Caponata mit Erbsen und Erbsen-Bärlauchpesto
8. Mai 2022
Ein Abstecher nach Sardinien beschert mir „Gnocchetti Sardi“, wundervolle Oliven und Kapern und sodann beame ich mich eiligst in die heimische Küche. Ich brauche ein inspirierendes Gericht, das mir die Welt – wenn nicht zu Füßen – dann zumindest auf den Teller zaubert!
Tim Raue behauptete vor einigen Jahren in der „Süddeutschen Zeitung“, das sizilianische Nationalgericht „Caponata“ sähe auf dem Teller aus, wie ein überfahrenes Tier. Das mag den geschmorten Auberginen wie den eingelegten Rosinen geschuldet sein, die weiß Gott kein farbenfrohes Bild abgeben. Tomaten inspirieren zu weiteren Gedankenpirouetten. Das für einen Sternekoch nicht gerade elegante Zitat geisterte quer durch die Presse und überdauert bis heute. Was mich wieder denken lässt: Wer schreibt, der bleibt! Also aufpassen, was man im Gespräch mit der Presse aus sich heraus blubbern lässt, auch wenn man sich Meriten erkocht hat und als Unternehmer pfiffig agiert. Kreativ, wie er nun einmal ist, empfiehlt er, das lauwarme Gemüse in Salatblätter einzupacken, um es zu servieren. Und zwar nicht irgendwelche Salatblätter, sondern in ausgesprochen dekorativen Castelfranco, auf das lustigste gesprenkelt und robust.
Caponata-Cocktail
Ich finde, es geht noch besser und bringe Caponata ein ums andere Mal unterschiedlich auf den Teller, ohne sie zu verstecken. Ein angemessener Auftritt ist definitiv machbar. Wer sich für meine „Caponata-Servierkünste“ interessiert, schaut hier nach:
- Artischocken-Caponata mit Tomaten-Polenta
Die Caponata wurde nicht überfahren, sondern hüpft vor Freude vom Teller unmittelbar in den Mund! - Kürbis-Caponata in Zucchini auf Parmesanschaum
Die Variation wiederum ist auf das Niedlichste in Zucchini-Bettchen platziert, der Parmesanschaum verleiht ihnen Flügel und die Hanfcracker verleihen Schmiss und gute Laune 😉.
Frühlingscaponata
Die heutige Caponata gestaltet sich allerdings etwas anders als gewohnt, doch was heißt bei Caponata schon „gewohnt“. Es gibt tausende von Rezepturen, und man darf ruhig wild herumprobieren! Ich zaubere mit Erbsen und Bärlauchpesto den Frühsommer auf den Tisch. Halbgetrocknete Kirschtomaten und Träubchen bringen Süße und Frische auf den Teller, karamellisierte Schalotten spendieren das ihre. Knackig gebratener grüner Spargel wiederum vertritt die Jahreszeit perfekt. Kapern und Parmesan katapultieren die Geschmackseindrücke Richtung Mittelmeer. Die Gnocchetti tragen dazu ihr Bestes bei. On top leicht geröstete Pinienkerne und einige Kapernäpfel: ein perfekter Genuss.
Rotwein ohne Schwefeldampf
So lautet das Zitat von Tim Raue für die passende Caponata-Weinbegleitung. Ich bestellte uns seinerzeit eine Kiste Roten vom Fuße des Ätna, beseelt, den Schwefelgeruch nicht in der Nase haben zu müssen. Wir stellten fest, so richtig feurig ist er nicht, vielleicht im Rauch erstickt. Lecker zwar, doch wir müssen für den Genuss nicht ganz so weit in die Ferne schweifen. Unseren Spaß bekommen wir dennoch mit einem kräftigen Barrique-Spätburgunder aus dem Saarland, und ich muss nicht andauernd an die Feuerglut und die Nebelschwaden des spuckenden Giganten denken.
Während ich über viele Wochen Ende des Jahres 2021 die Bilder von La Palma verfolgte, blieb mir der „Rote“ von der „La Isla Bonita“ ebenfalls bald im Halse stecken. Das Rüschenkleid, das Madonna in ihrem Video trägt, verpackte ich mit Seidenpapier, und die roten Rosen entfernte ich schleunigst aus dem Haupthaar 🌋! So geht es jedoch auf der Welt. Wo Licht ist, da ist auch Schatten, oder aber Asche und Rauch. Werden Asche und Rauch von der Natur ausgespien, kann man sie nur akzeptieren. Mit einem Zitat, das so abgegriffen wie wahr ist: „Das Leben ist kein Ponyhof!“ Derzeit stammen Asche und Rauch über Teilen der Erde von einem unberechenbaren Aggressor und sind geboren mindestens aus einer Mischung von Irrsinn und Grausamkeit. Der Ponyhof wird zur kaum noch vorstellbaren Idylle. Durch das Virus und den russischen Schlächter bedrückt, bleibe ich zurzeit am liebsten Zuhause. Ich koche uns leckere Gerichte, wir verfolgen die Weltlage und versuchen dabei, unsere innere Balance nicht zu verlieren.
- Bärlauch und Erbsen zur Pesto mixen. Kalt stellen.
- Trauben und Kirschtomaten im Backofen leicht trocknen.
- Paprika und Spargel al dente dünsten.
- Nudeln al dente garen.
- Alle Zutaten in der Pfanne auf Temperatur halten.
- Mit Pinienkernen und Bärlauchpesto garnieren.
Den Bärlauch mit blanchierten Erbsen, gerösteten Mandeln, Olivenöl, Saft und etwas Abrieb von der Zitrone, etwas Parmesan und einem Schluck Brühe mixen. Gegebenenfalls salzen und pfeffern. Bis zum Verwenden kalt stellen.
Die Trauben und die Kirschtomaten mit einem Zahnstocher anpiksen und bei ca. 160 °C im Ofen bei ein wenig geöffneter Tür leicht schrumpeln lassen. Das dauert je nach gewünschtem Ergebnis mindestens 30 Minuten. Einfach mal probieren, je mehr Flüssigkeit verdunstet, desto aromatischer werden die kleinen Früchtchen!
Paprikarauten und Zucchini in etwas Öl und Butter nicht ganz weich dünsten. Den grünen Spargel am unteren Drittel schälen, ansonsten in gefällige Segmente schneiden und in etwas Olivenöl und wenig Butter anbraten. Salzen, pfeffern und mit einem Schluck Brühe dünsten. Wie die Konsistenz sein soll, bestimmt der persönliche Geschmack! Die Nüdelchen al dente kochen, abgießen, eine Tasse Nudelwasser zurückbehalten.
Nudeln mit den weiteren Zutaten in einer Pfanne auf Temperatur bringen. Mit den Pinienkernen, der Pesto und einigen aufgerollten Bärlauchblättchen dekorativ anrichten. Parmesan darüber hobeln und genießen. ¡Que aproveche!
Zutaten für 4 Portionen
Menge | Zutat |
---|---|
2 Tassen |
Gnocchetti sardi (oder andere Minimuschel-Nüdelchen) |
8 EL |
blanchierte Erbsen |
8 EL |
Hühner- oder Gemüsebrühe |
12 bis 14 Blätter |
Bärlauch (Pesto) |
Einige Blätter |
Bärlauch (zur Deko) |
1 Hand voll |
geschälte, leicht geröstete Mandeln |
½ Tasse |
mildes Olivenöl |
1 |
Bio-Zitrone |
2 Hand voll |
Kirschtomaten |
2 Hand voll |
blaue kernlose Trauben |
6 EL |
Pinienkerne (leicht geröstet) |
Ca. 16 Stangen |
grüner Spargel |
2 rote |
Paprika (in feinen Rauten) |
1 |
Zucchini (in Rauten) |
6 bis 8 |
Schalotten |
3 EL |
Butter |
1 EL |
Honig |
2 TL |
Balsamico-Creme |
2 EL |
Kapern |
Einige |
Kapernäpfel |
2 Hand voll |
fein geriebener Parmesan |