Avocado mit Cabanossi und Paprika
13. September 2015
In meiner Kindheit gab es ganz einfach „Schnittchen“. Gemischte Platten, die nette Besuchsnachmittage gekrönt haben. Ich habe beides geliebt, den Besuch und die Platten! Man hatte kein Telefon und wusste nie, ob am Sonntag die Türglocke läuten würde oder nicht. Daher hielt man sich einen Vorrat, mit dem so Einiges möglich gemacht werden konnte. Reichte das frische Brot nicht aus, so gab es Kommissbrot aus der Dose. Dauerwurst wie Salami oder Räucherschinken waren immer da. Reichten sie nicht, nahm man einige Wurstsorten aus der Konserve hinzu. Gürkchen, gekochte Eier, meist auch Tomaten standen ebenfalls zur Verfügung. Man wusste sich zu helfen. Eine Besonderheit der damaligen Zeit war Thunfisch in Dosen. Heute in überbordender Vielfalt erhältlich, gab es damals nur eine Sorte. Ich weiß noch, dass die Banderole schwarz war und der Fisch in einer rötlichen, öligen Sauce mit Erbsen und Zwiebeln eingelegt war. Der Geschmack war irgendwie eindimensional und eigentümlich. Der Fisch ist, wie Vieles, Zeitzeuge der Kindheit, und ich würde ihn gerne nochmal essen.
Nicht nur für Gäste bereiten wir Crostini, Schnittchen, Pumpernickeltaler mit Eiercrème oder Räucherfisch und weitere Leckerbissen zu. Gelegentlich begleiten sie uns auch durch spannende Fernsehabende. An Silvester sind sie ein „Muss“. Für mich symbolisieren vorbereitete Schnittchen, die aufs Verzehrtwerden warten, schlicht und ergreifend filzpuschenartige Gemütlichkeit. Man steht in Vorfreude vorbereitend in der Küche, um sich später quasi selber zu bewirten!
Bei einem anstehenden Brunch möchte ich meinen Gästen nicht das „Übliche“ anbieten. Kein gemischter Brötchenkorb mit Fisch, Braten, Marmelade oder sonstige Aufstriche. Keine Smoothies, kein Süppchen, keine Speisen aus kleinen Gläschen und auch keine Cupcakes. Fingerfood oder Löffelhappen sollen ebenfalls nicht die Hauptrolle spielen. Nostalgie sollte Trumpf sein, und die guten alten Canapés durften aus der Mottenkiste heraus. Schmuck herausgeputzt sollten sie wieder einmal so richtig glänzen und Beifall genießen dürfen! Mir war nicht wichtig, ob man sie nun elegant in den Mund bekommen würde. Üppig sollte es zugehen. An Garnitur würde ich nicht sparen. Es würde Tellerchen und Besteck geben, damit beim freischwebenden Applizieren kein Malheur geschehen würde.
Zunächst habe ich mit Elan alte und neuere Kochbücher durchstöbert und eine Vorauswahl getroffen. Die Rezepte, für die ich mich entschieden habe, bauen allesamt auf klassischen und soliden Zutaten auf. Kein Schickimicki. Weil viele einzelne Arbeitsschritte nötig sind, findet zunächst die Zeitplanung statt. Die Notizen, die später am Arbeitsplatz liegen, werden das Leben erleichtern. Die Grundzutaten, also zurecht konfektioniertes Brot, Mayonnaise und Remoulade müssen vorbereitet werden. Bei den Belägen und Toppings muss man die Reihenfolge der Herstellung beachten, denn einige Zutaten müssen vor dem Anrichten noch einmal durchkühlen oder anziehen. Die Planung ist die halbe Miete!
Folgende Rezepte stelle ich vor:
Avocado mit Cabanossi und Paprika
Aus der Hälfte der Avocado mit etwas Crème Fraîche, Salz und Muskat eine Crème rühren. Das ausgeschnittene Toastbrot mit Hilfe eines Servierringes damit bestreichen. Aus der zweiten Avocadohälfte schmale Segmente schneiden und auf die Crème geben. Den Ring stehen lassen. Für das Topping habe ich fein geschnittene rote und gelbe Mini-Paprika genommen. Eine dünne (unbedingt scharfe!) Cabanossi-Wurst habe ich in feine Scheiben geschnitten und sanft angebraten. Danach habe ich sie auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Einige mit Paprika gefüllte Oliven in Scheiben schneiden und alles vorsichtig vermischen. Die Mischung als Letztes aufsetzen und mit einem Löffel etwas andrücken. Erst dann den Servierring vorsichtig abziehen. Mit Basilikum oder Koriandergrün garnieren.