Borschtsch-Bowl

27. Februar 2022
Es sei keine Zauberkunst, einen Suppentopf an den Start zu bringen, sagt der Liebste. Ich sage darauf stets, dass es Derjenige könne, der es kann. Ich hoffe, dass es auch den gebeutelten Nachbarn helfen möge, sich gegen den einen oder anderen Schlag, der ihnen um die Ohren fegt, ein kleines Wenig wappnen zu können. Es mag naiv anmuten, jedoch bin ich der Meinung, dass eine simmernde Suppe auf dem Herd Lebensmut schenken kann.
Ruhe am Herd
Für gute wie auch schlechte Zeiten gibt es eine eherne Regel. Denn wer weiß schon heute, welcher Irre die Welt morgen in eine andere Richtung dreht. Eine Tüte mit Wurzelgemüsen im Froster, eine weitere mit Abschnitten von Geflügel, Rindfleisch oder Knochen kann man beim Metzger des Vertrauens für kleines Geld vorbestellen. Zu gegebener Zeit mit Lorbeerblättern aus dem Garten in einen Topf füllen. Dazu Pfefferkörner und Gewürze und alles leise köcheln lassen. Je nach Beschaffenheit der Fleischeinlagen auch länger. So eine Brühe verursacht also kaum Aufwand und benötigt lediglich Zeit. Währenddessen kann die gepflegte Köchin einige Yoga-Übungen absolvieren oder ein gemütliches Entspannungsbad nehmen.

Für die Bowl kann man sich einen Sud aus Rote Bete selbst herstellen. Man kann jedoch auch einen Rote-Bete-Saft verwenden, den man mit Gewürzen wie Pfeffer, Kardamom oder Sternanis aromatisiert. Abrieb von Zitrone und Orange veredeln den Sud, frische Vanille in Maßen reichert ihn an. Das Kraut, das der Bete besonders steht, ist der Dill. Wenig dosiert auch der Liebstöckel.

Partner in der Schüssel
Zur Borschtsch-Bowl, die als modernisierte Variante zum Bete-Eintopf punkten kann, passt vieles. Frei variiert zum Beispiel kann die Fleischeinlage daherkommen, oder auch fernbleiben. Ich habe ein kurz angebratenes Entrecôte gewählt, das geschmacklich hervorragend mit dem Bete-Sud harmoniert. In die Bowl kann Wurzelgemüse jeder Art, das neben leise geschmorten Bete-Würfelchen Platz hat, jedoch keine Fahrt aufnimmt, Partner sein darf, sich auf keinen Fall aber in den Vordergrund spielen soll. Und was immer hineingehört, ist Kohl. Ich entschied mich in diesem Fall für knackigen Wirsing.
Einige Tipps noch: Eine Nocke Sauerrahm oder Crème fraîche als Topping machen sich gut und lecker. Ziegenfrischkäse wäre eine Alternative. Wer das Fleisch nicht mag, kann auf geräucherten Fisch ausweichen, auch sehr köstlich und gesund. Der vegane Freund freut sich auf Räuchertofu und statt der Sauercrème auf Seidentofu. Die Variation punktet beim Eintopf und lässt die Fantasie Pirouetten drehen. In diesem Falle die positive Fantasie und nicht die krampfigen Gedanken eines wohl Missachteten, der ins Kraut der Vernichtung geschossen ist!
Die Brühe
- Gemüse anrösten.
- Wasser und Gewürze hinzufügen.
- Fleisch hineinlegen und aufkochen lassen.
- Leise simmern.
- Hühnchenkeulen dazugeben. Weiter simmern lassen.
- Fleisch herausnehmen und Brühe abpassieren.
Der Borschtsch
- Rote Bete würfeln und in Brühe weichgaren.
- Kartoffeln würfeln, Karotten in Stifte schneiden, beides in Brühe weichgaren.
- Wirsing in feine Streifen schneiden und garen.
- Fleisch in mundgerechte Stücke schneiden, scharf anbraten.
- Sesam rösten.
- Bowl mit allen Zutaten anrichten.
- In die Mitte die heiße Brühe füllen.
- Mit Sesam bestreuen und mit Dill garnieren.
Die Brühe
(Die Brühe kann bereits am Vortag zubereitet werden).
Die Gemüse in einem großen Topf kräftig anrösten. Dann mit 3 Liter kaltem Wasser auffüllen und das Fleisch und die Gewürze dazugeben. Bei geringer Hitze etwa 2 Stunden leise simmern. Dann die Hühnchenkeulen dazugeben und noch einmal ca. 60 Minuten weiter leise köcheln lassen.
Am Ende der Zubereitung Fleisch und Hühnchen herausnehmen und für die weitere Verwendung bereitstellen (z. B. einen Rindfleisch- oder einen Hühnchensalat).
Die Brühe durch ein Sieb vorsichtig abseihen. Danach mit Salz und Sojasauce würzen.
Der Borschtsch
Die Rote Bete, wenn sie frisch sind, schälen, in etwa 1 cm große Würfel schneiden und in etwa 700 ml Brühe mit Piment und Kümmel ca. 30 Minuten weichgaren. Falls bereits gegarte (vakuumierte) Bete verwendet werden, diese ebenfalls würfeln. Damit dann auch die rot gefärbte Brühe vorhanden ist, mit Rote-Bete-Saft nachhelfen.
Die Bete mit Himbeeressig und Öl marinieren. Inzwischen die Kartoffeln schälen und ebenfalls in ca. 1 cm große Würfel schneiden, die Karotten in ca. 3 cm lange Stifte schneiden. Beides in etwas Brühe weichgaren. Während des Garens das Fleisch in mundgerechte Stücke schneiden, leicht salzen und in einer Edelstahlpfanne scharf und kurz anbraten. Sesam ebenfalls in einer Pfanne ohne Fett leicht rösten.
Alle Zutaten in einer Schale anrichten und in die Mitte die heiße Brühe gießen. Mit Sesam bestreuen und ein paar Zweiglein Dill dazugeben.
Zutaten für 2 Portionen (Restliche Brühe einfrieren)
Die Brühe
Menge | Zutat |
---|---|
500 g |
Suppengemüse: Zwiebeln, Lauch, Karotten, Pastinaken, Petersilienwurzel, Fenchel |
500 g |
Suppenfleisch (ideal mit Knochen) |
2 |
Hähnchenkeulen |
3 l |
Wasser |
5 |
Pimentkörner |
3 |
Nelken |
1 |
Sternanis |
2 |
Lorbeerblätter |
|
getrocknete Tomaten |
|
getrocknete Pilze |
|
Sojasauce |
|
Salz, Pfeffer |
Der Borschtsch
1 l |
Brühe |
300 g |
Rote Bete |
5 |
Pimentkörner |
1 TL |
Kümmel |
2 EL |
Himbeeressig |
1 EL |
neutrales Öl |
200 g |
Rindfleisch (z. B. Entrecôte) |
2 mittelgroße |
Karotten |
300 g |
Kartoffeln |
¼ kleiner |
Wirsing |
3 Zweige |
Dill |
1 EL |
Sesamsaat |
|
Salz, Pfeffer |