuche begeben hatte, trafen sich die Pärchen am Sonntag dort zu Kaffee und Kuchen, die Herren eher auf ein oder zwei Bier.

Sonntagstreffen und mäandernde Wege

Eine LaterneDas Anwesen lag mitten im Wald, und man begab sich auf einem launigen Spaziergang zu Fuß dahin. Meine Geschwister und ich liebten es, am Sonntag zum Gasthaus zu laufen, in wohliger Erwartung auf Fanta und Salzstangen. Viele Bekannte und Lieben aus dem Ort traf man dann dort, stets unangekündigt – Handys gab es noch nicht. Umso größer war die Freude. Selbst die Oma mit über 80 taperte mit ihren Freundinnen am Sonntagnachmittag den Weg durch das Wäldchen, um zunächst ein Stück selbstgebackenen Kuchen, dann einen Likör und später einen Wein zu verputzen. Schließlich wackelten alle frohgemut nachhause, und die Freundin stellte fest, dass Oma einen leichten Drall hatte. Hauptsache, es habe Spaß gemacht, lachte Oma dann glockenhell und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Eine Ruheinsel im Sturm

Der Liebste und ich, wir weilten bereits in unseren gemeinsamen Anfängen gerne in dem Gasthaus. Damals bediente dort Helmut, eine Institution von Kellner in schwarzem Anzug. Wo trifft man das heute noch in einem Gasthaus mit Biergarten!? Gerade in den Corona-Jahren war uns der Biergarten selbst bei passablem Wetter eine Zufluchtsstätte und bot die Möglichkeit, gefahrlos eine schöne Mahlzeit in romantischer Atmosphäre zu genießen. Stunden haben wir dort verbracht und stets einfach, aber ehrlich und gut gegessen. Wir konnten es auch dieses Jahr wieder kaum erwarten, dass der Biergarten eröffnen würde. Tat er aber nicht!

Auf die Tafel geschrieben: „Ab sofort geschlossen.“

Ein Abschluss in Kreide

„Liebe Gäste – Ab sofort ist das Gasthaus Fath geschlossen“. Ein Schock, der mir komplett die Kreide verhagelt hatte. Ein Teil meines Lebens war völlig unerwartet ausgelöscht worden. Es gibt Institutionen im Leben, die von elementarer Bedeutung sind. Wie wichtig sie einem waren, kann man dann beurteilen, wenn sie plötzlich ausradiert sind. Es gibt keine Hoffnung auf eine Wiedereröffnung, denn das alte Gebäude müsste von Grund auf saniert werden. Mein Verstand kann das nachvollziehen, doch mein Herz klagt. Und wo schließlich, findet man in der Nähe einen solch stolzen alten Biergarten? Die Möbel sind inzwischen entfernt, die Fensterläden sind komplett geschlossen, das heruntergefallene Laub wird von niemandem mehr geharkt und türmt sich auf dem Kiesboden.

Mein letztes Schnitzel bei Fath
Mein letztes Schnitzel bei „Fath“, 6. September 2021

Rahmschnitzel bis zum letzten Tag

Das Jägerschnitzel haben wir, schon als Kinder, oft bei „Fath“ gegessen. Wahlweise gab es das damals so genannte „Zigeunerschnitzel“. Heute Puszta-Schnitzel oder Balkan-Schnitzel betitelt. Nur ja nicht das „Z“-Wort verwenden! Rahmschnitzel mit Pilz-Sahne-Sauce gab es bis zuletzt. Ich habe es geliebt, vor allen Dingen der knusprigen Pommes wegen. Wenn einfache Gerichte gut zubereitet sind, können sie mich stets für sich gewinnen! Übrigens kannte mich das Service-Personal und hat meine Pilz-Rahmsauce stets separat in einem Kännchen serviert 😊.

Mein nostalgisches Herz hat mir zugeflüstert, ich solle doch selbst statt eines Rahmschnitzels ein Jägerschnitzel zubereiten. Die Seele hat Beifall geklatscht! Glasierte Koriandermöhren und buttriges Erbsenpüree sind die Begleiter. In Anlehnung an das Kindheitsessen „Erbse unn Gelleriewe“. Ich wollte wohlige Freunde noch einmal versammeln!

Die Sauce

  1. Zwiebeln, Knoblauch sowie Pilze anschwitzen.
  2. Tomaten und Petersilienstiele hinzufügen.
  3. Mit Paprika und Mehl bestäuben, kurz angehen lassen.
  4. Mit Geflügelfond ablöschen, kurz einkochen lassen.
  5. Jus und Crème fraîche hinzufügen.
  6. Würzen und warm stellen.
  7. Butter untermontieren.

Die Schnitzel mit dem Belag

  1. Schnitzel leicht plattieren.
  2. Salzen, in Butterschmalz anbraten. Dann pfeffern.
  3. Mit den vorbereiteten Gemüsen und dem Käse belegen.
  4. Überbacken.

Die Gemüsebeilage

  1. Karotten schälen, al dente garen, buttern.
  2. Mit Koriandersaat bestäuben. Salzen, pfeffern.
  3. Warum stellen. Ziehen lassen.
  4. Erbsen blanchieren. Kartoffeln garen.
  5. Gemüse mit Brühe, Sahne, Butter und Gewürzen mixen.
  6. Zum Servieren mit Erbsen belegen.
„Jägerschnitzel“: saftige Schnitzel mit Pilzen und Gemüsen belegt, unter schmelzendem Raclette überbacken. An dieser Stelle schlagen die Sinne bereits Salto. Koriandermöhren und sehr fluffiges Erbsenpüree beflügeln den Gaumen weiter. Ein kräftiges Sößchen rundet die Komposition ab.

Die Sauce

Für die Sauce die Zwiebeln eher grob, den Knoblauch fein hacken. In etwas Öl anschwitzen. Die Champignons achteln, hinzufügen, ebenfalls leicht anschwitzen. Die Tomaten grob zerkleinern und mit den Petersilienstielen hinzufügen, erneut leicht angehen lassen. Mit Mehl und Paprika bestäuben. Kurz anschwitzen. Mit den Fonds ablöschen, etwas einkochen lassen. Der Ansatz sollte nun langsam etwas dicklich werden. Durch ein Sieb passieren. Bei Bedarf die Sauce mit etwas Speisestärke unterstützen.

Den Jus und die Crème fraîche hinzufügen. Ziehen lassen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Mit Zitronensaft und -abrieb sowie Kapern abschmecken. Die Konsistenz hängt vom persönlichen Geschmack ab. Sauce warmhalten, ab und zu umrühren, damit sich keine Haut bildet. Vor dem Servieren die kalte Butter untermontieren, das spendet Geschmack und Glanz!

Die Schnitzel mit dem Belag

Raclette-Käse aus dem Kühlschrank nehmen, damit er Temperatur bekommt. Die Schnitzel zwischen Klarsichtfolie leicht plattieren, damit sie zarter werden. In eine flache Auflaufform geben.

Für den Belag der Schnitzel die Champignons putzen und achteln. Den grünen Spargel blanchieren. In Stücke schneiden. Wer möchte, hebt die Köpfe für eine kleine Dekoration auf. Die Frühlingszwiebeln leicht schräg in ca. 3 bis 4 cm große Stücke schneiden. Die Gemüse in etwas Olivenöl golden schmoren. Beiseitestellen.

Die Schnitzel salzen, in Butterschmalz kurz und heiß von beiden Seiten anbraten, dann pfeffern. In die leicht gebutterte Auflaufform zurücklegen. Mit den Gemüsen belegen. Darüber den Käse geben und im vorgeheizten Backofen bei 200 °C Ober/Unterhitze 8 bis 10 Minuten überbacken. Der Käse soll schmelzen, jedoch nicht bräunen.

Tipp: Die recht üppigen Raclette-Käsescheiben mit Zahnstochern festpiken, damit sie nicht von den Schnitzeln herunterrutschen.

Die Gemüsebeilage

Die Bundmöhren schälen, dabei ein Stück von den grünen Stielen stehen lassen. In wenigen Schlucken Brühe dünsten, bis sie al dente sind. Dabei salzen und zuckern. 2 EL Butter hinzufügen. Koriandersaat ohne Fett anrösten, bis sie zu duften beginnt. Leicht abkühlen lassen, sehr fein mörsern und durch ein Sieb über die gebutterten Karotten geben. Für 10 bis 15 Minuten auf minimaler Hitze ziehen lassen. Wer möchte, gibt zum Servieren einige Blättchen Koriandergrün darüber.

Die Erbsen blanchieren und abschrecken. Abtropfen lassen. Einige Erbsen für die Deko zurückbehalten. Kartoffeln kochen, ausdampfen lassen, pellen, beiseitestellen. Kurz vor dem Servieren Erbsen, gehackten Knoblauch und grob gehackte Kartoffeln in einen Mixbecher füllen. 2 EL weiche Butter, Sahne und schluckweise Brühe hinzufügen. Sehr fein pürieren. Mit Salz, Pfeffer, Muskat und Zitronenabrieb- sowie Saft würzen. Warm werden lassen. In einen Servierring füllen und mit einigen Erbsen belegen, und den Ring vorsichtig abziehen.

Um die Schnitzel herum etwas Sauce träufeln. Den Rest in einem Kännchen separat dazu servieren.

Zutaten für 4 Personen

Die Sauce

Menge Zutat

200 ml

Geflügelfond

200 ml

Waldpilzfond

Ca. 4 EL

Geflügel-Jus

1

Zwiebel

2 Zehen

Knoblauch

2

reife Tomaten

2 EL

neutrales Öl

4 mittelgroße

Steinchampignons

Einige

Petersilienstiele (grob gehackt)

2 EL

Mehl

2 TL

Paprika (edelsüß)

2 EL

Crème fraîche

4 EL

Kapern

1

Bio-Zitrone

2 TL

Speisestärke (angerührt)

2 EL

kalte Butter

 

Salz, Pfeffer

Die Schnitzel mit dem Belag

Menge Zutat

4

Bio-Schweineschnitzel (ca. à 150 g)

3 bis 4 EL

Rapsöl (oder anderes Pflanzenöl)

2 EL

Butterschmalz

1 EL

Butter

300 g

Pilze (z. B. Steinchampignons)

2 bis 4

Lauchzwiebeln

Einige Stangen

grüner Spargel

4 Scheiben

Raclette-Käse (ersatzweise Bergkäse)

Einige

weitere Gemüse der Saison (z. B. weißer Spargel oder Schwarzwurzeln)

1 Hand voll

fein gehackte Petersilie (wenn möglich noch etwas Liebstöckel)

 

Salz, Pfeffer

Die Gemüsebeilage

Menge Zutat

12

Bundmöhren (mit Grün)

4 EL

Butter

 

Salz, Zucker

2 TL

Koriandersamen (geröstet, gemörsert)

Gegebenenfalls

Koriandergrün

400 g

TK-Erbsen

1

Knoblauchzehe

2 kleine

Kartoffeln (in der Schale weich gegart)

½ Tasse

Geflügelbrühe

1

Bio-Zitrone

2 bis 3 EL

Sahne

 

Salz, Pfeffer, Muskat

Diese Seite wurde zuletzt am 11.02.2023 um 16:50 Uhr aktualisiert.

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