Die tobende Sabine
„Sabine“ suchte uns heim. Wir hatten sie nicht eingeladen, konnten jedoch nichts gegen ihren aufwühlenden Besuch tun. In diesem Jahr tragen die Tiefs weibliche, die Hochs männliche Namen. Im Zuge der Gleichberechtigung wechselt die Namensvergabe seit geraumer Zeit jährlich. Das heißt, im nächsten Jahr, sind die Männer schuld an Sturm und Hagel. Die Namenspatenschaft lässt man sich etwas kosten. Für 199 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer kann man sich den Namen eines Sturmtiefs kaufen. Ein Hoch kostet 299 Euro. Orkantief Sabine hat an diesem Februarwochenende einen fulminanten Auftritt hingelegt und uns kräftig die Kreide verhagelt. Insbesondere mir, der Liebste sieht das alles deutlich gelassener. In aller Ruhe machte er rund ums Haus alles niet- und nagelfest.
Ich würde mich ablenken und versuchen, die rabiate Dame einfach auszublenden. Spüren konnte ich die brodelnde Front schon, mir war, als stünde ich unter Strom. Ich beschloss zu kochen und inspizierte den Vorrat. Chicorée, Orangen, Pomelo und Äpfel lagen für den morgendlichen Smoothie bereit. Ich konfiszierte sie schon einmal für einen frischen, fruchtigen Salat. Im Froster lagerten „Skrei“, der festfleischige norwegische Winterkabeljau und Tiger-Prawns. Damit ließe sich etwas anfangen. Vorher noch eine kleine Meditation, ein inbrünstiges „Om“, der Wunsch ans Universum, dass Sabine uns nur mit ihren kräftemäßig abgeschwächten Rändern streifen würde.
Ich kochte Köstliches, wir speisten, genehmigten uns ein Bierchen und was ich nie erwartet hätte, schlief ich trotz des tosenden Sturms tief und fest. Ja, ich hatte das Rütteln irgendwie unterbewusst registriert, gab ihm jedoch keinen Raum. Das ist wohl eine Möglichkeit, Krisen zu meistern und hinterher auf das Leben anzustoßen!
Zum Beitrag: Winterkabeljau und Tigergarnelen.