Fregola Sarda mit Frühlingsgemüse und Rauchnocken

23. März 2024
Über Fisch in Form von Klößchen, Frikadellen, Nocken oder gar in Form von Füllungen für Gemüse könnte man ein Seminar abhalten. Denn nichts ist wandlungsfähiger als Fisch, fein gehackt als Tatar oder als Grundlage zum Strukturieren einer Fischfarce. Unsere Einsteigerrezeptur probierten wir in der ersten gemeinsamen Wohnung aus. Sie war angedacht als Lachs-Zander-Strudel, die Farce fand ein Bett auf Sauerkraut, zuletzt eingewickelt in Strudelteig. Serviert mit einer Riesling-Trauben-Buttersauce. Die Haut der Träubchen wurde abgezogen! Der Leser ahnt es bereits: Wir starteten sehr ambitioniert in unsere kulinarischen Werkstattprojekte am heimischen Herd. Was wir nicht wussten: Wenn das Sauerkraut nicht kräftig ausgewrungen wird, fließt der Strudel davon 😉
Alte Küchenmeister im Schrank
Die ersten Kochbücher stimulierten uns. Damals unter anderem diejenigen unter dem Label „Essen wie Gott in Deutschland“. Nach diesem Konzept ausgerichtete Fernsehsendungen taten das Ihre und beflügelten mich weiter. Ich saß auf der bequemen Couch vor dem Fernseher und träumte davon, einmal so kochen zu können wie die damals ganz großen Vorbilder. Wenn mich ein Anflug von Nostalgie überkommt, schmökere ich in diesen alten Büchern, die ich noch immer in unserer Bibliothek aufbewahre und als Zeitdokumente, die sie sind, niemals aus den Händen geben werde. Die „alten Meister“ sind prominent vertreten. Dieter Müller, Hans Haas, Vincent Klink, Alfons Schuhbeck, Johann Lafer und allen voran Eckart Witzigmann. Die neuen Meister gesellten sich im Laufe der Jahre dazu. Meine Neugier war damals geweckt und ist bis heute kaum zu bremsen.

Tabledance auf der Herdplatte
Im Laufe der Jahre brachten sich die „Jungen Wilden“ ins Spiel. Mälzer, der aus einer robusteren Ecke, großmäulig und doch liebenswert kommt. Henssler, der sowohl „modernisierte“ Klassiker als auch die „schnellen Nummern“ publiziert und – während er sich „grillen“ lässt – gerne einmal athletisch auf den Kochtresen springt. Sie produzieren Lektüre, die man besitzen kann, für mich jedoch nicht lebensnotwendig ist. Dagegen finde ich die ausgeklügelten Rezepturen von Tanja Grandits, Jan Hartwig, Nils Henkel, Tim Raue, Douce Steiner oder Alexander Herrmann, um nur einige zu nennen, unerlässlich. In jedem dieser Bücher eröffnen sich neue, individuelle Welten.
Aus der Petrischale auf den Teller
Aus dem weiteren Umfeld kamen in meinen Bücherschrank Werke von Daniel Humm, einem der weltbesten Köche, oder von Yotam Ottolenghi. Samin Nosrat möchte ich nicht unerwähnt lassen, denn sie erweckt mit ihrem umfänglichen Grundlagenwissen zum Zusammenspiel verschiedener Elemente „Salz. Fett. Säure. Hitze.“ wichtige Einblicke ins fundierte Kochen. Welten eröffnen René Redzepis Bücher, allen voran das, was zum Fermentieren anregt. Inspiration finde ich bei ihm vor allem wegen seiner im besten Sinne „wissbegierigen“ Art herumzureisen, seine Restaurants samt der Brigade in Bewegung zu versetzen, sich auf neue Länder und Locations einzustellen. Zuhause sammelt er sich seine Zutaten in der Natur zusammen und insbesondere sein Fermentation Lab ist wegweisend. Ich stelle mir dann immer vor, wie es an diesem Ort vertrauenserweckend blubbert und duftet.

Bewährtes bewahren
Ich könnte nun mit Köchen, Autoren und Büchern so fortfahren, habe jedoch weder Werbeverträge, noch möchte ich dazu verleiten, dass heimische Bücherregale – und die Kochbücher sind ja nur eine Abteilung davon – sich durchbiegen. Ich bevorzuge übrigens für meine Kochbücher, die ich allesamt als schwergewichtige Hardcovers besitze, die schmalen 40er Billys, denn die halten etwas aus. Reicht ein Boden für die Last nicht, habe ich hier und da einen zweiten darübergelegt. Die kleinen Metallhalterchen tragen ihre Last zu meinem Erstaunen Jahr um Jahr. Taschenbücher können gerne in den 80er-Regalen Platz nehmen. Die bereits etwas Abgewetzten verschwinden hinter den Türen von „Oxberg“, die der schwedische Möbelhersteller klug erdacht hat für alle, die Gegenstände im Haus beherbergen, die sie nicht immer sehen wollen.
Nun tue ich jedoch in diesem Zusammenahng meinen zahlreichen Turn- und Sportschuhen Unrecht, die in Untergeschossen von „Oxberg“ unsichtbar, jedoch bereits zweireihig übereinandergestapelt, Einzug gehalten haben und sich durchaus sehen lassen könnten. Ist das ein „Schuhtick“, der mich leitet, gepaart mit Ordnungssinn? Schön sind sie auf jeden Fall, doch in Reih und Glied bringen lassen sie sich ungern. Stehen sie endlich, wenn sie nicht hektisch aus dem Blickfeld verschwinden mussten, machen sich die Schnürsenkel selbstständig und stören vorwitzig herabhängend, und kaum zu bändigen, das ästhetische Bild 😊. Da lobe ich mir dann schon eher die korrekt gestapelten Kochfolianten 😉.

Details im Kleinen
Jetzt bin ich über die Küche zu den Kochbüchern und dann zu den Billys, die auch Schuhe beherbergen können, gekommen. Wenn ich begonnen habe zu erzählen, hüpfe ich gelegentlich vom „Hölzchen aufs Stöckchen“. Nun aber diszipliniere ich mich und finde zurück auf meinen köstlichen Frühlingsteller. Die Fischnocken sind auf der Basis von Wolfsbarsch und Räucherforelle entstanden. Da ich sie im Dampfgarer stocken ließ, habe ich ihnen im Anschluss noch ein paar Umdrehungen mit dem Räucherpfeifchen verabreicht. Vor dem Servieren werden sie kurz aromatisiert und mit Rauchmandeln aus der Herstellung des Liebsten getoppt. Sie gibt es natürlich auch in guter Qualität im Handel. Die Frühlingsgemüse, auf denen die Klößchen Platz nehmen, sind sanft gegart und eine zitronige Sahne-Sauce zum Beträufeln umschmeichelt sie. Süßkartoffel-Würfelchen, knusprig und spicy geröstet, bringen den kulinarischen Ausgleich. Sauer- sowie Blutampfer und einige Blättchen Rucola aus meinen Kräuterkästen tragen Kontrast und Frische bei.
Die Rauchnocken
- Fischfilet fein schneiden.
- Räucherfisch zerzupfen.
- Schalotten anschwitzen.
- Fischfarce herstellen und übrige Zutaten unterheben.
- Masse kühlen und Nocken abstechen.
- Nocken dämpfen.
- Vor dem Servieren in Butter schwenken.
- Mit Rauchmandeln servieren.
Die Fregola Sarda, das Gemüse und der Salat
- Kohlrabi würfeln, blanchieren.
- Spargel blanchieren.
- Süßkartoffeln würfen, leicht blanchieren.
- Béchamel ansetzen, köcheln, würzen.
- Kohlrabi und Spargel darin aufwärmen.
- Süßkartoffeln knusprig braten.
- Ampfer in Marinade wenden.
Die Rauchnocken
Fischfilet fein schneiden. Räucherforelle zerzupfen. Schalotten fein schneiden und in der Butter kurz anschwitzen. Räucherforelle, Schalotte die Hälfte vom Fischfilet und Sahne in einen Mixbecher füllen. Zur Farce cuttern. Hierzu müssen alle Zutaten sehr gut gekühlt sein. Restliche Hälfte vom Fischfilet, Eigelb, Senf, Zitronenabrieb, fein geschnittene Kräuter, fein geschnittene Kaffir-Limettenblätter, Soja-Sauce, Salz und Pfeffer unterheben. Ist die Konsistenz zu flüssig, mit Panko (oder Semmel-) Bröseln nachhelfen. Masse vor dem Weiterverarbeiten nochmals gut durchkühlen.
In einem Dämpfer Wasser zum Kochen bringen. Aus der Fischfarce mit Hilfe von zwei Esslöffeln Nocken abstechen und auf dem Siebeinsatz über dem Dampf ca. 10 bis 15 Minuten sanft garen. Je nach Gusto gegen Ende die Nocken leicht räuchern (Räucherpfeife). Vor dem Servieren in Butter schwenken. Mit grob gehackten Salzmandeln bestreuen.
Die Fregola Sarda, das Gemüse und der Salat
Kohlrabi in feine Würfel schneiden, in kräftig gesalzenem Wasser noch leicht bissfest garen. Abtropfen lassen. Spargel vom unteren Ende befreien, das obere Drittel blanchieren, in kaltem Wasser abschrecken, der Länge nach halbieren. Süßkartoffeln schälen und in kleine Würfel schneiden. Ganz kurz blanchieren. Abtropfen lassen. Auf Küchenkrepp abtrocknen.
Für die Sauce Butter zerlassen, Mehl hinzufügen, leicht Farbe nehmen lassen. Mit Brühe ablöschen, Das Zitronengras mit dem Messerrücken zerdeppern und einlegen. Ca. 10 Minuten leicht köcheln, dabei ab und zu umrühren. Sahne hinzufügen und weitere 10 Minuten köcheln. Sauce mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. Kohlrabi und Spargel einlegen. Warm stellen. Zitronengras entfernen.
Die Fregola Sarda vor dem Servieren kurz erwärmen und über das Gemüse streuen.
Die Süßkartoffelwürfelchen vor dem Servieren in Butterschmalz knusprig braten. Um die Gemüse herum drapieren, mit Chilisalz bestreuen. Die Kräuterblättchen ganz leicht marinieren, schön auf dem Teller verteilen.
Zutaten für 2 Personen
Die Rauchnocken
Menge | Zutat |
---|---|
200 g |
Fischfilet (z. B. Wolfsbarsch) |
100 g |
geräucherte Forelle |
2 kleine |
Schalotten |
1 TL |
Butter |
1 |
Eigelb |
100 ml |
Sahne |
Ca. 4 EL |
Panko-Brösel |
1 TL |
Dijon-Senf |
1 |
Bio-Zitrone |
4 EL |
frische Kräuter (z. B. Koriander und Dill) |
4 |
Kaffir-Limetten-Blätter (sehr fein geschnitten) |
Einige Spritzer |
helle Sojasauce |
|
Salz, Pfeffer |
|
Außerdem: |
2 EL |
Butter (zum Aromatisieren der Nocken) |
|
gesalzene Mandeln (zum Toppen) |
Die Fregola Sarda, das Gemüse und der Salat
Menge | Zutat |
---|---|
|
Die Fregola Sarda und das Gemüse |
1 Hand voll |
Fregola Sarda (al dente gegart) |
1 EL |
Butter (zum späteren Erwärmen der Fregola) |
1 mittelgroßer |
Kohlrabi (in kleinen Würfeln) |
1 Bund |
grüner Spargel |
2 eher kleine |
Süßkartoffeln |
2 EL |
Butterschmalz |
|
Der Salat |
Einige |
Spinat- und Blutampferblätter |
1 Spritzer |
Essig |
1 Spritzer |
Öl |
|
Die Zitronen-Sahne-Béchamel |
1 EL |
Mehl |
2 EL |
Butter |
100 ml |
Gemüsebrühe |
100 ml |
Sahne |
1 Stängel |
Zitronengras |
|
Chilisalz |
|
Das Topping |
|
gehackte Rauchmandeln |