Eier im Bete-Sud mit geschmorten Artischocken auf Löwenzahn

Eier im Bete-Sud mit geschmorten Artischocken auf Löwenzahn

10. April 2021

Ostern war und ist für mich stets ein besonderes Fest. Als Kind allerdings befasste ich mich intensiver mit der österlichen Geschichte. Ich konnte ihr nicht entkommen, denn am Karfreitag durchschritten wir als Gefolgschaft des Pfarrers die Seitenschiffe der Kirche und hörten uns die Geschichten zu den bronzenen Bildskulpturen an. An der Stelle, wo der Herrgott am Kreuz festgenagelt hängt und von einer Lanze durchbohrt wurde, war ich traurig.

Heutzutage nutze ich Ostern für Einkehr. Ich vereine im Sinne eines Neuanfangs Geist, Seele und Leib. Man kann nicht genug üben 😔! In den Tagen und Wochen nach Ostern gab es in meiner Kindheit stets Gerichte mit hartgekochten Eiern. Das eine oder andere wanderte mit einem Klacks Senf und einer Prise Salz ungekünstelt in den Schlund.

Gekochte EierDer Menge der Ostereier jedoch, die sich aufgrund vieler Nester und Tüten der Paten und Großeltern angesammelt hatte, wurde man allein auf diesem Weg nicht Herr. Eiersalat, gegebenenfalls mit übriggebliebenem Rindfleisch aus der kräftigen Ostersuppe und unter Beigabe von sehr viel Schnittlauch war einer der Renner zum Verwerten. Dazu oberknusprige Bratkartöffelchen – das war kulinarisches Glück im Einfachen.

Gefüllte Eier

Ein Bad in der Sauce

Meine Mutter kochte uns ein Gericht, das wir alle liebten, das ich jedoch bis heute so nicht hinzubringen vermag: „Eiersauce“, ein Gericht auf Basis einer Art Béchamel, die mit reichlich knusprigen Dörrfleischwürfelchen bestückt war.

KräuterDarin badeten sich Ei-Achtel und frische Kräuter, wie Petersilie, Kerbel oder auch Schnittlauch. Später (in Mode gekommen) auch die „Frankfurter-Grüne Sauce“-Kräuter, die samstags auf dem Wochenmarkt in Papier gewickelt angeboten wurden. Zur (warmen!) „Eiersauce“ gab es Bouillonkartöffelchen und einen knackigen, grünen Salat. Auch ein aus Einfachem entsprungenes, jedoch höchst köstliches Gericht.

Osterhasen und Abstandsregeln

Dass wir nun schon zum zweiten Mal die Ostertüten für Nichte und Neffen nur mit Abstand überreichen konnten, davon hätte man sich letztes Jahr keine Vorstellung machen können. Und auch nicht wollen. Nun mutiert die Kugel auch noch, was im Grunde nicht verwunderlich, sondern sozusagen ihre Natur ist. Die Bedrohung wächst weiter, und wir müssen uns hüten und disziplinieren. Wir können das Virus nicht austricksen und ihm momentan nur mit Hygiene, Abstand und Durchhaltevermögen widerstehen. Ach ja, Da ist doch noch was: So viel wie möglich impfen …!

Flackerndes Leuchten am Tunnelende

Wir hatten zwar schon ein paar Tage sommerliche Temperaturen, und im Saarland kann man nach Ostern unter strengen Auflagen wieder in Biergärten und ins Fitness-Studio gehen. Erleichterung kommt jedoch nur sehr zaghaft auf. Wir sind lange noch nicht über den Berg. Das vielbesungene „Licht am Ende des Tunnels“ flackert wie ein müde gewordenes Kerzchen. Wir werden es – hoffentlich – unbeschadet erreichen, und wenn wir aus dem Tunnel heraustreten, werden wir geblendet sein von der Strahlkraft der guten Alten Welt, die wir nun mit neuen Augen betrachten sollten. Möglicherweise werden einige von uns ein wenig Gas rausnehmen und begriffen haben, um was es eigentlich geht. Nämlich darum, das Leben zu leben und zu lieben! Und vor allen Dingen, Menschen um sich herum zu haben!

Ein Ostereiergemälde
Eier aus dem Bete-Sud mit geschmorten Artischocken auf Löwenzahn

Aromatische Frühlingsboten

Ich mache an dieser Stelle einen kulinarischen Vorschlag und starte mit Achtsamkeit, guten Gedanken und den schönsten Produkten der Jahreszeit. Einen knallbunten Teller arrangiere ich und präsentiere ein nachösterliches, den Frühling herbeisehnendes Geschmacksfeuerwerk: Eierhälften färbe ich mit intensiv gewürztem Rote-Bete-Saft leuchtend pink und spritze ihnen eine mit Kurkuma blendend gelb gefärbte Füllung ein. Langsam goldbraun geschmorte Artischockensegmente passen perfekt dazu. Löwenzahn steht für Frühling, und in meiner Kindheit haben wir ihn unablässig auf den Feldern des Bliesgau gestochen. Gepickelte Radieschen verwöhnen Augen und Gaumen, Knoblauchgarnelen lassen Sommer und Sonne erahnen. Kresse und Schnittlauch stehen aus meiner Sicht wie kaum ein anderes Kraut für Frühling und Aufbruch. Ein wundervoller Teller, der leicht verfremdet und auf Leinwand gedruckt als Bild mit dem Titel „Frühlingserwachen“ durchaus seine Liebhaber finden könnte. Nun habe ich mich mit meinen eigenen Gedanken-Spaziergängen auf eine nicht schlechte Idee gebracht 😍.

Die gefüllten Eier

  1. Eier abkochen, halbieren, abkühlen lassen.
  2. Sud ansetzen. Eier darin zwei Tage ziehen lassen.
  3. Eidotter herauspulen, mit den beschriebenen Zutaten cremig rühren. Kühlen.
  4. Eiercreme in die Eihälften spritzen.

Die Artischocken und die gepickelten Radieschen

  1. Sud für Radieschen aufkochen. Abkühlen lassen.
  2. Radieschen vierteln und einlegen. Ein oder zwei Tage ziehen lassen.
  3. Artischocken putzen, blanchieren, schmoren.
  4. Schnittlauchdressing anrühren. In einem Teil davon Radieschen darin wenden.

Die Garnelen, der Löwenzahn und die Dekoration

  1. Löwenzahn verlesen und in mundgerechte Stücke schneiden.
  2. Vor dem Servieren im restlichen Schnittlauchdressing wenden.
  3. Garnelen heiß anbraten. Beiseiteziehen. Würzen. Rasch servieren.
  4. Teller dekorativ anrichten. Mit Kresse bestreuen.
Bunter und frühlingshafter könnte sich ein Teller mit feinsten Zutaten nicht präsentieren. Leuchtendes Pink, strahlendes Sonnengelb, samtene geschmorte Artischocken und knackiger, leicht bitterer Löwenzahn. Die rosa leuchtenden gepickelten Radieschen schenken Knusper und feine, säuerliche Aromen. Die Vorfreude auf Sommer und Frühling ist garantiert! Saftige Garnelen lassen schon in Richtung Sommer schielen!

Die gefüllten Eier

Die Zutaten für den Bete-Sud in einen Topf geben und aufkochen. Ca. 10 Minuten köcheln, dann leicht abkühlen lassen. Einen Gefrierbeutel in einen Mixbecher einhängen, Ränder überstehen lassen und umstülpen, damit ein Halt gegen Abrutschen besteht. Eigelbe aus den Eihälften pulen und beiseitestellen. Eihälften vorsichtig in die Tüte einfüllen, mit Rote-Bete-Sud auffüllen. Beutel mit einem Zipper gut verschließen. Für zwei Tage in den Kühler stellen, gelegentlich wenden.

Tipp: Gefrierbeutel in ein hohes Gefäß stellen, damit keine Lache im Kühler entsteht, falls die Tüte nicht ganz dicht verschlossen ist.

Für die Eigelbfüllung die Dotter mit einer Gabel fein zerdrücken. Mayonnaise, Crème fraîche, Senf, Kurkuma, Knoblauch, Curry, Zitronensaft und Zitronenabrieb, sowie Salz und Pfeffer in einen Becher geben und mit dem Zauberstab cremig aufmixen. Eigelbe hinzufügen. Gegebenenfalls mit noch etwas Mayonnaise oder Öl geschmeidig machen. Jedoch darauf achten, dass die Füllung nicht zu flüssig wird.

Einen Einwegspritzbeutel mit einer Tülle der Wahl bestücken. Über der Tülle mit einer Klammer oder einem Stückchen Schnur eine Art Verschluss herstellen, damit die Masse nicht herausquellen kann. Masse einfüllen, oben ebenfalls abdrehen, für mindestens 2 Stunden kalt stellen.

Eierhälften aus dem Rote-Bete-Sud nehmen und auf Küchenkrepp gut abtropfen lassen. Mit dem Eidotter dekorativ befüllen und erneut für ca. 1 Stunde kühlen.

Tipp: Damit die Eier einen guten Stand haben, eine flache Schale mit mehrfach zerknülltem Backpapier bestücken. Für die Eier kleine Mulden formen.

Die Artischocken und die gepickelten Radieschen

Artischocken putzen und die vom Heu befreiten Böden achteln. Sofort in Zitronenwasser geben, damit sie nicht braun anlaufen. In Salzwasser bis kurz vor al dente garen, abtropfen lassen. Vor dem Anrichten in Olivenöl und Butter goldbraun anschmoren, salzen, pfeffern. Der Gargrad entspricht dem persönlichen Geschmack. Artischocken bissfest zu verzehren, gefällt einigen Menschen. Ich mag sie lieber etwas darüber, jedoch nicht weich. Es empfiehlt sich, ein wenig zu experimentieren.

Radieschen achteln, wenn möglich die lustig geschwungene Wurzel an einem der Teile dranlassen. Sud aus den angegebenen Zutaten aufkochen und ca. 10 Minuten ziehen lassen. Radieschen damit übergießen. Abkühlen lassen und über Nacht im Kühler ziehen lassen. Aus einigen Esslöffeln Sud, sowie etwas Senf und fein geschnittenem Schnittlauch ein Dressing rühren. Radieschen vor dem Servieren darin wenden.

Die Garnelen, der Löwenzahn und die Dekoration

Löwenzahn verlesen. Garnelen in Öl mit Knoblauch und Zitronenschale sanft garen. Sie sollen innen noch sehr saftig sein. Gegen Ende mit Zitronensaft ablöschen, salzen, pfeffern und warm stellen. Aus gefüllten Eiern, geschmorten Artischocken, Radieschen, Garnelen, Salaten und der Deko nach Wahl schöne Teller herrichten.

(Zutaten für 2 Portionen)

Die gefüllten Eier

Menge Zutat

3 bis 4

gekochte Eier (gepellt, nach Belieben längs oder quer in Hälften)

 

Der Sud für die Eier

6 EL

Sherry-Essig

500 ml

Saft von Roter Bete (selbst entsaftet oder z. B. von Demeter oder Bioland)

2 TL

Salz

2 TL

Zucker

1 EL

Senfsaat (leicht angeröstet)

1 TL

schwarze Pfefferkörner

1

Sternanis

8

Pimentbeeren

 

Die Eidotter-Füllung

6

Eidotter (hart gekocht)

2 EL

beste Mayonnaise

1 EL

Crème fraîche

2 TL

Dijon-Senf

1 fingergroßes Stück

Kurkuma (frisch gerieben)

1 Zehe

junger Knoblauch (gerieben)

Einige Spritzer

helle Sojasauce

1

Bio-Zitrone (1 Spritzer Saft plus Abrieb)

½ TL

mildes Curry-Pulver

 

Salz, weißer Pfeffer

Die Artischocken und die gepickelten Radieschen

Menge Zutat

2 mittelgroße

Artischocken

1

Bio-Zitrone

 

Salz, Zucker

2 EL

Olivenöl

1 EL

braune Butter (ersatzweise Butter)

1 Bund

Radieschen

1 Tasse

Weißweinessig

1 Tasse

Wasser

4 EL

Zucker

1 gute Prise

Salz

2 EL

Senfkörner

2

frische Lorbeerblätter

Einige

Wacholderbeeren (leicht angedrückt)

Einige

Pimentbeeren (grob zerstoßen)

3 bis 4 Zacken

Sternanis

¼ Bund

Schnittlauch

1 TL

Dijonsenf

Die Garnelen, der Löwenzahn und die Dekoration

Menge Zutat

2 Hand voll

Löwenzahn (gelb, oder grün vom Acker)

4 EL

Dressing (Essig, Öl, Senf, Salz, Honig, Pfeffer)

2 Hand voll (je nach Größe)

Gambas oder Prawns

2 EL

Olivenöl

1

Knoblauchzehe

1

Bio-Zitrone

 

Chilisalz, Pfeffer

Außerdem

etwas Kresse der Wahl und Portulak

Diese Seite wurde zuletzt am 18.03.2024 um 16:29 Uhr aktualisiert.

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