Mein Jahresrückblick, 2022

Alte Kästen im neuen Jahr

Nach zermürbender C-Zeit dachte ich zum Jahresanfang, viel Schlimmeres könne nicht mehr kommen. An Katastrophen, Sturmfluten, Vulkanausbrüche, Dürren oder Orkane hat man sich gewöhnt und ist in der Wahrnehmung hartschlägig geworden. Dass in Europa ein Krieg ausbrechen könnte, wäre wohl den wenigsten in den Sinn gekommen. Eine liebgewordene Beständigkeit für mich ist das Neujahrskonzert, diesmal mit der Champagner-Polka! Lasst trotz drohenden Elends die Korken knallen! Man muss an etwas Beständigem festhalten können, sei es auch nur „ein musikalischer Scherz!“

Beständig sind auch die Hotels, die mein Herz erobert haben. Diejenigen, die der Liebste „alte Kästen“ nennt. Die „Steigenberger“ Hotels oder die der „Hilton-Gruppe“, das „Vier Jahreszeiten“, das „Atlantic“ in Hamburg gehören dazu. Hotels mit Stil, die schon viele Geschichten gesehen und Krisen überdauert haben. Ich brauche den Trost des Beständigen! In New York waren wir im „Morgans“, 237 Madison Avenue, designet von Philippe Stark. Leider ist es inzwischen geschlossen, auch das fantastische Restaurant „Asia de Cuba“ nebenan. Dort verkehrten seinerzeit auch viele „Celebrities“. Die sichteten wir nicht, doch gegessen haben wir sehr gut. Stilgerecht gab es – wenn auch nicht im „Waldorf Astoria“ – einen knackfrischen Waldorfsalat mit zartem Brustfleisch und Parmesanchips. Das Frühstück zwar trug dazu bei, dass wir „aushäusig“ wurden, denn bunte Bagels am Morgen waren nicht unsere Wahl. Nach einem strammen Marsch in klirrender Kälte brachte uns ein Whisky Sour im „Millenium Hilton“ in Form. „Ground Zero“ direkt vor Augen dämpfte die Laune leicht.

Während der Globus sich anschickt, einen unnötigen Kopfstand zu vollführen, und durch erste unkontrollierte Pirouetten eiert, verdränge ich düstere Gedanken, hoffe das Beste und lasse einen Korken knallen. Ich denke zurück an NY und bereite voller Glaube an Gutes einen Waldorfsalat zu.

Zum Beitrag: Waldorfsalat mit knuspriger Ente.

Das Undenkbare denken

Altbewährtes in neuen Hüllen zu präsentieren ist in Mode und war es immer. Bewährtes lässt sich nicht wirklich neu erfinden. Warum denn auch? Anpassen kann man es, damit man in der Zeit nicht stehen bleibt. Der Februar beschert die Tatsache, dass Frank-Walter Steinmeier das Ruder der Republik in seinen Händen behält und hoffentlich mit besonnenen Entscheidungen durch kommende Krisen navigiert, mit denen wir wohl zu rechnen haben. Ich bin dankbar dafür, dass es noch Menschen gibt, die als gesetzte Größen für Beständigkeit in unruhigen Zeiten stehen.

In tradierten Suppentöpfen von Russland und auch der Ukraine befanden sich bewährte Zutaten, die die Natur im Zusammenspiel mit den Jahreszeiten zur Verfügung gestellt hat. Die Rote Bete im „Borschtsch“ hat mit unzähligen Inhaltsstoffen zu punkten und hilft verlässlich bis heute über dunkle Winterzeiten hinweg. Allerdings wurde nie der Streit begradigt, wer den Borschtsch erfunden hat. Egal, über trübe Zeiten von Corona kann er uns hinweghelfen. Doch, als wäre Corona noch nicht ausreichend Unglück, fällt Putin über die Ukraine her. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass der egomane Aggressor tatsächlich so weit geht!

Der Liebste sagt immer, dass es keine Zauberkunst sei, einen Suppentopf an den Start zu bringen. Ich sage darauf stets, dass es derjenige könne, der es kann. Wer sein Leben aus Angst in U-Bahn-Stationen verbringt, kann das sicher nicht, auch wenn er es theoretisch könnte. Wer sich im Untergrund verkriechen muss und vor Angst zittert, der ist sicherlich froh über einen heißen Tee. Während meine Suppe gemütlich auf dem Herd simmert, denke ich an die schuldlos und schwer gebeutelten Menschen in der Ukraine und schicke ihnen von Herzen gute Gedanken. Allein: Das hilft ihnen wenig. Ich bin nicht sicher, ob die bescheidenen, durch spontane Spenden auf den Weg gebrachten Pflaster tatsächlich ein Trost sein können.

Zum Beitrag: Borschtsch-Bowl.

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