Flammkuchen mit Birnen, Bohnen und Speck
26. April 2024
Mein heutiger Teigboden wird mit Birnen und Bohnen „nordwärts“ in Richtung Küste gedreht. So schmeckt der knusprige Kuchen auch mit weiteren Zutaten wie geräuchertem Fisch. Es muss nicht immer so sein, dass man einige Hand voll Brotteig übrighat, um die Hitze des angeheizten Backofens mittels der dünnen Teigfladen zu testen. So war es jedoch in früheren Zeiten. Verkokelte der ausgerollte Teig zusehends, war der Ofen zu heiß und der Fladen nicht mehr zu retten. Die vorbereiteten Brotlaibe mussten noch eine Weile auf die passende Hitze warten. Heutzutage backen wir zwar immer noch regelmäßig unser Brot mit unserem jahrelang gepäppelten Sauerteig, doch nutzen wir zur Kontrolle der Ofenhitze ein Thermostat. Dennoch erfreut uns als „Add on“ ein knuspriger Flammkuchen, einfach so für zwischendurch. Er muss nach dem Backen zügig und heiß schnabuliert werden, denn zum Aufheben taugt er nicht.
Spargel für Kuchen und Tarte
Für mich ist einer der saisonalen Favoriten derzeit der Spargelflammkuchen. Hier erweist sich auch preisgünstiger Bruchspargel als Gewinn bringender Belag. On Top leistet ein Pesto gute Dienste. Passenderweise in der Frühlingssaison hergestellt aus Bärlauch. Ein besonderer Genuss ist auch meine Spargeltarte, als Flammkuchen geht sie in ihrer kulinarischen Höchstform nicht mehr durch. Sie ist ungewöhnlich hergestellt mit nicht zu wenig Butter im Teig. Diese, eiskalt, grob geraspelt und zügig verarbeitet, verleiht dem dünn ausgerollten Teig unwiderstehlichen Charme. Denn er erinnert an aufgeknusperten Blätterteig wie im Fall meiner Spargeltarte.
Spargeltarte mit Bärlauchpesto und Rote-Bete-Carpaccio
Der ungewöhnliche, „gehobene Aufwand“ beschert in diesem Fall „gehobenen Genuss“. Den kann man sich ruhig auch einmal gönnen, denn schließlich isst man nicht jeden Tag ein halbes Päckchen Butter!
Flammkuchen in jeder Jahreszeit
Mit einem Flammkuchen sind die Jahreszeiten jederzeit ins Haus zu holen, denn die Zutaten für einen leckeren Belag kann man sich grundsätzlich auf Vorrat halten. Zwiebeln hat man immer im Haus und – wie in diesem Fall – wurden konservierte Winterbirnen und Buschbohnen aus Mutters Garten verwendet. Das haben bereits meine Großeltern sowie Tante und Onkel so gehalten, denn die Tante kam von hinterm Deich aus Ostfriesland und brachte „Birnen, Bohnen und Speck“ mit ins Saarland. Der alte Birnbaum spendete mir in glühender Sommerhitze Schatten, während ich auf der Liege liebend gerne in Büchern schmökerte und unter anderem das Gedicht von Herrn von Ribbeck auswendig lernte. Der Großvater liebte „seine“ knackig festen und leuchtend grünen Lagerbirnen, die er mit großer Sorgfalt erntete, auf seinem Kellerregal pfleglich platzierte und regelmäßig auf Biss und Geschmack überprüfte.
Degustation im Keller
Genannt wurden die robusten und dennoch zart schmelzenden Birnen „Pastorenbirne“. War ihre Zeit gekommen, wechselten sie die Farbe von Grünlich zu Gelblich. Die roten Bäckchen blieben erhalten und im Keller duftete es noch einen Hauch nach Sommer. Spitzte man die Ohren, hörte man den Opa gelegentlich genüsslich schmatzen, doch kam er regelmäßig mit leicht sich wiegendem Kopf und bedenklich in Falten gezogener Stirn die Stiege wieder hoch. Spätestens im Januar musste die Oma an den Herd, um die bereits annähernd überreifen, nun nicht mehr lagerfähigen Birnen in „Weck“-Gläsern im überdimensionalen Einwecktopf (für die Ewigkeit 😉)zu konservieren.
Aufgeweckte Nachspeisen
So waren die Birnen, angereichert mit Vanille-Schoten und Sternanis, aufgegossen mit Zitronen-Zuckerwasser nicht nur den Winter über jederzeit eine willkommene Bereicherung der Speisetafel. Meine Liebe war ihnen sicher, die Liebe des Großvaters ebenfalls, jedoch ging sie nicht so weit, dass er selbst Hand anlegte und das Thermometer im Auge behielt. Geholfen hat er jedoch stets dabei, die gestapelten heißen Weckgläser auf ihrem Hebegestell aus dem Riesentopf zu befördern. Die Oma sollte sich schließlich unter der brodelnden Last nicht die Hände verbrühen. Das Tragegestell mit dem langen Griff erschien mir immer etwas wackelig. Die Mutter stellte deswegen die Gläser sicherheitshalber in die mit Wasser befüllte Bratpfanne in den Backofen. Ich denke, sie hatte auch um uns Kinder Angst 🙄.
Birnen, Bohnen und Speck passen herrlich zueinander. Waren die Birnen bereits im großen Kochtopf eingeweckt, erfüllt sich der Traum schnell. Und der Flammkuchen ist daraus rasch zubereitet. Den Flammkuchen kann man zu herzhaftem Salat reichen, oder man serviert eine Suppe dazu. Sind im Sommer und Spätsommer die Bohnen erntereif, empfiehlt sich eine saarländische „Bibbelsches Bohnen Suppe“.
Wie unsere französischen Nachbarn es treffend zum Ausdruck bringen: „Chacun à son goût“ 😋. Auch Birnen sind Geschmacksache. Ich bevorzuge gerne die saftigen und festen Früchte. Eines ist auf jeden Fall sicher:
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
- Teig mit den aufgeführten Zutaten ansetzen.
- Zügig verkneten.
- An einem warmen Ort gehen lassen.
- Dünn ausrollen.
- Mit Crème fraîche und Sauerrahm bestreichen.
- Baconscheiben knusprig garen.
- Teigböden mit Belag der Wahl bestücken (hier: Birnen, Bohnen, Speck).
- Fisch nach Gusto vor dem Servieren platzieren.
- Kräftig pfeffern. Mit Salz vorsichtig sein (Speck und Fisch sind bereits gesalzen).
- Je nach Geschmack mit Kapern belegen.
- Mit Kresse garnieren.
Den Teig mit lauwarmem Wasser ansetzen und zügig verkneten. Wenn Hefe zugesetzt wird, abgedeckt ca. 1 Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. Der Teig wird mit ein wenig Triebmittel deutlich lockerer und fluffiger als gänzlich ohne.
Ofen auf 230 °C vorheizen. Den Teig gleichmäßig flach auf Backpapier ausrollen und mit einer Mischung aus Crème fraîche und Sauerrahm bestreichen. Dann wie gewünscht belegen (jahreszeitlich und nach Geschmack). Meine heutige Version, siehe Tabelle. Mithilfe des Papiers nacheinander auf ein Backblech ziehen und ca. 12 Minuten auf dem Boden des Ofens backen. Im Auge behalten: Der Teig soll unbedingt knusprig sein, jedoch nicht überbräunen. Vor allen Dingen muss der Belag saftig bleiben.
Den Flammkuchen vor dem Servieren pfeffern und mit in feine Streifen geschnittenem Räucherfisch, z. B. Lachs und Kressebüscheln belegen.
Übrigens: Dazu passt ein Salat aus Spitzkohl und Trauben.
Zutaten für 2 Personen
Der Teigboden
Menge | Zutat |
---|---|
Ca. 250 g |
Dinkelmehl |
2 bis 3 EL |
Olivenöl |
1 Prise |
Zucker |
1 Prise |
Salz |
Nach Belieben |
Ca. 10 g Hefe oder etwas Backpulver |
|
Außerdem |
2 bis 3 EL |
lauwarmes Wasser |
Der Belag
2 EL |
Schmand |
2 EL |
Sauerrahm |
2 mittelgroße |
rote Zwiebeln (in dünne Scheiben gehobelt). |
2 festfleischige |
Birnen (in dünnen Spalten, leicht vorgegart in Zucker-Zitronenwasser, auch mit Zimt und Sternanis). |
200 g |
zart geräucherter Speck (in Scheiben) |
1 Hand voll |
grüne Bohnen (blanchiert, kalt abgeschreckt) |
2 EL |
Kapern |
Ein Beet |
Kresse |
|
Salz, Chiliflocken, Pfeffer |